Am 6. März 2018 war es so weit. Jeff Bezos löste Microsoft-Gründer Bill Gates als reichsten Mensch der Welt ab. Das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ führte ihn auf Platz eins seiner Liste der reichsten Menschen 2018. Mehr als das: Der US-Amerikaner, der mit Amazon den Online-Handel revolutioniert hat, durchbrach eine Schallmauer.
Der 54-Jährige war mit einem damaligen Vermögen von 112 Milliarden Dollar der erste Mensch, der auf der „Forbes“-Liste den dreistelligen Milliardenbereich knacken konnte. Am 23. April 2018 lag sein Vermögen laut dem Wirtschaftsmagazin schon bei rund 127,2 Milliarden Dollar – schlappe 750 Millionen Dollar mehr als zum Börsenschluss des Vortages.
Bezos ist das Paradebeispiel eines Tech-Selfmade- Tycoons. Der Unternehmer aus Seattle kam als Sohn einer 17-jährigen Schülerin zur Welt. Mit vier Jahren adoptierte ihn sein Stiefvater Mike Bezos, ein kubanischer Einwanderer, der später als Ingenieur bei Exxon arbeitete. Wir zeichnen den Höhenflug des reichsten Menschen der Welt nach.
So wurde Jeff Bezos zum reichsten Mann der Welt

Bezos bewies früh ein Talent für Technologie und Wissenschaft. Der Musterschüler verdiente sich auf der Highschool Taschengeld bei McDonald's. 1986 verließ Bezos die Universität Princeton mit einem Bachelor in Elektrotechnik und Informatik.

Amazon begann als klassischer Online-Buchhändler. Bezos gründete das Unternehmen 1994 in seiner Garage in Seattle. Zu den ersten Investoren gehörten seine Eltern, die mit 300.000 Dollar einstiegen. Im Juli 1995 nahm Amazon das Geschäft auf. Fun Fact: Anfangs wurde jede Bestellung von einem Piepton begleitet. „Das ständige Piepen machte die Angestellten wahnsinnig“, teilte Amazon zum fünften Firmenjubiläum mit. So sah die erste Website aus.

Das erste Amazon-Büro fiel noch sehr bescheiden aus. Drei Jahre nach der Gründung brachte Bezos die Firma an die Börse. Im Jahr danach begann Bezos die von Anfang an geplante Diversifizierung. Amazon bot neben Büchern auch Musik und Videos an. Kurz darauf folgten diverse Konsumgüter.

Im Oktober 1997 konnte Bezos einen Meilenstein feiern: Eine Million Amazon-Kunden. Da war es Ehrensache, dass der Firmengründer dem Jubiläumskunden das Paket persönlich überreichte – auch, wenn der Käufer in Japan lebte. Der Weg zum zehnmillionsten Kunden war nicht weit: Er gab seine Bestellung im Juni 1999 auf. Im selben Monat bot Amazon als erster Online-Händler Kunden Musik gratis zum Download an. Mit dabei waren Songs von Public Enemy.

Das Jahr 2000 war nur wenige Tage entfernt, da kürte das US-Magazin „Time“ Bezos zur „Person des Jahres“. Allerdings war das Wunderkind des E-Commerce nicht ohne Fehl und Tadel. 2002 geriet Amazon wegen stagnierender Einnahmen und zu hoher Ausgaben in Schieflage. Bezos riss das Ruder herum und lernte aus den Fehlern. Schon im Jahr darauf machte Amazon rund 400 Mio. Dollar Gewinn.

Die Geschäftspraktiken des Amazon-Gründers sind nicht unumstritten. Bezos wurde auch mangelndes Engagement für wohltätige Zwecke vorgeworfen. Unbestritten aber ist: Jeff Bezos hat nicht nur den Online-Handel, sondern die Art, wie wir generell einkaufen, revolutioniert. Hier sieht man das Amazon-Headquarter in Seattle.

Mit der Zeit machte sich Amazon auch als Gerätehersteller einen Namen. 2012 stellte Bezos die zweite Generation des E-Book-Readers Kindle vor. 2015 folgte der Smart Speaker Amazon Echo, der eng mit dem internetbasierten Sprachassistenten Alexa verbunden ist.

2013 übernahm Bezos die traditionsreiche Tageszeitung The Washington Post für 250 Mio. Dollar. Er versprach sich nicht ins Tagesgeschäft des liberalen Hauptstadtblattes einzumischen. Bezos machte sich damit aber auch zur Zielscheibe konservativer Amerikaner: Ex-Präsident Donald Trump wurde nicht müde, Bezos und die Post zu attackieren.

Für Schlagzeilen sorgte der Amazon-Chef auch mit seinem Privatleben: 2019 ließ er sich von seiner Ehefrau MacKenzie Bezos scheiden. Er ist seitdem mit der Moderatorin Lauren Sanchez liiert. Für seine Ex-Frau hat sich die Scheidung zumindest in finanzieller Hinsicht gelohnt: Sie gehört heute zu den reichsten Frauen der Welt.

Nach seinem Ausscheiden als Amazon-CEO kann sich Bezos stärker einer anderen Leidenschaft widmen: dem Raumfahrtunternehmen Blue Origin. Im Juli soll zum ersten Mal eine bemannte Rakete des Unternehmens ins All starten. Mit an Bord: Jeff Bezos. Blue Origin hat zudem eine Mondlandefähre entwickelt, mit der die Rückkehr auf den Erdtrabanten gelingen soll. Die Konkurrenz ist allerdings groß: Elon Musk mit seinem Unternehmen SpaceX hat einen Vorsprung vor Blue Origin.

Andy Jassy heißt der Nachfolger von Jeff Bezos an der Spitze des Konzerns. Der neue Mann hat Stallgeruch: Er war bisher für die erfolgreiche Cloud-Sparte Amazon Web Services verantwortlich. Jeff Bezos wird sich zwar aus dem operativen Geschäft zurückziehen, als Vorsitzender des Verwaltungsrates bleibt er aber an Bord des von ihm gegründeten Unternehmens.