Überstunden sind in Deutschland an der Tagesordnung. Allerdings gilt das nicht gleichermaßen für alle Erwerbstätigen. Die ungeplante Mehrarbeit betrifft vor allem bestimmte Gruppen von Menschen. Das hängt oft von der Branche ab, häufig bildet aber auch eine höhere Qualifikation die Basis für Überstunden. Zu diesem doch etwas überraschenden Ergebnis kommt eine Ende 2018 veröffentlichte Arbeitszeitbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) . Demnach ist es weniger die Teilzeit-Verkäuferin, die beim Auffüllen der Regale Überstunden schiebt, sondern eher Führungskräfte.
Mehr Überstunden bei höherer Bildung
Die BauA ist eine Forschungseinrichtung des Bundesarbeitsministeriums. Sie hat von 2015 bis 2017 mehrere Tausende Erwerbstätige in Deutschland nach deren Arbeitszeiten befragt, teilweise mehrfach. Demnach sammeln Erwerbstätige hierzulande im Durchschnitt vier Überstunden pro Woche an. Teilzeitkräfte kamen 2017 auf nur 1,1 Stunden über der regulären Arbeitszeit, Vollzeitangestellte hingegen auf 4,6. Die Untersuchung zeigte auch: Je höher das Bildungsniveau, desto mehr Plusstunden wurden geleistet. Bei Menschen mit hohem Bildungsgrad waren es durchschnittlich 4,5 Stunden pro Woche, mehr als doppelt so viel wie bei Erwerbstätigen am anderen Ende des Bildungsspektrums.
Allerdings ist die wöchentliche Mehrarbeit in Deutschland extrem ungleich verteilt:
- null bis zwei Überstunden: 52 Prozent der Deutschen
- zwei bis fünf Stunden: 24 Prozent
- fünf bis zehn Stunden: 15 Prozent
- mehr als zehn Stunden: acht Prozent
Vorgesetzte leisten mehr Überstunden
Vollzeitbeschäftigte in der Industrie schieben den Forschern zufolge bundesweit die meisten Überstunden. Bei spezifischen Berufsgruppen liegen die Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten (also beispielsweise Lkw-Fahrer und Kranführer) die Liste mit 7,2 Überstunden pro Woche an. Wachleute kommen auf sechs Überstunden. Notorische Längerarbeiter sind auch Vorgesetzte. Sie sammeln wöchentlich 4,9 Überstunden an. Bei ihnen gilt laut der Studie: Die Zahl der Überstunden steigt mit der Zahl der Mitarbeiter, für die ein Manager verantwortlich ist.
Die Forscher fragten auch nach den Gründen für Mehrarbeit. Demnach ist das Gros der Plusstunden ungewollt und fehlerhafter Planung seitens des Arbeitgebers geschuldet. Jeder siebte Betroffene arbeitet aber tatsächlich aus Freude am Job einfach regelmäßig länger.
Dies waren 2017 die Hauptgründe für Mehrarbeit bei mehr als zwei Überstunden pro Woche:
- Arbeit ist nicht zu schaffen: 33 Prozent
- sonstige betriebliche Gründe: 32 Prozent
- Spaß an der Arbeit: 15 Prozent
- betriebliche Vorgaben: 14 Prozent
- private Gründe, zum Beispiel Zuverdienst: fünf Prozent