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Wochenrückblick Wut auf China

Droht in Ostasien eine gefährliche Krise? In Vietnam eskalieren Proteste gegen China. Außerdem: das Kasino der Deutschen Bank

Für den Ökonomen Nouriel Roubini stecken in Ostasien die potenziell größten Risiken für die Weltwirtschaft. Aus deutscher Perspektive überlagert die Krise in der Ukraine dagegen den weiter entfernten Schauplatz. In dieser Woche schaffte es die explosive Lage in der Region dann aber doch in die Nachrichten. Grund war eine Welle der Gewalt gegen chinesische – und vermeintlich chinesische - Unternehmen in Vietnam.

Tausende Vietnamesen stürmten Fabriken ausländischer Investoren und verwüsteten sie. Die Gewalt richtete sich zwar gegen China, sie traf aber auch andere Firmen. Wegen der Ausschreitungen mussten Fabriken die Produktion einstellen, darunter auch der Schuhauftragsfertiger Yue Yen, der sowohl für die deutschen Sportartikelhersteller Adidas und Puma, als auch für den US-Konkurrenten Nike produziert. Puma-Chef Björn Gulden zeigte sich besorgt angesichts der Eskalation.

China ist in Vietnam unbeliebt
China ist in Vietnam unbeliebt
© Getty Images

Auslöser der Unruhen waren chinesische Ölbohrungen bei einer Inselgruppe im südchinesischen Meer, die von beiden Seiten beansprucht werden. Peking schickte eine Ölbohrplattform in die Region, was die Vietnamesen als Provokation empfanden. Hanoi entsandte Boote mit Rammvorrichtungen. Vertreiben konnten sie die chinesische Bohrinsel aber nicht. Danach kochte der Volkszorn hoch.

Es ist nicht der einzige Konflikt im südchinesischen Meer. Gebietsstreitigkeiten gibt es auch mit den Philippinen, Taiwan, Malaysia und Brunei. Und im ostchinesischen Meer schwelt ein Konflikt zwischen Peking und Tokio um eine Inselgruppe. Die Länder in der Region fühlen sich von der aufstrebenden Großmacht China bedroht, die auch militärisch aufrüstet. Für Nouriel Roubini ist das eine gefährliche Gemengelage, die in eine militärische Auseinandersetzung münden könnte, wenn es nicht gelänge, den Aufstieg Chinas in friedliche Bahnen zu lenken.

Deutsches Wachstum zieht an

Momentan sind Auswirkungen auf die Weltwirtschaft noch nicht zu spüren. Auch die Ukraine-Krise hinterlässt noch keine deutlichen Bremsspuren. Im Gegenteil, die deutsche Wirtschaft nahm im ersten Quartal 2014 an Fahrt auf. Das Bruttoinlandsprodukt stieg laut Statistischen Bundesamt um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Verantwortlich für das höhere Wachstumstempo war ausschließlich die höhere Inlandsnachfrage. Dagegen wurde weniger exportiert und mehr importiert.

In der Eurozone bleibt die Bundesrepublik der Wachstumsantreiber, Frankreichs Wirtschaft kommt dagegen nicht von der Stelle. Und in Italien, der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone schrumpfte das BIP sogar um 0,1 Prozent. Das Krisenland Spanien erholt sich dagegen langsam: Im ersten Quartal ist die Wirtschaft um 0,4 Prozent gewachsen. Die Eurokrise gilt zwar als eingedämmt, doch in Ländern wie Frankreich und Italien gibt es noch großen Reformbedarf.

Kostspieliges Glücksspielabenteuer

Auch die Deutsche Bank spürt die Nachwirkungen der Krise noch. In dieser Woche konnte sie endlich eine Altlast abstoßen: das Casino Cosmopolitan in Las Vegas. Für 1,7 Mrd. Dollar verkaufte das deutsche Kreditinstitut das Glücksspielgeschäft an den Finanzinvestor Blackstone. Die Bank hatte das Haus in Las Vegas nicht ganz freiwillig übernommen. Eigentlich wollte sie den Bau nur finanzieren. Doch als der Bauherr in Schwierigkeiten geriet, übernahm die Großbank den Hotel- und Glücksspielkomplex ganz. Ausgezahlt hat sich das nicht: Rund 3,9 Mrd. Dollar kostete der Einsatz am Spieltisch.

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