Eugene Fama, Robert Shiller und Lars Peter Hansen haben den diesjährigen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gewonnen – damit hat das Nobelkomitee drei Forscher ausgezeichnet, die sich intensiv mit Preisen auf Märkten auseinandergesetzt haben, seien es nun die von Aktien, Häusern oder Anleihen. Eine wichtige Frage mit praktischen Konsequenzen, wie der Wonkblog anreißt:
„Their work has led to everything from low-fee index mutual funds to a deeper understanding of why home prices can become irrationally high, as they did in the last decade.“
Während Hansen für seine Arbeit zur Methodik ausgezeichnet wurde, sind gerade Shiller und Fama eine sehr interessante Wahl, wie die Financial Times feststellt:
„At first, the idea that the Nobel economics prize should be shared between Eugene Fama and Robert Shiller sounds absurd – akin to making Keynes and Friedman share the award.“
Denn Eugene Fama und Robert Shiller sind Antipoden der ökonomischen Forschung.
Vater der Indexfonds
Fama wurde berühmt für die Effizienzmarkthypothese. 1970 hatte er sie aufgestellt. Sie besagt, dass Finanzmärkte effizient sind, weil immer alle Informationen in den Aktienkursen eingepreist sind, auch jene über vergangene Aktienbewegungen. Den Markt durch Fundamentaldaten-Analyse oder Charttechnik zu schlagen, sei so nicht mehr möglich, kurzfristige Vorhersagen zur Kursentwicklung ebenfalls nicht und das „Stock Picking“ von Fonds-Managern aussichtslos, wenn es auf kurzfristige Gewinne abzielt. Mit diesen Überlegungen wurde Fama zum Vater der Indexfonds.
Eugene Fama wurde für diese Hypothese heftig kritisiert, schienen doch die diversen Börsencrashs - 1987, Neuer Markt, Lehman – genau das Gegenteil zu zeigen. Robert Shiller ist einer seiner prominentesten Kritiker. 1982 zeigte er in seiner bekanntesten Arbeit, dass ausgerechnet Aktienkurse, sehr schlechte Indikatoren sind, um Dividendenhöhen hervorzusagen. Er forschte weiter zu Markt-Ineffizienzen und wich dabei vom Menschenbild des „Homo Oeconomicus“, des rationellen, überlegten Marktteilnehmers, ab und konnte so mehrere Spekulationsblasen vorhersagen, die es laut Fama nicht geben dürfte. Fama stritt gar im Gespräch mit dem New Yorker einmal ab, dass es solche Blasen überhaupt geben kann:
„I don't even know what a bubble means. These words have become popular. I don't think they have any meaning.“
Aber Ökonom Tyler Cowen weist auf seinem Blog daraufhin, dass Fama seine Theorie selbst einer Kritik unterzogen hat:
„The remarkable thing about Fama — and a point which critics often neglect — is that Fama, working with Ken French, also has provided some of the best evidence against the efficient markets hypothesis. See for instance this 1992 piece. And see this piece too, with French from 1993.“
Letztlich lassen sich die Arbeiten der drei Geehrten so zusammenfassen (Wonkblog):
"We know that stock prices behave randomly on short-term horizons, and that efforts to time the market in the short-run are probably counterproductive. But we also know that markets can become broadly mispriced for long periods due to the mysteries of human psychology."
Die Stimmen zur Vergabe im Überblick:
Tyler Cowen, Ökonom & Blogger: This is a very well deserved Nobel Prize.
Greg Mankiw, Ökonom, Blogger: A very well-deserved prize. All three have long been among the most highly cited economists.
John Authors (Financial Times): In this case, this is a sensible award to two academics who have between them greatly advanced our understanding of how stock markets work.
Neil Irwin (Washington Post, Wonkblog): In effect, with the joint award, the Nobel committee was attempting to fuse those competing schools of thought in order to recognize what economics knows now that it didn't a generation or two ago about where asset prices come from, a unified theory of sorts.
Monika Bütler und Urs Birchler (batz.ch): Mit der Wahl des Themas Assetpreise ehrt das Nobelpreiskommitee Arbeiten, die zum Verständnis von Finanzkrisen beitragen. Die Überbewertung von Immobilien stand am Anfang der noch nicht überwundenen Finanzkrise von 2007-08. Und wer weiss, wohin die von Notenbankgeld getriebenen Kurssteigerungen an den Börsen noch führen werden — dies vielleicht der versteckte Wink des Kommitees.
Business Insider nennt zwei Charts von Shiller die „wichtigsten des letzten Jahrzehnts“, weil sie zeigen, dass 2000 eine Blase am Aktienmarkt und 2007 eine auf dem amerikanischen Immobilienmarkt entstanden war.
Wenn Sie nur Zeit für einen Text haben...
…lesen Sie das Stück von Neil Irwin im Wonkblog. Präzise, knapp, verständlich.
Mehr zum Thema: Seelendoktor gegen den Kollektivwahn und Nobelpreis geht nach Amerika
Fotos: © Getty Images