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Thema Fünf Wege zu mehr Kreativität

Wie schafft man ein Umfeld für kreative Ideen im Unternehmen? Henning Patzner hat fünf Vorschläge
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Henning Patzner ist Trainer für Kreativität & Innovation und ein mehrfach ausgezeichneter Creative Director. Hier einige Thesen aus seinem Buch „Creative Explosion - Neue Sprengkraft für Ideen, Innovationen und Kreativprozesse“, das im Campus Verlag erschienen ist

1. Bilden Sie kleine Ideenteams

Wussten Sie, dass eine Kutsche nicht linear schneller wird, je mehr Pferde man vor sie spannt? Und warum nicht? Weil bei zu vielen Pferden „Social Loafing“ um sich schlägt. Heißt so viel wie: dass manche Pferde sich hinter der Gesamtleistung verstecken und nicht mehr alles geben. Warum auch? Die einzelne Leistung ist ja gar nicht sichtbar, wozu deshalb mit voller Kraft arbeiten? Wir Menschen verhalten uns in großen Gruppenbrainstormings ähnlich. Deshalb die Gruppen lieber klein halten. Meine Empfehlung: 4er-, 3er-, 2er- oder 1er-Gruppen bilden. Hier bleibt die Leistung jedes Einzelnen gut sichtbar und alle werden alles geben.

2. Kultivieren Sie Spannungsfelder

Kreativen Persönlichkeiten wird nachgesagt, dass sie Gegensätze in sich vereinen. Sie können beispielsweise wahnsinnig faul sein und dann aber blitzschnell und intensiv auf „Arbeitstiermodus“ umschalten. Oder sie können selbstvergessen ein Computerspiel spielen und dann auf einmal hochkonzentriert am Schreibtisch über ein Problem brüten. Weil diese Persönlichkeiten es schaffen, zwischen zwei „Gegensätzen“ zu switchen, gelingen ihnen häufig kreative Gedanken. Der Weg von einem Extrem in ein anderes Extrem macht uns offenbar einfallsreich.

Das neue Buch von Henning Patzner
Das neue Buch von Henning Patzner

Kultivieren Sie deshalb in Ihrer Firma um Ihre Mitarbeiter herum ein paar Spannungsfelder. Machen Sie Ihre Kollegen kreativ in dem Sie dafür sorgen, dass nicht alles in Ihrer Firma vorhersehbar ist. Zwei Vorschläge: Lassen Sie im Kopierraum und in Rückzugsorten totales Chaos zu. In den Büros hingegen soll Ordnung herrschen. Oder: Seien Sie als Führungskraft an einem Tag in der Woche besonders diktatorisch veranlagt, an den anderen Tagen dürfen Sie milde gestimmt sein. Bereits diese zwei Spannungsfelder können unter den Mitarbeitern zu beachtlichen Kreativitätsschüben führen.

3. Setzen Sie auf Kreativpersönlichkeiten

Kreativitätstechniken sind gut und sinnvoll. Noch nützlicher sind Kreativpersönlichkeiten, z.B. Diven, Nerds, Tüftler, Verrückte und andere spannende Charaktere. Diese Leute können oft gar nicht anders als kreativ sein, denn alles was normal ist, finden diese Typen häufig abstoßend. Die Ideenimpulse dieser Personen werden von vermeintlichen Normalos in Ihrer Firma aufgesaugt und vielleicht lassen sich daraus großartige Ideen entwickeln.

Der holländische Fußballtrainer Louis van Gaal denkt da ganz ähnlich. In einem Interview wurde er mal gefragt, ob Kreativität erlernbar ist. Seine Antwort: „Nein. Die hat man oder nicht. Und die muss man immer in einer Mannschaft haben. Wenn man nicht drei oder vier Kreative hat, dann hat man ein schlechtes Gleichgewicht.“

4. Machen Sie die Welt zu einer besseren Welt

Wenn man sich die „Missions“ und „Visions“ diverser Unternehmen mal durchliest, hat man das Gefühl, dass das Wort „innovativ“ schon fast inflationär in den Mund genommen wird. „Innovativ“ zu sein, scheint momentan so „in“ zu sein, dass es fast wieder „out“ ist. Steigen Sie in Ihrer „Mission“ oder „Vision“ deshalb lieber eine Stufe höher ein, denn was will Innovation im besten Fall tatsächlich erreichen? Genau: eine bessere, fröhlichere oder friedlichere Welt. Das Mission-Statement des Outdoor-Bekleiders Patagonia lautet beispielsweise so: „Our Reason for Being: Build the best product, cause no unnecessary harm, use business to inspire and implement solutions to the environmental crisis.“

Begeistern auch Sie Ihre Mitarbeiter für eine bessere Welt. Wenn solch eine Message erst mal angekommen ist, handelt man automatisch innovativ.

5. Die 95/5 Regel

Kreativität ist harte Arbeit. Und deshalb gleich mal die 95/5-Regel verinnerlichen! Chris Martin, der Sänger von Coldplay, hat das in einem Interview mal prima auf den Punkt gebracht. Er meinte, dass mindestens 95 Prozent seiner Songs für die Tonne sind. Und Smudo sagte was Ähnliches: „Von 15 Songs wird bei den Fantastischen maximal einer ein Hit.“ Das sollte Sie und das komplette Innovationsteam jetzt gleich ermutigen, nicht sofort mit den ersten zehn Ideen zufrieden zu sein.

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