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Business as Usual Warum im Geschäftsleben manchmal der Zufall hilft

Manchmal führt der Zufall zu einem glücklichen Ende
Manchmal führt der Zufall zu einem glücklichen Ende
© Getty Images
Für manches im Geschäftsleben braucht es die richtige Gelegenheit – und die Bereitschaft, sie beim Schopf zu packen. Anne Weitzdörfer erklärt, warum manchmal glückliche Zufälle zum Ziel führen

Als das Foto mit den beiden strahlenden Gesichtern auf meinem Telefon aufploppte, habe ich mich sehr gefreut. Denn eines dieser Gesichter, das von Rainer, hatte ich 24 Monate vorher noch in einem ganz anderen Zustand erlebt.

Im Lauf seines Lebens hatte der gemütlich wirkende Mittfünfziger mit viel Herzblut ein kleines mittelständisches Unternehmen aufgebaut, in dem er noch immer einen großen Teil seiner Zeit verbrachte. Doch als ich ihn bei einem Abendessen kennenlernte, schien er seine Rolle als Last zu empfinden. Genau wie er selbst sei sein Laden „etwas in die Jahre gekommen“, sagte Rainer. Das Tagesgeschäft gehe ihm mit jedem Jahr schwerer von der Hand, er könne sich immer schlechter motivieren. Mittlerweile spüre das auch die Belegschaft, und das sei nicht gut fürs Geschäft.

Cover der Oktober-Ausgabe von Capital
Cover der Oktober-Ausgabe von Capital

Ein paar Wochen später trafen wir uns, um gemeinsam Möglichkeiten für eine langfristige Lösung zu durchdenken. Ein kleines Führungsteam aufbauen und mehr Verantwortung an die Mitarbeiter abgeben? Einen Nachfolger suchen? Das Unternehmen veräußern? Rainer hatte alle diese Möglichkeiten bereits durchgespielt und immer mal wieder lustlose Gespräche dazu geführt. Aber so richtig gezündet hatte bei ihm keine Variante.

Manche Dinge brauchen vielleicht einfach den richtigen Moment. Der kam, als Rainer überhaupt nicht damit rechnete. Enge Freunde hatten ihn zur Hochzeit ihrer Tochter eingeladen. Als Rainer ihr und dem Bräutigam gratulierte, klickte es plötzlich. Voller Neugier unterhielt er sich mit Jochen, dem frischgebackenen Ehemann, einem selbstbewussten Enddreißiger, der nach fünf Jahren im Ausland gerade mit seiner zukünftigen Frau zurückgekehrt war, um sich niederzulassen und eine Familie zu gründen. Beruflich war Jochen mittelmäßig glücklich in dem Konzern, für den er arbeitete.

Und so geschah, was Sie bereits erahnen: Rainer sah die Zukunft seines Unternehmens in dem jungen Mann. Der wiederum konnte sich mit dem alten Haudegen an seiner Seite auch vorstellen, Verantwortung für ein ganzes Unternehmen zu übernehmen. Die Verhandlungen dauerten fast eineinhalb Jahre und liefen nicht immer so märchenhaft ab, wie die Geschichte gerade klingen mag. Doch am Ende sind die beiden sich einig geworden und führen das Unternehmen heute gemeinsam.

Ausschlaggebend sei der Entschluss gewesen, sich dem Thema endlich zu stellen, schrieb Rainer mir im Rückblick. Das habe ihn aus seiner Lethargie gerissen und erst wirklich offen für eine Lösung gemacht. Sonst hätte er Jochen in jenem Moment vermutlich nicht einmal bemerkt. Könnten Sie das Foto sehen, auf dem die beiden nach dem Notartermin wie Honigkuchenpferde grinsen, würden Sie sich jetzt genauso freuen wie ich.

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