Verweigern sich deutsche Arbeitgeber modernen Arbeitswelten? Homeoffice wird als Theorie oft gelobt. Beim konkreten Angebot an die Belegschaft hapert es dann aber häufig. Dabei kann die Heimarbeit – in Vollzeit oder auch nur für einige Stunden pro Woche – für beide Seiten zum Gewinn werden. Angestellte sparen sich den zeitraubenden Weg ins Büro und können in den eigenen vier Wänden ungestört arbeiten. Vorgesetzte erhalten quasi gratis eine Außenstelle und profitieren von der höheren Produktivität des Heimarbeiters.
Hochburgen der modernen Arbeitswelt sind bei Homeoffice eher Mittelmaß
Der Bildungsanbieter WBS (früher: Wirtschafts- und Bildungsservice KG, Klett WBS) wollte es genau wissen. Wie oft wird Homeoffice tatsächlich angeboten und welche Regionen sind bei diesem New-Work-Modell Vorreiter? Um diese Frage zu beantworten, untersuchte WBS nach eigenen Angaben rund 900.000 Stellenangebote in den 20 größten deutschen Städten. Analysiert wurden unter anderem Inserate bei den Online-Jobbörsen Indeed, Stepstone und Kimeta. Stichtag war der 5. April 2018.
Das Ergebnis zeigt zum einen: Vermeintliche Hochburgen der modernen Arbeitswelt sind bei der Arbeit von Zuhause eher Mittelmaß. Und: Heimarbeit ist bei Stellenausschreibungen noch immer eine Randerscheinung. Dies sind die laut WBS die zehn Städte Deutschlands, in denen man am häufigsten von Zuhause arbeiten kann:
Zehn Städte mit den besten Home Office Möglichkeiten
#10 Der Bildungsanbieter WBS untersuchte für Hannover insgesamt 27.256 Jobangebote danach, ob Homeoffice eine Option darstellte. Dies war laut dem Homeoffice-Index bei 410 Annoncen der Fall. Der Anteil von 1,5 Prozent reichte, um Hannover den zehnten Platz des Rankings zu sichern.
#9 Berlin wäre vermutlich für viele Menschen der naheliegende Sieger eines Homeoffice-Rankings gewesen. Schließlich ist die Hauptstadt Heimat vieler agiler Start-ups, deren Mitarbeiter gern auch mal vom Café aus ihre Aufgaben verrichten. Unter 164.052 Jobanzeigen fanden die Experten von WBS aber lediglich 2515 Homeoffice-Offerten – ergibt eine Quote von mageren 1,5 Prozent.
#6 In Köln sind zumindest 1,7 Prozent der untersuchten Arbeitsgesuche (in absoluten Zahlen: 926) durch eine konkrete Homeoffice-Offerte positiv aufgefallen. Das reicht für Platz sechs des Rankings. Insgesamt untersuchten WBS in Köln 55.091 Inserate.
#5 Die Bankenmetropole Frankfurt am Main könnte eigentlich eine Hochburg der Homeoffice-Bewegung sein. Im Gegensatz zur verarbeitenden Industrie oder dem Handwerk lassen sich viele Finanzdienstleistungen doch sicher auch jenseits des Büros verrichten. Aber in nur 1371 von 72.709 untersuchten Jobanzeigen fand der Index einen Verweis auf Heimarbeit. Dafür liegt Frankfurt mit einer Quote von 1,9 Prozent leicht über dem bundesweiten Durchschnitt (1,7 Prozent).
#4 München war mit 136.239 untersuchten Inseraten der mit Abstand größte Jobmarkt hinter Berlin. Die bayerische Landeshauptstadt schnitt aber sehr viel besser ab. Unter 136.239 Inseraten gab es 1193 Homeoffice-Angebote – macht eine Quote von gerundet zwei Prozent.
#2 In der einstigen Bergbaustadt Bochum liegen neun Hochschulen beziehungsweise Dependancen von Hochschulen. Das ist vielleicht ein Grund für das gute Abschneiden der rund 365.000 Einwohner starken Stadt in Nordrhein-Westfalen. Der WBS-Index attestiert Bochum eine Quote von 2,4 Prozent (225 von 9217 Anzeigen). Der Spitzenreiter aber war uneinholbar.
#1 Düsseldorf ist mit weitem Abstand die Homeoffice-Hochburg unter den 20 größten Städten Deutschlands. Von 47.710 Jobanzeigen offerierten 1609 Homeoffice. Das ergibt einen Anteil in Höhe von 3,4 Prozent – doppelt so viel wie der bundesweite Durchschnitt. Die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens geht da mit gutem Beispiel voran. Andere Städte aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland wie Bielefeld, Duisburg und Wuppertal bilden in dem Ranking hingegen die Nachhut.