Der Traum vom Auswandern endet nicht selten in einem bösen Erwachen. Was daheim noch nach einem spannenden Schritt auf der Karriereleiter klang, erweist sich vor Ort als berufliche Sackgasse. Oder die Expats sind privat so kreuzunglücklich, dass selbst ein guter Job das nicht wettmachen kann.
Internations ist ein Netzwerk für Menschen, die im Ausland leben und arbeiten. Die Organisation erkundigt sich jedes Jahr bei einem Teil seiner nach eigenen Angaben 3,6 Millionen Mitglieder, wie zufrieden sie mit ihrer neuen Heimat sind. Für die aktuelle „Expat Insider 2019“-Studie wurden laut Internations 20.259 Teilnehmer befragt, die in 187 Ländern beziehungsweise Territorien lebten. Sie erhielten einen Fragenkatalog zu maximal 48 Aspekten des Lebens, die sich auf sechs Hauptkategorien aufteilten. Dies waren:
- Lebensqualität
- Eingewöhnung
- Arbeitsleben
- persönliche Finanzen
- Lebenshaltungskosten
- Familienleben
64 Destinationen wurden im finalen Ranking berücksichtigt. In ihnen lebten jeweils mindestens 75 Teilnehmer.
Dies sind die zehn Länder, von denen Expats abraten
10 Südkorea
Korea ist 2019 in die Negativ-Top-10 der Expat-Studie aufgestiegen. Ausländer zeigten sich zunehmend unzufrieden mit dem Arbeitsleben. In dieser Kategorie verschlechterte sich das Land um elf Plätze auf Rang 51. Gleich um 14 Plätze auf Rang 37 hinab ging es bei der Lebensqualität. Insbesondere die Umweltverschmutzung setzt Ausländern zu. 69 Prozent bewerteten diesen Faktor negativ, weltweit taten dies nur 20 Prozent.
9 Russland
Russland war im Vorjahr ebenfalls noch nicht unter den schlimmsten Ländern für Expats vertreten. Es landete bei der Lebensqualität unter 64 Ländern nur auf Platz 50. Beim Einleben reichte es lediglich für Platz 56. Die Work-Life-Balance bewertete jeder Dritte (32 Prozent) negativ (weltweit: 21 Prozent).
8 Griechenland
Griechenland kann sein schlechtes Image unter ausländischen Fachkräften und Auswanderern nicht abschütteln. Es stieg in dem Negativranking sogar um einen Platz. Das sechste Jahr in Folge belegte Griechenland in der Kategorie „persönliche Finanzen“ den weltweit letzten Rang. 42 Prozent der Expats gaben an, dass ihr Haushaltseinkommen nicht für die täglichen Ausgaben reicht (weltweit: 23 Prozent). Selbst bei der Lebensqualität reichte es für das beliebte Urlaubsland unter 64 Nationen nur für Platz 38.
7 Großbritannien
Das Vereinigte Königreich hatte 2018 noch die Top 10 eröffnet. Jetzt „reichte“ es bereits für Platz sieben. Hier zeigen sich direkt die Auswirkungen und Ängste durch das Brexit-Chaos. Großbritannien fiel in puncto politische Stabilität um 14 Plätze auf Rang 57. „Der Brexit macht die Zukunft ungewiss“, gab ein deutscher Expat zu Protokoll. Neben dem unklaren Aufenthaltsstatus von EU-Bürgern zeigten sich 23 Prozent der Befragten unzufrieden mit der wirtschaftlichen Lage. 2016 hatte dieser Wert nur bei acht Prozent gelegen. In der Kategorie „persönliche Zufriedenheit“ belegte das Vereinigte Königreich unter 64 Ländern den drittletzten Platz.
6 Indien
Indien konnte sich hingegen im Vergleich zum Ranking 2018 etwas verbessern. Das Land machte drei Plätze gut. Bei der Lebensqualität ist Indien aber weiterhin eines der schlimmsten Länder für Expats (Platz 62). Dasselbe gilt für die Sicherheitslage (Platz 60). „Als Frau fühle ich mich nicht sicher“, sagte eine US-Amerikanerin. Indien belegte zudem bei der Umweltverschmutzung weltweit den letzten Platz.
5 Türkei
Vor allem Expats mit Kindern bereuen den Umzug in die Türkei bitterlich. In der Kategorie „Familie“ landete sie auf dem letzten Platz. Kaum besser fiel das Urteil über das Arbeitsleben aus (Platz 62). Dafür sorgten neben schlechten Karriereaussichten vor allem lange Arbeitszeiten. „Die Gehälter sind niedrig, ich habe keine Zeit für mich, ich bin nur am Arbeiten“, klagte ein Expat aus Albanien.
4 Brasilen
Brasilien findet sich wie im Vorjahr auf Platz vier der Negativliste. In keinem der untersuchten Länder fühlen sich Expats derart unsicher wie hier. Ein neuseeländischer Expat beklagte das ständige Gefühl, in Angst zu leben. Zwar punkten die Brasilianer im zwischenmenschlichen Kontakt mit ihrer Freundlichkeit. Dafür finden es 74 Prozent der Befragten schwierig, ohne Kenntnisse der Landessprache zurechtzukommen (weltweit: 40 Prozent).
3 Nigeria
Fast scheint es: Nach Nigeria geht kein Expat wirklich freiwillig. „Es gibt nicht viel zu tun und es herrscht eine ständige Bedrohungslage“, klagte ein Expat aus Ungarn. Nigeria landete bei der Lebensqualität und der allgemeinen Sicherheit jeweils auf dem drittletzten Rang weltweit. Dafür kommen Ausländer wenigstens dank Englisch als Amtssprache ohne weitere Sprachkenntnisse gut zurecht.
2 Italien
Heerscharen von Urlaubern träumen vom Leben in Italien. Die Realität sieht leider anders aus. Das liegt unter anderem an der Wirtschaftsmisere. Kein Land schnitt in der Kategorie „Arbeitsleben“ schlechter ab. Bei den persönlichen Finanzen konnte Italien nur zwei Länder hinter sich lassen. Selbst das gute Wetter ändert wenig daran, dass die Lebensqualität in Italien nicht einmal mittelmäßig ist (Platz 49). Hinzu kommt die Feindseligkeit der Einheimischen. „Die Leute sprechen nur Italienisch und zeigen kein Interesse an Ausländern“, kritisierte ein deutscher Expat.
1 Kuwait
Auch 2019 gilt: In keinem Land der Welt sind Expats und Auswanderer unzufriedener als in Kuwait. Es belegte den letzten Platz beim Einleben oder bei der Freundlichkeit gegenüber Ausländern. In den Kategorien „Lebensqualität“ oder „Arbeitsleben“ rangierte jeweils unter den letzten fünf Staaten weltweit.