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Europäische Union 20 Jahre Osterweiterung: Wie haben die Länder profitiert?

Feierlichkeiten in ganz Europa markieren die Erweiterung der EU auf 25 Mitgliedsländer Anfang Mai 2004. Hier im Park Cinquantenaire in Brüssel
Feierlichkeiten in ganz Europa markieren die Erweiterung der EU auf 25 Mitgliedsländer Anfang Mai 2004. Hier im Park Cinquantenaire in Brüssel
© Jean-Michel Clajot / European Communities, 2004 / Picture Alliance
Es war ein beispielloser außenpolitischer Erfolg der Europäischen Union. 2004 wuchs sie um zehn Mitglieder auf eine Gemeinschaft von dann 25 Länder an. Ein Wohlstandsgewinn für alle? 

20 Jahre zusammen: In zehn Mitgliedsländern wird dieser Tage das Beitrittsjubiläum zur Europäischen Union (EU) gefeiert. Die Zugehörigkeit mag nicht stets Grund zum Jubeln gewesen sein. Aber die Vorteile haben sich seither sowohl den alten wie den neuen Mitgliedern der Union erschlossen. Manche sprechen vom bisher größten außenpolitischen Erfolg der EU gewesen, dass am 1. Mai 2004 eine so große Zahl von Ländern entlang des früheren eisernen Vorhangs und im Mittelmeer aufgenommen worden sind – die sogenannte Osterweiterung. 

Schon in den 1980er Jahren hatte die Aussicht auf einen Beitritt entscheidend dazu beigetragen, in Griechenland, Spanien und Portugal einen reibungslosen Übergang von der Diktatur zur Demokratie zu gewährleisten. In den späten 1990er Jahren hat die Perspektive die osteuropäischen Länder beim Übergang von der kommunistischen Zentralplanung zur liberalen Demokratie verändert. Die Länder des westlichen Balkans wurden ebenso dank ihrer Hoffnung auf eine EU-Mitgliedschaft stabilisiert. Selbst die Türkei nahm umfassende Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor, bevor ihr Präsident die autokratische Wende vollzog. Seit dem Beitritt von Rumänien und Bulgarien 2007 und Kroatien 2013 bleibt noch die Erweiterung in Südosteuropa unvollendet. 

Schon wenige Jahre nach der Beitrittswelle 2004 um Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern zeigte eine Analyse der EU-Kommission, dass drei Altmitglieder am meisten davon profitierten, dass sie ihre Grenzen gleich für Arbeitskräfte aus Osteuropa öffneten: Großbritannien, Irland und Schweden. Andere Ländern optierten aus Furcht vor einer Schwemme „polnischer Klemptner“ für Übergangsfristen. Die neue Durchlässigkeit zeigte mit Abstand ihren Nutzen: Spaniens Exporte in die zehn Länder verdoppelten sich in 20 Jahren, Italiens Warenhandel legte um 77 Prozent zu. Intern wuchs der gesamte EU-Handel in weniger als zwei Jahrzehnten um 40 Prozent. 

In diesen 20 Jahren ist die EU-Wirtschaft nach Angaben der EU-Kommission um 27 Prozent gewachsen. Von Tallin bis Lissabon, von Valletta bis Stockholm, von Dublin bis Nikosia: Für 450 Millionen Europäer und Unternehmer haben sich neue Möglichkeiten erschlossen. Der Zuwachs von zehn Mitgliedsstaaten, die zum Teil auch dem Nordatlantischen Verteidigungsbündnis (NATO) beitraten, hat global gesehen sowohl das ökonomische wie das geopolitische Gewicht der EU erhöht. Ein umfassender Binnenmarkt hat die Attraktivität des Wirtschaftsblocks als internationaler Handelspartner erhöht: Seit 2004 legte der internationale Handel der EU um 3 Billiarden Euro zu – auf 5 Billiarden Euro im Jahr 2023. 

Wohlstandszuwachs der Neuen

Die Beitrittsländer haben auf vergleichbare wie auf unterschiedliche Weise von der Zugehörigkeit zu einem grenzenlosen gemeinsamen Markt für Arbeitskräfte, Güter und Kapital profitiert. Infrastruktur wurde modernisiert, EU-Fördergelder flossen in die Modernisierung von Wirtschaftszweigen. Nicht nur die Industrieproduktion stieg dank Zuwanderung etwa aus der Automobilindustrie, auch die landwirtschaftliche Produktion verdreifachte sich nach Wert auf mehr als 68 Mrd. Euro.

Löhne haben sich laut EU-Kommission in den 20 Jahren in den zehn Ländern real verdoppelt. Armut verringerte sich von 37 Prozent im Jahr 2005 auf 17 Prozent 2020. Sieben der Länder zahlen inzwischen mit dem Euro. Die durchschnittliche Lebenserwartung in den Staaten der Osterweiterung stieg von 75 auf 79 Jahre und holte damit den Abstand zum EU-27-Durchschnitt von 81 Jahren fast auf. Die jüngste Standard-Eurobarometer-Umfrage zeigte: Auch die Lebenszufriedenheit legte von 68 Prozent im Jahr 2004 auf 89 Prozent 2024 zu.

Wie stark die einzelnen Länder profitiert haben und wie die Lage 20 Jahre nach dem EU-Beitritt ist:

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