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Reiseplattform Airbnb versucht die Neuerfindung

Eine Frau schaut auf ihr Smartphone, im Hintergrund ist das Airbnb-Logo zu sehen
Die Buchungsplattform Airbnb ist nicht überall wohl gelitten 
© Mateusz Slodkowski/SOPA Images via ZUMA Press Wire / Picture Alliance
Bisher wurden auf Airbnb vor allem Ferienunterkünfte angeboten, nun will das Unternehmen Plattform für mehr werden. Dafür kündigte es nun eine neue Partnerschaft an

Airbnb hat sich kein leichtes Pflaster für seine Veranstaltung am Montagabend ausgesucht. Mitten in Neukölln, wo die Mieten seit 2022 um 23,5 Prozent angestiegen sind, dürfte man eher skeptisch auf die Ferienwohnung-Plattform blicken. Denn vielerorts wird die Vermietung über Airbnb als symptomatisch für die Probleme auf dem Wohnmarkt gesehen: Statt den Menschen, die in einer Stadt leben, Wohnraum zu bieten, werden Wohnungen an Touristen vermietet – was meist deutlich lukrativer ist. 

In vielen Städten und Ländern gibt es daher seit Jahren Proteste gegen das Unternehmen und in einigen wird es inzwischen stark reglementiert. Zuletzt kündigte Spanien an, dass 65.935 der rund 368.000 Unterkünfte auf der Plattform gelöscht werden müssen, weil sie nicht die richtige Lizenz haben. „Wir haben zu viel Airbnb und zu wenig Wohnungen“, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez dazu.

Erlebnisse statt Unterkünfte auf Airbnb

Airbnb steht mit seinem bisherigen Geschäftsmodell also unter Druck – und erfindet sich deswegen gerade neu. Mitte des Monats kündigte das Unternehmen an, man wolle nicht mehr nur Unterkünfte anbieten, sondern auch Dienstleistungen und Erlebnisse. Kunden können nun auch eine Massage oder einen Kochkurs über die Plattform buchen. Das Angebot startete zunächst in 260 Städten mit zehn Kategorien.

Damit will man auch über die Tourismus-Branche hinaus wachsen, denn auch Menschen, die schon in den Städten wohnen, sollen über Airbnb ihre Friseurtermine oder Essenslieferungen buchen. Und wenn es nach CEO Brian Chesky geht, sollen Touristen mehr von dem tun, was auch Einheimische tun. Also Kochkurs statt Doppeldecker-Bus, Streetart statt lange Museum-Schlangen. „Beim Reisen geht es inzwischen zu viel darum, eine Liste abzuarbeiten“, sagte er bei der Veranstaltung in Berlin. 

Wer bei Airbnb ein Erlebnis anbieten will, muss 20 Prozent der Einnahmen an Airbnb abgeben. Bei Dienstleistungen sind es 15 Prozent. Die Anbieter sind aber nicht an das Unternehmen gebunden, sie können ihre Dienste auch auf anderen Seiten verkaufen.

Zusammenarbeit mit dem Lollapalooza

Bei der Veranstaltung in Neukölln geht es nun noch einmal um eine spezielle Partnerschaft, mit der man die Erlebnisse konkret vermarkten kann. Airbnb hat sich mit dem Lollapalooza Festival zusammengetan und will den Besuchern des Musik-Events exklusive Erlebnisse anbieten.

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Buchen können die Festivalgänger zum Beispiel eine private Show mit 40 Personen von einem der Acts, eine Styling-Session mit professioneller Visagistin oder ein Fotoshooting mit einem Fotografen. Natürlich lassen sich über Airbnb auch weiterhin Zimmer und Wohnungen für das Festival buchen – laut Unternehmen stiegen 2024 die Suchanfragen nach Unterkünften in Berlin während des Lollapaloozas um 45 Prozent. Dreiviertel der Besucher kommen laut Festivalveranstalter von außerhalb Berlins. Etwa 50.000 bis 100.000 Menschen besuchen das Festival. 

„Ich will, dass wir die Geräte nutzen, um uns von ihnen zu lösen“

Brian Chesky hat für die Neuerfindung von Airbnb eine eigene Erzählung. 2007 kam er als Designer ins Silicon Valley. „Dort gab es das große Versprechen: Das Internet wird uns alle miteinander verbinden“, erzählt er. Heute fühle sich das anders an, die Einsamkeit steige, wir verbrächten zu viel Zeit an unseren Geräten. „Ich will, dass wir die Geräte nutzen, um uns von ihnen zu lösen“, sagte er und spannt so den Bogen zu seinem Unternehmen. Über Airbnb sollen die Menschen „echte“ Momente buchen können, bei denen sie nicht am Handy sind. Nichts böte sich dafür besser an als Live-Musik. 

Ob er mit dieser Erzählung die Airbnb-Kritiker verstummen lässt?

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