Buchempfehlungen zum Thema Europa
Robert Menasse ist ein leidenschaftlicher Europa-Prediger. Nach „Die Hauptstadt“ und „Die Erweiterung“ attackiert der Österreicher nun den europäischen Nationalismus. Es geht um Nationalhymnen, Symbolpolitik und Politiker, die sich als glühende Europäer geben, aber Brüssel vor allem „als Bankautomaten nutzen“ und Gemeinschaftspolitik blockieren. Er appelliert, die EU als Gemeinschaftsprojekt ernst zu nehmen. Kein Nationalstaat könne die gegenwärtigen Herausforderungen alleine schultern.
Seit 50 Jahren notiert er in seiner schwarzen Kladde, was er auf seinen Reisen durch Europa sieht. Der Historiker Timothy Garton Ash bereiste Osteuropa hinter dem Eisernen Vorhang, studierte in der DDR und freundete sich mit Dissidenten wie Václav Havel an. Später als Professor in Oxford und Harvard unterrichtete er Viktor Orbán und beriet Regierungschefs. Der Brite schöpft aus einem einzigartigen Fundus persönlicher Erinnerungen. Besser lässt sich Europas Entwicklung kaum verstehen.
Fünf Jahre hat der Satiriker als EU-Parlamentarier durchgehalten und darüber ein sarkastisches Buch geschrieben. Erlebt hat er Kungelei und Geldverschwendung, über die sich kaum jemand aufregt. In der Verwaltung sitzen Ex-Mitarbeiter der größten Fraktionen. Reisespesen werden auch ohne Belege großzügig gewährt, die Straßburg-Pendelei verschlingt Milliarden. Semsrott aber wird gerügt, weil er Tamponboxen gratis verschickt. Jetzt ist der Mann zurück auf der Bühne – mit vielen Aufregergeschichten.
Menschen, die in Europa leben oder dorthin wollen – darum geht es in dem Buch des britisch-französischen Journalisten. 23 Schicksale zeichnet er nach aus stundenlangen Interviews. Viele stehen exemplarisch für die großen Themen Europas: Flüchtlingswelle, Krieg in der Ukraine. Andere sind universelle Geschichten über Armut, über Niedriglöhner. Wo sonst könnte man zum Beispiel die Geschichte eines sexbesessenen syrischen Flüchtlings lesen, der in Budapest mit einem Pornokanal reich wird?