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Thema Konjunktur in fünf Minuten

Einmal im Monat befragt Capital Volkswirte zur Wirtschaftslage. Diesmal: Martin Lück von UBS
Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf (Foto: Getty Images)
Die Konjunktur hierzulande zieht an, das merken auch die Autobauer

Alles was Sie zur Konjunktur wissen müssen: Ökonomen skizzieren die Wirtschaftslage in Deutschland und der Welt aus ihrer Sicht. Capital stellt zehn Fragen, die Antworten sollten nicht länger als jeweils 140 Zeichen sein – wie ein Tweet.

Ist die Euro-Krise endgültig vorbei?

Nein. Das entscheidende Problem, hohe Verschuldung in Kombination mit niedrigem Nominalwachstum, bleibt ungelöst. Hohe Arbeitslosigkeit belastet weiterhin Staatshaushalte und soziales Klima.

Wie gut dürfte die deutsche Konjunktur in diesem Jahr laufen?

Das BIP dürfte dieses Jahr um gut 1,8Prozent wachsen. Das ist deutlich stärker als im Durchschnitt der Eurozone, und auch oberhalb des Trendwachstums für Deutschland.

UBS-Ökonom Martin Lück
UBS-Ökonom Martin Lück

Was ist derzeit das größte Risiko für die deutsche Konjunktur?

Risiken kommen vor allem von den Emerging Markets. Eine Verschärfung der Ukraine-Krise oder ein Wachstumseinbruch in China könnten die deutsche Konjunktur hart treffen. Aber auch Konjunkturrisiken in Nachbarländern wie Frankreich sind nicht zu unterschätzen.

Wird die Ukraine-Krise deutliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben?

Das kommt auf den weiteren Verlauf an. Im Fall einer weitgehenden Isolation Rußlands wären die Folgen für die Weltwirtschaft spürbar, vor allem in Form geringeren Welthandels und höherer Energiepreise.

Wie groß ist das Risiko von Inflation in Deutschland?

Zur Zeit sehr gering. Da allerdings höhere Inflation dringend zur Lösung der Eurokrise benötigt wird, ist es nicht auszuschließen, daß in Deutschland mittelfristig die Inflationsrate über das EZB-Ziel von zwei Prozent steigt.

Wie groß ist das Risiko einer Deflation in Europa?

Für den Eurozonen-Durchschnitt wohl relativ gering, für einzelne Länder im Süden aber durchaus beachtlich. Das Hauptrisiko besteht in einer Verfestigung von Deflationserwartungen und damit einer Verschärfung der Schulden-Rezessionsspirale.

Für welche große Volkswirtschaft sind die konjunkturellen Aussichten derzeit am besten?

Die USA profitieren von einer pragmatischen Geld- und Fiskalpolitik, vor allem aber davon, daß die Bankenkrise nach dem Crash 2008 schnell angegangen wurde. Insofern sind hier zur Zeit die Aussichten am stabilsten.

Für welche am schlechtesten?

Unter den G7-Volkswirtschaften stehen Frankreich in Italien schlecht da. In beiden Ländern ist das Wachstum niedrig, Reformen werden dringend gebraucht. In Italien gibt es nun wenigstens so etwas wie Aufbruchstimmung.

Wie dürfte die nächste Zinsentscheidung der EZB ausfallen?

Die EZB wird im Juni den Repo-Satz und den Einlagenzins senken. Eventuell gibt es auch eine erneute Liquiditätszufuhr für Banken, vermutlich dann verbunden mit der Auflage, das Zentralbankgeld für Kreditvergabe zu nutzen.

Was ist bei der Zinspolitik mittelfristig zu erwarten?

Es spricht wenig für steigende Zinsen. Die EZB wird weiterhin die Leitzinsen sehr niedrig halten, und der geringe Wettbewerb um Kapital dürfte auch am langen Ende eine schnelle Erholung der Renditen verhindern.

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