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Markus Väth Was Führung mit Liebe zu tun hat

Markus Väth
Markus Väth
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Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Führung und Liebe? Auf den ersten Blick ist das nicht ersichtlich. Markus Väth erklärt, wo er die Schnittmenge sieht. Das Stichwort lautet: Beziehung

Wenn Sie „Führung“ bei Google eingeben, bekommen Sie ungefähr 148 Millionen Treffer - und das ist nur der deutsche Begriff. Eine Suche nach „Leadership“ ergibt über zwei Milliarden Treffer. Man kann bei Führung beziehungsweise Leadership also wahrlich nicht von einem Nischenthema sprechen. Es scheint viele Menschen zu beschäftigen – ganz anders als zum Beispiel das Phänomen der „Snapewives“ (gibt es wirklich, nur etwa 6000 Ergebnisse, aber lustig). 

In der gleichen begrifflichen Kategorie wie Führung spielen bei Google nur noch grundsätzliche Schwergewicht der menschliche Existenz wie „Liebe“ (453 Millionen Treffer) bzw. „Love“ (knapp 14 Milliarden Treffer). Man sollte also annehmen, ein Thema wie Führung wäre inzwischen auserzählt, genügend beforscht, in der Breite bekannt. Wie ein Spiel, anregend, manchmal auch anstrengend, dessen Regeln jedoch bekannt und anwendbar sind. 

Führung wird unschärfer, je näher man ihr kommt

Mitnichten; das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Immer neue Subgenres an Führung tauchen auf: Remote Leadership, Servant Leadership (schon etwas älter), True Leadership, Lateral Leadership und so weiter. Das Feld der Führung erscheint in der Addition seiner Ausprägungen und Theorien immer nebulöser, vielfältiger und komplexer.

Aus einer Meta-Perspektive wirkt das umso wunderlicher, da Führung in ihrem operativen Umfeld genau die Klarheit schaffen sollte, die man an ihr selbst konzeptionell vermisst. Führung als ordnende Hand, ruhender Pol, als Instanz kluger Entscheidungen in unruhigen Gewässern. Aber das Konzept der Führung selbst erscheint hingegen oft „unordentlich“, immer neue Moden hervorbringend, eher wie der unruhige See selbst als das darauf zielstrebig dahineilende Boot. Wie ist das zu erklären?

Führung als Beziehungskunst wird ignoriert

Es gibt einen Umstand, der meiner Meinung nach viel zu wenig beachtet wird, wenn es um Führung geht. Führung hat in einem spezifischen Aspekt sehr viel mit Liebe zu tun (womit wir wieder bei unseren Google-Begriffen wären). Sowohl in der Liebe wie auch in der Führung geht es um Beziehung – hier romantisch, dort zur Erfüllung des gemeinsamen Arbeitszwecks. Mehr noch: Führung und Liebe sind beide eine Art Beziehungskunst. Es reicht nicht, Handbücher zu lesen oder Prozessanweisungen zu befolgen, weder beim ersten Date noch im Mitarbeitergespräch.

Führung wird erst wirklich in der menschlichen Interaktion. Philosophisch gesprochen. Erst im „Du“ erkennt sich das „Ich“. Das Kunstvolle, die Improvisation, der intuitive Dialog ist, was Führung letztlich erfolgreich macht. Das eine Prozent (oder auch mehr), das auch hundert Regalmeter an Führungsliteratur nicht erklären kann. Führung ist Kunst, ist Beziehungskunst im Dienst der gemeinsamen Leistung. 

Führung ist ein menschliches Abenteuer

Liebe und Führung haben noch mehr Gemeinsamkeiten. Man sollte Menschen mögen - im Fall der romantischen Liebe nur einen, im Fall der Führung mindestens die Menschen, mit denen man beruflich zu tun hat. Aber eine grundsätzlich positive Einstellung Menschen gegenüber kann auch nicht schaden. Außerdem sind sowohl Liebe wie auch Führung ein menschliches Abenteuer, bei dem man nicht weiß, was am Ende rauskommt. Man kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen – mit Hirn, Herz und Zuversicht. Mehr ist uns Menschen nicht gegeben. 

Seien Sie zuversichtlich. Üben Sie sich in Beziehungskunst. und sollten Sie mal schlecht drauf sein, googeln Sie ruhig „Snapewives“. 

Markus Väth gilt als einer der führenden Köpfe der New-Work-Bewegung und zählt zu den Top 99 HR-Influencern 2023 in Deutschland. Er ist Co-Founder der New-Work-Initiative humanfy und Verfasser der New Work Charta, die sich für eine klare, humanistische und soziale Version von New Work einsetzt. Er hat mehrere Bücher zu Neuer  Arbeit und Management verfasst und ist außerdem Lehrbeauftragter für Teamwork & Collaboration an der Technischen Hochschule Nürnberg. Mit seinem Ansatz des Organisationscoachings begleiten er und sein Team Organisationen in ihrer Transformation hin zu echtem New Work und einer neuen Arbeitswelt. Hier finden Sie weitere Kolumnen von Markus Väth

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