Deutschland hat gewählt und Kanzlerin Angela Merkel einen triumphalen Sieg beschert. Trotzdem weiß niemand, wie es weitergeht. Denn der Wahlsieg von CDU und CSU hat einen Schönheitsfleck: Merkel braucht einen Koalitionspartner, nachdem ihr bisheriger Partner FDP aus dem Bundestag gekegelt wurde. Seit Montag wird spekuliert, ob es eine Große Koalition oder ein schwarz-grünes Bündnis geben wird. Nebenher dreht sich bei den grünen Wahlverlierern das Personalkarussell. An ganz neue Namen muss sich die Öffentlichkeit gewöhnen, wenn Toni Hofreiter und Kerstin Andreae die Fraktion übernehmen.
Die Ungewissheit über die künftige Regierung dürfte noch länger anhalten. Wenden wir uns daher einigen Gewissheiten zu. Zu diesen gehört beispielsweise, dass Dominique Strauss-Kahn wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist. Der über einen Sex-Skandal gestolperte frühere IWF-Chef wird den Verwaltungsratsvorsitz des luxemburgischen Finanzinstituts Anatevka übernehmen. Deswegen wird die Investmentbank auch gleich umbenannt in LSK. Das L steht für den Gründer Thierry Leyne, SK für den verhinderten französischen Präsidentschaftskandidaten.
Chryslers Börsenpläne
Als ziemlich sicher darf auch gelten, dass sich die US-Bank JP Morgan Chase mit viel Geld von der Strafverfolgung im Zusammenhang mit der Finanzkrise freikaufen möchte. Laut Wall Street Journal will das Bankhaus 11 Mrd. Dollar zahlen, damit der Handel mit dubiosen Hypotheken-Wertpapieren nicht vor Gericht landet. Die Summe sei aber nicht in Stein gemeißelt. Und dann sind wir auch schnell wieder auf der Ebene der Ungewissheit: Die Gespräche zwischen Bank und Aufsichtsbehörden könnten auch im Sande verlaufen.
Ein Fragezeichen steht auch hinter den Börsenplänen des US-Autobauers Chrysler. Vier Jahre nach der Pleite soll der Konzern an den Aktienmarkt zurückkehren. Was zunächst nach einer Erfolgsgeschichte klingt, ist in Wirklichkeit eine Notlösung: Mehrheitsaktionär Fiat will über den Börsengang den wahren Wert des Autoherstellers ermitteln, denn die Italiener würden sich Chrysler gern ganz einverleiben. Doch die US-Autogewerkschaft UAW, die über einen Fonds 41,5 Prozent der Anteile hält, verlangt einen Preis, den Fiat nicht zahlen will. Der Börsengang ist der Ausweg aus dieser Situation. "Wir müssen diesen Weg gehen, um den Wert des Unternehmens zu bestimmen", sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne der Financial Times.
Ungewiss wie die Zukunft des Autobauers ist auch die Zukunft des kanadischen Smartphone-Pioniers Blackberry. Immerhin will nun der Finanzinvestor Fairfax für 4,7 Mrd. Dollar den einstigen Börsenliebling übernehmen. Der Preis ist bezeichnend für den Absturz des Unternehmens, das auf dem Höhepunkt seiner Börsenkarriere mal mehr als 80 Mrd. Dollar wert war. Das ist gerade mal fünf Jahre her – doch es liegen Welten dazwischen. Ob der kanadische Warren Buffett, Fairfax-Chef Prem Watsa, Blackberry retten kann, darf man getrost als höchst ungewiss bezeichnen.
Foto: © Getty Images
Folgen Sie Capital auf Twitter: @capitalMagazin