Im vergangenen Jahr hat fast jeder zweite Arbeitnehmer die Forderung nach mehr Gehalt auf die Zeit nach der Pandemie verschoben. Nur etwa ein Viertel fragte laut einer Studie der Jobplattform Stepstone nach mehr Geld oder gab an, dies noch tun zu wollen. Es ist aber auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kein Tabu, mit dem Vorgesetzten in Gehaltsverhandlungen zu treten – sonst tun es die Kollegen, und wenn Sie zu spät kommen, ist der Topf vielleicht leer.
Zudem haben im vergangenen Jahr nicht alle Unternehmen Umsätze eingebüßt, es gab auch etliche Profiteure der Krise. Darüber hinaus müssen Unternehmen gerade in Krisenzeiten versuchen, gute Mitarbeiter zu halten. Und wer gute Arbeit leistet, sollte auch gut bezahlt werden.
Die Frage nach mehr Geld sollte jedoch unabhängig von der Pandemiesituation jederzeit gut vorbereitet sein. Hier sind 4 Tipps dazu.
#1 Kluge Argumente überlegen
Legen Sie sich gut überlegte Argumente zurecht, mit denen sich nachvollziehbar erklären lässt, warum Sie mehr Geld verdienen. Ihre Mieterhöhung, die Beförderung des Kollegen oder schlicht ihre zehnjährige Betriebszugehörigkeit sind dabei keine guten Gründe. Gehen Sie das Gespräch ein wenig so an wie ein Jobinterview: Warum sollte das Unternehmen Ihnen konkret mehr Gehalt zahlen, welche besonderen Kompetenzen haben Sie, welche Erfolge gehen auf Sie zurück? Nennen Sie Beispiele: Die neuen Kunden, die Sie an Land gezogen haben, die Preise des Zulieferers, die Sie erfolgreich gedrückt haben, die Arbeitsprozesse, die Sie wesentlich beschleunigt haben.
#2 Angemessene Forderung stellen
Sollte Ihr Chef grundsätzlich einverstanden sein, dass Sie mehr auf dem Lohnzettel stehen haben sollen, steht die Frage des wieviel an. Natürlich hätte jeder gern jeden Monat 500 Euro netto mehr auf dem Konto, in der Regel sind die möglichen Sprünge für die meisten aber geringer. Es klingt in Prozentzahlen ausgedrückt etwas mickrig, aber in der Regel gilt: Bleibt die Tätigkeit gleich, und es gibt keine neuen Aufgaben mit mehr Verantwortung, sind etwa drei bis fünf Prozent mehr Geld Standard. Ist Ihre Forderung dagegen mit einer Beförderung verbunden, können Sie ruhig 10 bis 15 Prozent mehr Lohn erwarten. In beiden Fällen gilt: Schlagen Sie vorab nochmal fünf Prozent drauf, um Spielraum für das übliche Feilschen zu haben. Und wer trotzdem unsicher ist: Online-Gehaltsrechner sind gute Informationsquellen, um sich selbst besser einordnen zu können.
#3 Alternativen parat haben
Stellt sich bei den Verhandlungen heraus, dass Ihr Vorgesetzter Ihre Leistungen zwar würdigt, aber definitiv dafür nicht mehr Geld ausgeben will, sollten Sie nach Alternativen fragen. Das könnten zum Beispiel mehr Urlaubstage, eine spezielle Weiterbildung, die private Nutzung eines Dienstwagens oder die Übernahme der Kosten für die Monatskarte der öffentlichen Verkehrsmittel sein. Überlegen Sie sich auch in anderer Hinsicht eine Alternative: Lässt sich Ihr Chef nämlich auf nichts ein – und das vielleicht zum wiederholten Male – sollten Sie sich überlegen, ob Sie daraus nicht Konsequenzen ziehen sollten, statt wieder brav ohne Gehaltserhöhung zurück zu ihrem Schreibtisch zu gehen.
#4 Passenden Zeitpunkt abwarten
Da Gehaltsverhandlungen meist nicht spontan erfolgen, können Sie natürlich nie wissen, ob Ihr Chef gerade einen guten oder eher schlechten Tag hat. Bitten Sie um einen solchen Termin aber am besten dann, wenn ein Erfolg, etwa der Pitch eines lukrativen Auftrags, noch frisch und präsent in den Köpfen ist. Dann können Sie auch gleich auf Ihre konkrete Beteiligung daran verweisen. Grundsätzlich sollten Sie immer schon eine gewisse Zeit im Unternehmen sein, direkt nach der Probezeit sollten Sie nur anklopfen, wenn dies bei der Einstellung ausdrücklich so vereinbart wurde. Beißen Sie mit allem auf Granit, bleiben Sie auf jeden Fall ruhig und sachlich, um nicht die Chancen für das nächste Treffen dieser Art zu verspielen. Es kann auch ratsam sein, direkt beim Auseinandergehen zu verabreden, sich etwa in einem halben Jahr nochmal zu treffen. Experten raten, in kleineren Firmen jedes Jahr, in großen Konzernen alle zwei Jahre zu verhandeln.

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