Egal ob VW Polo III, BMW E36 Compact oder Ferrari 355 Berlinetta – so alt wirken sie teilweise noch gar nicht, die Oldtimer der nächsten Generation. Doch tatsächlich werden viele dieser Autos im kommenden Jahr alt genug, um sich bei der Zulassungsstelle ein H-Kennzeichen abzuholen. Darüber, wie dringend man einige der betroffenen Modelle erhalten sollte, lässt sich natürlich streiten – denn schön waren sie schon damals nicht alle.
Das Prädikat „Nicht schön, aber selten“ würde so mancher beispielsweise dem Ford Scorpio MK2 verleihen, der wegen seiner Optik schon in den Neunzigern wenig Abnehmer fand. Oder der Opel Tigra – auch ein eher gewöhnungsbedürftiges Fahrzeug.
Der letzte Luft-Porsche und ein VW-Klassiker
Unter den Anwärtern auf eine Mitgliedschaft im Club der Altehrwürdigen finden sich allerdings auch echte Klassiker, die es zu erhalten gilt. So wird beispielsweise das Porsche 911 Cabrio der Baureihe 993 alt genug. Und da es sich bei den Fahrzeug um den letzten luftgekühlten Elfer handelt, sind die Autos schon heute begehrte Klassiker.
Die „neuen“ Oldtimer 2024
Der VW Polo III lief 1994 das erste Mal vom Band, 1995 wurde der bekannte Harlekin gebaut. Die mehrfarbige Lackierung war inspiriert von einem Marketing-Trick, der das Baukastenprinzip der verschiedenen Ausstattungsmodule demonstrieren sollte. Insgesamt gab es von dem bunten Wagen 3806 Exemplare.
Der Toyota RAV4 wurde 1994 eingeführt und hatte einen Listenpreis von ca. 32.000 DM. Der Name steht bis heute für „Recreational Active Vehicle 4-Wheel Drive“. Das Modell ist bekannt als eines der ersten kompakten Crossover-SUVs, die den Markt revolutioniert haben. Übrigens: Der erste vollelektrische RAV4 kam schon 1997 auf den Markt – aber nur in Kalifornien.
Der Ford Scorpio MK2 war ein Versuch. Das Auto orientierte sich am amerikanischen Geschmack, wurde aber nur in Europa verkauft. Die Limousine scheiterte und blieb – nicht zuletzt wegen der Optik – ein Ladenhüter. Der Kombi erzielte bessere Zahlen, aber ein Verkaufsschlager war der Wagen nie. Vier Jahre später begrub Ford die Modellreihe.
1996 war der Fiat Punto das meistverkaufte Auto in Europa. Einen Teil dazu trug sicher auch das Punto Cabrio von 1994 bei. Dieses Fiat-Modell definierte das Kleinwagen-Cabrio-Konzept mit einem elektrisch betriebenen Stoffverdeck, sofern man die Sonderausstattung buchte.
Der Ferrari 355 Berlinetta galt bei seinem Erscheinen als „kleiner Ferrari“, da er mit seinem V8-Motor nicht mit den großen Zwölfzylindermodellen mithalten konnte. Doch mit dem F355 war es Ferrari gelungen, technisch zu den Top-Modellen aufzuschließen, wodurch der Wagen zu einem Verkaufserfolg wurde. Der damalige Neupreis lag bei 220.000 D-Mark. Gebrauchte liegen zwischen 100.000 bis 170.000 Euro.
Als 323ti gab es den BMW E36 Compact sogar mit bis zu 170 PS – das machte den kompakten Wagen sehr beliebt. Experten lobten besonders das Fahrverhalten, eine M-Version blieb aus unbekannten Gründen in der Prototyp-Phase stecken. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Über die Optik der verkürzten Schrägheck-Version der Limousine wurde schon viel gestritten.
Mit dem Audi A8 platzierte sich der Hersteller 1994 fest in der Oberklasse. Noch heute, 30 Jahre später, wird die Reihe gebaut. Als erstes Serienautomobil war der A8 mit einer Aluminium-Karosserie (Audi Space Frame) ausgestattet, um Gewicht und Treibstoffverbrauch zu reduzieren. Seit jeher ist der A8 auch Technologieträger des Unternehmens – neueste Entwicklungen landen oft zuerst in dem Flaggschiff.
Der Aston Martin DB7 wurde vom renommierten Designer Ian Callum entworfen, der später auch für die Gestaltung bedeutender Modelle wie den Jaguar F-Type und den Aston Martin Vanquish verantwortlich war. Die Entstehung des DB7 wurde durch die Partnerschaft zwischen Aston Martin und Jaguar beeinflusst, was zur Verwendung mehrerer Jaguar-Komponenten und Technologien im Fahrzeug führte. Die 1997 erschienene Sonderedition „Alfred“ kostet bei ihrer Einführung 138.000 Pfund, wodurch dieser DB7 lange das teuerste Sechszylinder-Fahrzeug überhaupt wurde.
1994 brachte Alfa Romeo den GTV in einer neuen Version auf den Markt. Intern wurde die Baureihe 916 genannt. Der Wagen war mit einer Leistung von bis zu 240 PS zu haben. Alfa Romeo überschätzte die Beliebtheit des Autos allerdings, weshalb man die Produktion später auslagerte, um die Kapazitäten im Hauptwerk für andere Autos nutzen zu können.
Sammler lieben das Porsche 911 993 Cabrio, welches 1994 auf den Markt kam. Das Modell, ob nun mit Stoff- oder Blechdach, gilt für viele als schönster Elfer aller Zeiten. Auch bei Fans alter Technik hat der Wagen einen besonderen Platz im Herzen, denn Typ 993 war der letzte Porsche aus der 911-Reihe mit einem luftgekühlten Boxermotor.
Das Design der 306er Reihe wurde von Pininfarina gestaltet, einem legendären italienischen Studio. Entsprechend beliebt war das Peugeot 306 Cabriolet. Bei Einführung kostete das Auto 44.300 DM. Heute ist es weit weniger Geld. Für 3000 Euro ist man oft schon gut dabei.
Gleiches trifft wohl auch auf den Ferrari 355 Berlinetta zu, der damals trotz vergleichsweise kleinem Motor mit tollen Fahreigenschaften überzeugte und für Ferrari-Verhältnisse zum Kassenschlager wurde.
Es muss aber nicht immer gleich der teure Sportwagen sein, wenn man Lust auf einen Oldtimer hat: Auch der in Europa sehr beliebte Fiat Punto wird als Cabrio 30 Jahre alt, ebenso der erste Toyota RAV4. Will man es ganz speziell, könnte man außerdem Ausschau nach einem VW Polo 6N halten – in der seltenen Harlekin-Edition muss der Wagen nur noch ein Jahr warten, bis er zum Oldtimer wird. Das Basismodell ist 2024 schon soweit.
Was bringt ein H-Kennzeichen in Deutschland und wie bekommt man es?
Um in Deutschland ein H-Kennzeichen für Oldtimer zu erhalten, muss man ein Gutachten nach Paragraph 23 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung von einem anerkannten Prüfer einholen, das bestätigt, dass das Fahrzeug mindestens 30 Jahre alt ist und gut erhaltenen Originalzustand aufweist. Anschließend geht man mit allen erforderlichen Dokumenten zur Zulassungsstelle.
Ein H-Kennzeichen für Oldtimer bringt in Deutschland einige Vorteile mit sich, darunter die reduzierte Kfz-Steuer von 191,73 Euro pro Jahr, unabhängig von Hubraum oder Schadstoffemissionen. Fahrzeuge mit H-Kennzeichen dürfen auch ohne grüne Plakette uneingeschränkt in Umweltzonen einfahren. Versicherungen bieten außerdem oft spezielle Oldtimer-Tarife, die günstiger sind als reguläre Kfz-Versicherungen.
Die gezeigten Fahrzeuge der Galerie sind lange nicht alle Autos, die 2024 zu Oldtimern werden – das „Handelsblatt“ veröffentlichte kürzlich eine lange Liste.
Dieser Artikel ist eine Übernahme von stern.de