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Wochenrückblick Draghi weckt falsche Erwartungen

Die EZB weitet ihre ultralockere Geldpolitik aus - doch den Investoren reicht das nicht. Außerdem: RWE-Spaltung und Zuckerbergs Spende

Zu viel erwartet

EZB-Chef Mario Draghi (r.) vor der Presse in Frankfurt: Während er spricht stürzen die Aktienmärkte ab - Foto: ECB / Flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0)
EZB-Chef Mario Draghi (r.) vor der Presse in Frankfurt: Während er spricht stürzen die Aktienmärkte ab - Foto: ECB / Flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0)

Mario Draghi hat die Finanzmärkte wieder einmal kräftig durchgerüttelt. Sie reagierten enttäuscht auf die jüngsten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB). Draghi verkündete am Donnerstag, dass die Notenbank ihr Anleihenaufkaufprogramm um sechs Monate bis März 2017 verlängern werde. Sollte es notwendig sein, werde das Programm auch noch länger laufen, sagte Draghi.

Der zweite wichtige Beschluss betrifft die Strafzinsen die Geschäftsbanken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Statt 0,2 Prozent Zinsen müssen sie künftig 0,3 Prozent für diese Einlagen zahlen. Damit soll der Anreiz zur Vergabe von Krediten erhöht werden.

Das Hauptproblem aus Sicht der EZB ist aber die extrem niedrige Inflation. Im November lag die Teuerungsrate in der Eurozone bei gerade einmal 0,1 Prozent – weit entfernt von den zwei Prozent, die als gesund für eine Volkswirtschaft gelten. Kritiker der ultralockeren Geldpolitik der EZB bezweifeln schon seit langem, dass die Ausweitung der Anleihenaufkäufe den gewünschten Effekt erzielen wird.

Die europäischen Aktienmärkte rauschten noch während der Pressekonferenz Draghis in die Tiefe. Der Dax gab um 3,6 Prozent nach und rutschte wieder unter die Marke von 11.000 Punkten. Dagegen verteuerte sich der Euro gegenüber dem Dollar deutlich.

EUR/USD (Euro / US-Dollar) Währung

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Marktteilnehmer machten keinen Hehl daraus, dass sie sich mehr von Draghi versprochen hatten. Viele hatten erwartet, die EZB werde eine Aufstockung ihrer monatlichen Anleihenaufkäufe über die bisher geltenden 60 Mrd. Euro hinaus verkünden. Doch mehr als eine Verlängerung war offenbar im EZB-Rat nicht durchsetzbar. Allerdings wird die Notenbank künftig auch Anleihen von Bundesländern, Regionen und Kommunen kaufen. Damit will sie einer Verknappung von Staatsanleihen vorbeugen.

Trotz der enttäuschten Marktreaktionen deutet alles daraufhin, dass die EZB auf mittlere Sicht an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten wird. Ihre Kommunikationspolitik müsse sie aber verbessern, meint DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier: „Angesichts dessen, dass die Markterwartungen durch die zahlreichen Wortmeldungen verschiedener EZB-Vertreter im Vorfeld der Zinssitzung angeheizt wurden, muss der Kommunikationspolitik der Notenbank ein schlechtes Zeugnis ausgestellt werden.“

RWE - aus eins macht zwei

RWE-Chef Peter Terium hält RWE nach einer Aufspaltung für schlagkräftiger - Foto: RWE
RWE-Chef Peter Terium hält RWE nach einer Aufspaltung für schlagkräftiger - Foto: RWE

Eon hat es vorgemacht, RWE zieht jetzt nach: Beide Energieversorger planen ihre Aufspaltung. RWE hat ein Jahr länger gebraucht, um sich zu diesem Schritt durchzuringen. Angesichts wegbrechender Gewinne sah Vorstandschef Peter Terium aber keinen anderen Ausweg mehr. Das Unternehmen will das Geschäft mit Ökostrom, die Stromnetze und den Vertrieb in eine Tochtergesellschaft ausgliedern. Bei der Muttergesellschaft bleiben die Energieerzeugung aus Kohle und Gas, die Atomkraftwerke und der Energiehandel.

RWE werde langfristig Mehrheitsaktionär bei der neuen Tochtergesellschaft bleiben, sagte Terium. Einen Namen für das neue Unternehmen gibt es noch nicht. Dafür denkt der Mutterkonzern schon über einen Börsengang nach. Zehn Prozent der RWE-Tochter sollen im Zuge einer Kapitalerhöhung an die Börse gebracht werden. Die Einnahmen will der Konzern in Wachstumsgeschäfte stecken.

Auf Wachstum ist das Unternehmen auch dringend angewiesen. Viel zu spät ist der Essener Konzern auf das Geschäft mit Ökostrom aufgesprungen. Teriums Vorgänger Jürgen Großmann hielt eisern zu Kohle, Gas und Atomkraft, die jetzt als Altlasten gelten.

Hinter der vom Vorstand beschlossenen Aufspaltung steht aber noch ein Fragezeichen. Der Aufsichtsrat muss die Pläne absegnen und dort verfügen die Kommunen über eine starke Position. Sie profitierten bisher von den Dividendenzahlungen aus Essen. Darauf werden sie kaum verzichten wollen. An der Börse kam die Aufspaltung gut an: Die RWE-Aktie legte am Dienstag gut 14 Prozent zu.

RWE St Aktie

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Der Facebook-Wohltäter

Max heißt die Tochter von Mark Zuckerberg und seiner Frau Chan: Sie kann noch nicht lesen, trotzdem haben die Eltern ihr schon einen Brief geschrieben - Foto: Getty Images
Max heißt die Tochter von Mark Zuckerberg und seiner Frau Chan: Sie kann noch nicht lesen, trotzdem haben die Eltern ihr schon einen Brief geschrieben - Foto: Getty Images

Amerikanische Milliardäre spenden gerne für wohltätige Zwecke – und sie scheuen dabei die Öffentlichkeit nicht. Starinvestor Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates und dessen Frau Melinda waren bislang die wohl prominentesten Beispiele. Jetzt hat sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg zu ihnen gesellt. In einem offenen Brief an ihre neugeborene Tochter kündigen er und seine Frau Chan an, 99 Prozent ihrer Facebook-Aktien zu spenden. Gut 45 Mrd. Dollar sind die Anteile momentan wert.

Die Zuckerbergs wollen das Geld einsetzen, um dringende Probleme auf der Welt anzugehen, wie Krankheiten und Bildung. Außerdem sei es ihr Ziel „Menschen zu verbinden“. Wer mag, kann das als Naivität eines Superreichen auslegen. Während in den USA Zuckerbergs Schritt auf wohlwollende Resonanz stieß, wurden ihm hierzulande unlautere Motive unterstellt. Von einer Marketing-Aktion war die Rede und der Facebook-Chef wurde daran erinnert, dass sein Unternehmen jedes Schlupfloch nutze, um Steuern zu sparen.

In Amerika gab es solche Vorwürfe nicht. Dort wird reichen Erfolgsmenschen beim Umgang mit Geld mehr zugetraut als dem Staat. Schließlich haben sie sich das Geld ja verdient, das sie jetzt unter die Leute bringen wollen. Und wer so viel Vermögen angehäuft hat, wird wohl wissen, wo man es sinnvoll einsetzt. Es gibt aber auch kritische Stimmen. „Zeit Online“ zitiert Michael Edwards von der Denkfabrik Demos: Er glaubt nicht, „dass die Mehrheit der Amerikaner will, dass ein paar Milliardäre bestimmen, wie ihr Schulsystem auszusehen hat, welche Medikamente sie nutzen und welches Saatgut sie säen.“

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