Jürgen Polenz, 57, Maschinenbaumeister und Schweißer aus dem Münsterland, der weltweit Läden für den Tech-Konzern Apple einrichtet, ebenso wie Shops für Luxusmarken wie Hermès oder Louis Vuitton. Polenz hat 2018 zwei Spezialbaufirmen übernommen und kommt so mit 300 Mitarbeitern auf rund 100 Mio. Euro Umsatz.
Herr Polenz, Sie leben in der westfälischen Provinz. Wie sind Sie an Ihre Luxusaufträge gekommen?
Ich bin gelernter Schlosser, Maschinenbaumeister und Schweißfachmann und habe mich auf Sonderanfertigungen von Metallbauteilen spezialisiert. Rund um Münster gibt es einige Firmen, die Villen und Yachten ausbauen. Da kam ich zunächst als Subunternehmer bei einigen Projekten rein.
Ihr Vater hatte selbst einen Metallverarbeitungsbetrieb. Warum haben Sie da nicht angefangen?
Er hatte damals Aufträge wie etwa Schmiedearbeiten für eine Stuhlfabrik. Massenprodukte haben mich aber nie interessiert. Ich wollte eher komplizierte Aufgaben lösen. Deshalb habe ich mich mit einer Werkzeugkiste in der Scheune selbstständig gemacht. In den 80er-Jahren boomte die Nachfrage nach Schmiede- und Messingarbeiten. Und nach vier Jahren habe ich die Firma meiner Eltern gekauft.
Zu einem Freundschaftspreis?
Nein, ich habe nichts geschenkt bekommen. Das Unternehmen wurde bewertet, und ich habe 1989 fast 1 Mio. D-Mark dafür bezahlt. Mit den 20 Mitarbeitern habe ich dann große Ladenbauprojekte für Luxusmarken wie Hermès übernommen.
Und wie haben Sie den Auftrag vom US-Konzern Apple ergattert?
Apple hatte ein asiatisches Unternehmen mit dem Ladenausbau beauftragt. Für den ersten Shop in Deutschland sollte ich vor zehn Jahren dessen Wandmodule befestigen. Ich fand die Befestigungssysteme viel zu kompliziert und habe auf der Baustelle gesagt, dass ich das besser und schneller machen kann. Ich bekam dann eine Einladung in die Konzernzentrale nach Cupertino.
Einmalige Chance – wie war es?
Ich hatte drei Minuten für die Präsentation. Ich war so aufgeregt, bin eine Woche vorher angereist, hatte Dolmetscher und Berater dabei. Mein damals eher limitiertes Englisch war aber gar keine Hürde. Ich habe Entwürfe gezeigt, und die Apple-Leute wollten mich verstehen.
Womit haben die Sie beauftragt?
Ich habe ein komplett neues modulares Wandsystem konzipiert, das durch Magnetbefestigungen optisch präziser war. Außerdem konnte der Aufbau um Wochen beschleunigt werden, was Millionen gespart hat. Ich habe dann den Auftrag bekommen und mehr als 100 Apple-Läden weltweit gebaut.
Ein Millionendeal, mit dem Sie Millionär geworden sind?
In meinem Handwerksbetrieb sprudelten auf einmal Millionengewinne. So viel Geld verleitet auch. Ich habe jeden Wagen gefahren, den ich mir gewünscht habe. Man fühlt sich sehr erfolgreich und verschwendet keinen Gedanken daran, dass es auch wieder anders sein könnte.
Kam es anders?
Oh ja, als Apple statt Edelstahl alles in Weiß haben wollte. Aber dafür habe ich auch die Lösung gefunden.
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