Es findet sich immer ein guter Grund, um nach Mallorca zu fliegen. Wie viele Deutsche teile auch ich die ewige Liebe zu dieser spanischen Insel, die mediterranes Flair und faszinierende Kultur so herrlich süffig zu mixen weiß. Doch dieses Mal mache ich einen Bogen um den Trubel in Palma oder Calvià, sondern erkunde ausschließlich die ländlichen Gegenden Mallorcas. Ruhe statt Rummel.
Ich mache mich in die nordwestliche Bergregion „Serra de Tramuntana“ auf, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört und mich schon lange fasziniert. Eine spektakuläre Landschaft mit vielen charmanten Bergdörfern prägt das Bild der Gegend. Eines dieser kleinen Orte ist Puigpunyent. Hier leben rund 1500 Einwohner und auf einem Hügel oberhalb des Dorfes thront mein Ziel: das Fünf-Sterne-Haus „Grand Hotel Son Net”, umgeben von Pinienwäldern, Klippen und Tälern. Ein spektakulärer Anblick, der meine Erwartungen an den Aufenthalt noch einmal höher steigert.
Ein historisches Anwesen in der Idylle
Das imposante, an den meisten Fassadenseiten tiefrot verputzte Gebäude aus dem 17. Jahrhundert war einst ein altes Herrenhaus in mallorquinischem Privatbesitz. Seit rund 25 Jahren ist es nun ein Hotel und trotz seiner idyllischen Lage gerade einmal 20 Autominuten von Palma entfernt. „Die Gäste kommen zu uns, um das authentische Mallorca zu erleben“, erzählt mir General Manager Rene Zimmer beim Rundgang. „Wir setzen dabei auf eine Verbindung zwischen Landleben und Luxus.“ Tja, und Land, davon gibt es im „Grand Hotel Son Net” mehr als genug. Das Anwesen umfasst etwa sieben Hektar. Eine immense Fläche, die reichlich Platz für den Anbau von Lebensmitteln bietet.
Ich erblicke Orangen- und Olivenbäume sowie einen Gemüsegarten, in dem Tomaten, Zwiebeln und Blattsalate wachsen. Ponys, einige weiße Esel und Schafe grasen auf den Wiesen. „Die Schafe sind unsere Talismane“, sagt Zimmer auf meine Frage, was mit den Tieren passiert. Wenige Meter weiter stehen Reben mit Malvasia-Trauben, den „Jahrhundertrauben“ der Insel, für den hauseigenen Weißwein. 2023 reichte der Ertrag für rund 2400 Flaschen, die im Hotel verkauft werden.
Mehr ist mehr – das Interieur ist so stilvoll wie üppig
Das „Grand Hotel Son Net” ist nach einer umfassenden Renovierung auch in seinem Inneren ein absoluter Augenschmaus. Das Haus begrüßte mit dem neuen Eigentümer David Stein, einem Immobilienunternehmer, erstmals 1999 Hotelgäste. Ende 2020 folgte dann unter neuer Geschäftsleitung und der Federführung des berühmten Innenarchitekten Lorenzo Castillo die Neugestaltung. Castillo hatte bereits das Luxushotel Santo Mauro in Madrid stilistisch geprägt. Auch beim „Grand Hotel Son Net” frönte er seiner Leidenschaft für einen effektvollen Maximalismus. So verteilte er eine Vielzahl von Antiquitäten im Gebäude, die er extra anfertigen ließ oder seiner eigenen Sammlung entlehnte.
Die Gäste erwartet ein wahres Feuerwerk antiquarischer Schätze aus aller Welt – darunter barocke Porträts, Büsten, Perlmutt-Uhren, Werke von David Hockney sowie Christo und Jeanne-Claude. Jedes der 31 Zimmer besitzt ein einzigartiges Design. Einige erinnern mich an das kaiserliche China, andere an Spanien in der Kolonialzeit. Alle sind dabei so detailreich wie luxuriös eingerichtet. Zudem gibt es sechs Suiten mit eigener Terrasse und Privatpool, der so großzügig bemessen ist, dass man darin Bahnen schwimmen kann. Noch imposanter: das 100 Quadratmeter große „Pool Cottage House“ mit üppigem Garten.
Auch im Spa-Bereich, der gerade komplett erneuert wird, wurde nirgends gespart. Hochwertiger Marmor, vier Meter hohe Decken, bodentiefe Fenster, die viel Tageslicht hereinlassen und, mein persönliches Highlight, ein Innenpool mit Bogenwänden, eingerahmt in dunkelrote Fliesen.
Mallorquinische Küche auf höchstem Niveau
Es gibt zwei Restaurants im „Grand Hotel Son Net“, das „Mar & Duix“ und das „Gazebo“. Letzteres ist allerdings nur in den Sommermonaten und mittags geöffnet. Am Abend speise ich im „Mar & Duix“, das der gebürtige Mallorquiner Sergio Olmeda leitet. Die Karte ist überschaubar, aber ich entdecke viele frische Produkte, die entweder aus dem eigenen Bio-Gemüsegarten stammen oder von lokalen Produzenten bezogen werden wie die köstlichen Austern von der Nordküste der Insel.
Bei meinem Besuch sind 18 Gäste in einem Raum, der eigentlich für die Olivenpresse gedacht war und sicherlich eine 25 Meter hohe Decke hat. Das Presse-Ungetüm steht immer noch mitten im Raum, im Hintergrund läuft leise spanische Musik. Ich freue mich über ein sehr gelungenes Abendessen mit guter Küche und noch besseren Weinen – teils mir unbekannte regionale Tropfen – mit sehr ordentlichem Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch der Service überzeugt mich, allen voran Marcel, der deutsche Maître d'Hôtel. Er ist eigentlich Sommelier, fungiert hier jedoch als Gastgeber. Als ich bei ihm noch einen Weißwein aufs Zimmer bestelle, antwortet er: „Gern, Ihre Zimmernummer finde ich heraus.“ Proaktive Gästebetreuung, großartig!
Fazit: Meine mallorquinische Landpartie war ein voller Erfolg. Das „Grand Hotel Son Net“ ist ein imposantes Haus mit perfekter Lage, hochwertigem Interieur, viel „Farm to Table“-Engagement und einem perfekten Händchen dafür, den Charme eines ursprünglichen Mallorcas mit den Ansprüchen moderner Luxusurlauber zu verbinden.