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Exklusiv Teurer Abschied von Russland

Eine Unabhängigkeit von Putins Rohstoffreich ist möglich – allerdings nur zu hohen Kosten

Deutschland könnte seine starke Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen deutlich reduzieren. Dieses Vorhaben ließe sich zwar nicht von heute auf morgen und nur zu höheren Preisen umsetzen, hat aber nach Ansicht des Energie-Experten Steffen Bukold eine gewisse Dringlichkeit, wie die aktuelle Krise in der Ukraine zeige. „Wir müssen abwägen, ob mehr Unabhängigkeit oder niedrige Kosten wichtiger sind“, sagte der Leiter des Hamburger Forschungsbüros Energycomment zu Capital.

Flüssiggas (LNG) sei eine Alternative, koste aber in Europa zur Zeit doppelt so viel wie das Pipeline-Gas – zum einen weil es mit Algerien, Katar und Indonesien nur wenige Produzenten gebe, und weil zum anderen die hohe Nachfrage in Asien die Preise treibt.

Konkurrent Asien

„Der Spot-Markt ist sehr klein, und das Angebot neuer Flüssiggas-Mengen ist zum großen Teil schon jetzt langfristig kontraktiert“, erklärte Bukold weiter. Erst ab 2016 werde das LNG-Angebot zunehmen, wenn Australien, Kanada – und dank ihres Fracking-Booms – auch die USA groß in den Weltmarkt einsteigen. Doch auch wenn die US-Regierung LNG-Exporte nach Europa unterstützen würde, hätte das nur wenig Einfluss auf das Preisniveau. „Die EU müsste in einem engen Markt asiatische Käufer überbieten“, sieht Bukold als Konsequenz.

Um Flüssiggas überhaupt in größerem Stil in Deutschland einsetzen zu können, müsste allerdings das mit der Gründung der Deutschen Flüssigerdgas Terminal Gesellschaft (DFTC) begonnene Projekt eines Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven endlich angefangen werden. „Wir brauchen den Flüssiggas-Terminal in Wilhelmshaven oder Anbindungen an Terminals in Nachbarländern wie Polen und oder Frankreich“, erklärte Kirsten Westphal gegenüber Capital. Westphal forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zu strategischen Energiefragen. „Man könnte praktisch morgen anfangen“, bestätigte der Präsident der Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung John Niemann. Innerhalb von drei Jahren könne die Anlage in Betrieb gehen, bei Baukosten von bis zu einer Milliarde Euro.

Die vollständige Analyse über einen möglichen Abschied von der Gasversorgung durch Russland lesen Sie in der Capital-Mai-Ausgabe. Vor allem Deutschland hat bisher wenig getan, um sich von einer zu großen Abhängigkeit zu befreien.

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