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Thema SOS aus Nikosia

Zypern befürchtet, dass auch noch die Bank of Cyprus ins Straucheln gerät. Die Regierung verlangt deshalb Zugeständnisse von der EZB.
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"Biegen Sie an der Laiki Bank links ab und dann rechts", erklärt die Hotelangestellte in Nikosia einem ihrer Gäste den Weg zu dessen Ziel. Aber die Laiki Bank, von der die junge Frau spricht, gibt es nicht mehr: An der Filiale prangt nun das Logo der Bank of Cyprus.

Über Nacht ist die einst zweitgrößte Bank der Insel verschwunden. Sie wurde im Rahmen der Rettungsaktion der Eurozone für das überschuldete Land abgewickelt. Wer mehr als 100.000 Euro auf dem Konto hatte, wurde rasiert. Der nach dem Haircut verbliebende Torso des Instituts wurde mit der Bank of Cyprus verschmolzen.

Doch nur wenige Wochen nach der Transaktion stellt sich heraus, dass Zypern damit ein neues Problem beschert wurde. Die Bank of Cyprus droht in Liquiditätsengpässe zu geraten, an deren Ende der Kollaps stehen könnte. Zypern bräuchte dann ein weiteres Hilfsprogramm.

Das Problem: Die Bank of Cyprus erbte von Laiki nicht nur die Guthaben und Sicherheiten, sondern vor allem auch die Schulden bei der EZB, die sogenannten ELA-Kredite. Können sich Banken nicht mehr regulär refinanzieren, stellt die EZB diese Notfallkredite über die nationale Notenbank bereit. Eine Summe von 9 Mrd. Euro hatte sich bis zur Schließung der Laiki dort aufgetürmt.

Ines Zöttl
Ines Zöttl
© Trevor Good

Mit den eigenen ELA steht die Bank of Cyprus nun mit insgesamt 11 Mrd. Euro in der Kreide. Weil dafür Sicherheiten vorgehalten werden müssen, fürchten Ökonomen und auch die Regierung, dass die Bank of Cyprus nicht mehr am Markt operieren kann. Das könnte zur tödlichen Gefahr werden, sobald die Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben werden und Bankkunden an der Stabilität des Instituts zweifeln. "Es kann sehr gut sein, dass die BPC sehr wenige oder keine Vermögenswerte mehr hat, die als Sicherheit dienen können", warnt die Ökonomin Fiona Mullen von Sapienta Economics in Nikosia. "Vielleicht gerade noch genug, um noch ein paar Monate davonsickernder Einlagen auszuhalten."

Auch die Regierung ist beunruhigt. Präsident Nicos Anastasiades hat in einem Brief an die Troika von EZB, IWF und Eurogruppe Alarm geschlagen. Wir brauchen "eine helfende Hand", fordert auch Finanzminister Harris Georgiades im Interview mit Capital. "Diese Last muss ein wenig erleichtert werden, so dass wir wieder auf eigenen Füßen stehen können." Er "hoffe nicht", dass die Troika die Kapitalverkehrskontrollen für die Lösung des Problems halte. "Wenn das die einzige Antwort ist, dann werden wir scheitern". Die Beschränkungen schadeten der zyprischen Wirtschaft massiv und müssten möglichst bald aufgehoben werden. "Keine Haushaltskonsolidierung kann unter diesen Bedingungen gelingen", warnt er in Richtung Brüssel, Berlin und Frankfurt. "Die EU-Institutionen und insbesondere die EZB müssen konkretere Unterstützung liefern für das Bankensystem eines Euro-Mitglieds, das einem so schwierigen Anpassungsprozess ausgesetzt ist", fordert Georgiades. "Wir können das Problem nicht einfach ignorieren oder so tun, als ist es keines."

Eine Lösung wäre es, die ELA-Kredite in langfristige Anleihen umzuwandeln oder auszugliedern. Doch widerspricht dies den Regeln der EZB. Ökonomin Mullen fordert, die Bank dennoch von der Erblast zu befreien. Die EZB würde ihre 9 Mrd. Euro dann zwar womöglich nicht wiedersehen, aber es wäre trotzdem der bessere Weg. "Wenn nicht bald eine Lösung für die Probleme der BOC gefunden wird, ist ein zweiter Bailout für Zypern unvermeidlich", glaubt sie. Und die EZB würde ihr Geld dann auf keinen Fall wiedersehen.

Lesen Sie auch den Kommentar von Ines Zöttl zum Thema Zypern: Zyperns Stunde Null

Fotos: © Bloomberg; Trevor Good

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