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Wochenrückblick Kuka soll europäisch bleiben

Die Politik will den Verkauf des Roboterherstellers Kuka nach China verhindern. Außerdem: Bilfinger, Uber und Elizabeth Holmes

Kuka: politischer Gegenwind

Kuka auf einer Industrieschau in Shanghai: Die Chinesen sind an der Technologie aus Deutschland interessiert - Foto: dpa
Kuka auf einer Industrieschau in Shanghai: Die Chinesen sind an der Technologie aus Deutschland interessiert - Foto: dpa

Eigentlich schien alles ganz einfach, als der chinesische Midea-Konzern Interesse an einer Aufstockung seines Anteils an dem Roboterhersteller Kuka bekundete. Kuka-Chef Till Reuter äußerte sich erfreut über die Absichtserklärung des Hausgeräteherstellers aus der Volksrepublik. Mit den Chinesen als Mehrheitsaktionär stünde Kuka ein riesiger Markt offen. Und deutsche Mittelständler haben durchweg positive Erfahrungen mit chinesischen Investoren gemacht. Was sollte da schon schiefgehen?

Die Gegenstimmen meldeten sich erst mit Verzögerung zu Wort – sie kamen aus der Politik. EU-Kommissar Günther Oettinger sagte, dass er sich eine Gegenofferte europäischer Unternehmen wünsche. Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel schaltete sich ein. Auch er fände es gut, wenn es ein alternatives Angebot aus Deutschland und Europa gäbe. Eine Haltung, die auch von Kanzlerin Angela Merkel gestützt wird. Gabriel machte allerdings auch deutlich, dass es letztlich eine unternehmerische Entscheidung sei.

Die Bundesregierung will verhindern, dass das Know-how von Kuka nach China abfließt. Die deutsche Roboterfirma spielt eine wichtige Rolle bei der Digitalisierung der Industrie. Oettinger sagte der FAZ, Kuka sei ein „erfolgreiches Unternehmen in einem strategischen Sektor mit wichtiger Bedeutung für die digitale Zukunft der europäischen Industrie“.

Das Angebot der Chinesen beläuft sich auf 4,5 Mrd. Euro – es wäre die größte Übernahme einer chinesischen Firma in Deutschland. Wegen der Höhe der Offerte drängeln sich deutsche und europäische Unternehmen nicht gerade darum, ein Gegenangebot abzugeben. Siemens soll angeblich abgewinkt haben. Dem Schweizer ABB-Konzern sei der Preis zu hoch, hieß es in Medienberichten. Kukas Großaktionär Voith, der mit einem Anteil von 25,1 Prozent Entscheidungen blockieren kann, überlegt noch, ob ein Verkauf seiner Beteiligung infrage kommt. Midea will mindestens 30 Prozent der Kuka-Aktien erwerben, sonst kommt der Deal nicht zustande. 13,5 Prozent halten die Chinesen bereits.

Bilfinger: Verkauf der Erlösperle

Bilfinger-Zentrale in Mannheim: Der Konzern verliert sein stärkstes Geschäftsfeld - Foto: dpa
Bilfinger-Zentrale in Mannheim: Der Konzern verliert sein stärkstes Geschäftsfeld - Foto: dpa

Bilfinger wird zerschlagen: Der Bau- und Industriedienstleister verkauft sein Bau- und Immobiliengeschäft für 1,2 Mrd. Euro an den schwedischen Finanzinvestor EQT. Übrig bleiben die Industriedienstleistungen, das Kraftwerksgeschäft und eine Menge Probleme. Denn die Immobiliensparte ist bislang die Stütze des vor sich hin schlingernden Konzerns.

Bilfinger will nun das Geschäft mit Dienstleistungen für die Prozessindustrie ausbauen, muss aber weiterhin die kriselnde Kraftwerkssparte durchfüttern. Bisher hat das Unternehmen keinen Käufer für das Geschäft mit der Wartung von Kraftwerken gefunden. Die Sparte belastet also weiter die Bilanz. Laut Interimschef Axel Salzmann wird jetzt ein Verkauf in Teilen erwogen. Aber auch Teilschließungen sind möglich, was mit Personalabbau verbunden wäre.

Ein Ende der Krise bei dem Konzern scheint damit noch in weiter Ferne zu liegen. Immerhin stellt Salzmann aber wieder einen operativen Gewinn in Aussicht. Und voraussichtlich im Juli hat das Unternehmen auch wieder mit Thomas Blades einen richtigen Vorstandsvorsitzenden. Er muss für Bilfinger rasch eine Strategie entwerfen, um die Krise zu überwinden. Bisher zieht der schwedischen Großaktionär Cevian bei Bilfinger die Strippen. Cevian-Partner und Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes wird mitverantwortlich für die Misere gemacht. Capital-Kolumnist Bernd Ziesemer bezeichnete ihn als falschen Mann am falschen Platz. Viel Arbeit also für den neuen Chef.

Uber: Investor aus Saudi-Arabien

Uber: Der umstrittene Fahrdienst zieht Investoren aus aller Welt an - Foto: Getty Images
Uber: Der umstrittene Fahrdienst zieht Investoren aus aller Welt an - Foto: Getty Images

Der Fahrdienst Uber bekommt einen neuen Großinvestor: Mit 3,5 Mrd. Dollar steigt der saudi-arabische Staatsfonds PIF bei dem umstrittenen Taxi-Konkurrenten ein. Es ist die größte Einzelinvestition in die Firma, die nach der jüngsten Finanzierungsrunde mit 62,5 Mrd. Dollar bewertet wird. Die Saudis kommen auf einen rechnerischen Anteil von etwas mehr als fünf Prozent an Uber. Außerdem erhalten sie einen Sitz im Verwaltungsrat.

Für den Staatsfonds ist die Investition ein Schritt zur Diversifizierung der vom Öl abhängigen Wirtschaft des Landes. Das Königreich will unabhängiger von dem Rohstoff werden. Für Uber wiederum stellt der Mittlere Osten einen attraktiven Wachstumsmarkt dar. Vor allem Frauen schätzen den Fahrdienst in Saudi-Arabien, weil sie nicht selbst Auto fahren dürfen.

Der Markt für Fahrtenvermittler ist bei Unternehmen und Investoren begehrt. Vor kurzem stieg der IT-Konzern Apple mit 1 Mrd. Dollar beim chinesischen Uber-Rivalen Didi Chuxing ein. Volkswagen beteiligte sich mit rund 300 Mio. Dollar am israelisch-amerikanischen Fahrdienst Gett. Konkurrent Toyota stieg ebenfalls bei Uber ein. Auch andere Autokonzerne lockt auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen der Fahrdienstmarkt. Doch das Geschäft ist schwierig, denn überall, wo Uber und seine Rivalen auftreten, protestiert die Taxi-Branche gegen die neue Konkurrenz. In Deutschland hat Uber seine Aktivitäten weitgehend eingestellt.

Elizabeth Holmes: Milliardenabsturz

Elizabeth Holmes: Ihr Unternehmen Theranos ist ins Trudeln geraten - Foto: Getty Images
Elizabeth Holmes: Ihr Unternehmen Theranos ist ins Trudeln geraten - Foto: Getty Images

Im vergangenen Jahr führte Elizabeth Holmes die Forbes-Liste der reichsten Selfmade-Frauen an. Ihr Vermögen wurde von dem US-Wirtschaftsmagazin auf 4,5 Mrd. Dollar geschätzt. Davon soll ein Jahr später nichts mehr übrig sein: Forbes taxiert das Vermögen der Gründerin der Blutanalyse-Firma Theranos auf Null.

Der Absturz geht mit den Problemen bei Theranos einher. Holmes hatte mit dem Versprechen, Bluttests zu revolutionieren, Milliarden eingesammelt. Mit 9 Mrd. Dollar wurde das Unternehmen bewertet, doch die Testmethode liefert offenbar fehlerhafte Ergebnisse. Zudem wird gegen Theranos ermittelt.

Laut Forbes liegt der realistische Wert des Unternehmens bei 800 Mio. Dollar. Bei dieser Bewertung sei der 50-prozentige Anteil von Elizabeth Holmes so gut wie nichts mehr wert. Denn im Fall einer Pleite würden andere Investoren bevorzugt bedient.

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