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Exklusiv Unstatistik – Bummel-Bachelor

Die Unstatistik bringt die Wahrheit hinter den Zahlen ans Tageslicht. Diesmal: Längere Studienzeiten
Hörsaal an der Uni in Jena: Mit der Einführung von Bachelor-Studiengängen sollten die Studienzeiten verkürzt werden
Hörsaal an der Uni in Jena: Mit der Einführung von Bachelor-Studiengängen sollten die Studienzeiten verkürzt werden
© FSU/Günther

Gibt es wieder längere Studienzeiten? Ja, behauptet die Zeitschrift „Forschung und Lehre“ in ihrer Juni-Ausgabe. An der FU Berlin seien die durchschnittlichen Studienzeiten von Bachelorabsolventen von 6,8 Semestern im Jahr 2010 auf 7,3 Semester im Jahr 2012 und von Masterstudenten von 5,1 Semestern auf 5,5 Semester angestiegen. Besonders in den Geistes- und Sozialwissenschaften werde über Regelstudienzeit hinaus studiert. Für den Bachelor sind das normalerweise sechs Semester, beim Master kommen zwei bis vier Semester hinzu.

Es stellt sich also die Frage, ob das Ziel mit dem Bachelor- und Masterstudiengängen die Studienzeiten zu verkürzen, verfehlt wurde. Laut Unstatistik.de kann es durchaus sein, dass die Studienzeiten wieder länger werden. Aber: „Zu einem nicht unerheblichen Teil dürfte es sich dabei jedoch um ein reines statistisches Artefakt handeln, dessen Ursache in der noch kurzen (und je nach Fachbereich unterschiedlichen) Laufzeit der neuen Studiengänge liegt.“ Es sei noch zu früh für eine Bilanz auf Grundlage des bisher vorhandenen statistischen Materials.

Studiendauer steigt automatisch

Unstatistik.de macht das an einem Beispiel eines Bachelorstudiengangs deutlich, der zum Wintersemester 2009/2010 gestartet ist. Wer zum Ende des Sommersemesters fertig geworden ist, hat das Studium in der Regelstudienzeit von sechs Semestern absolviert. Wer nicht alle Prüfungen besteht, muss ein Semester dranhängen. Zum Wintersemester 2012/13 gebe es dann viele Studenten, die nach sechs Semestern fertig geworden sind und einige, die erst im 7. Semester ihren Abschluss gemacht haben. Die durchschnittliche Studiendauer steigt also automatisch.

Und der gleiche Effekt ergibt sich im Sommersemester 2013, wenn Studenten erst im 7. oder 8. Semester ihren Abschluss machen. „Erst nach einigen Jahren wird sich die gemessene Studiendauer an die wahre durchschnittliche Studiendauer annähern“, schlussfolgern die Unstatistik-Macher.

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

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