Der Berliner Konrad Zuse, ein gelernter Bauingenieur, baute 1941 den ersten funktionsfähigen Computer der Welt. Doch es erging ihm wie vielen deutschen Erfindern: Den Aufstieg des Computers trieben andere Unternehmen in anderen Ländern voran. Aus der 1949 gegründeten Konrad Zuse KG wurde nie ein Wirtschaftsimperium, das Unternehmen wurde nach 18 Jahren in marodem Zustand von Siemens übernommen.
Capital sprach mit Zuses Sohn Horst, einem Informatik-Professor, über das Werk seines Vaters.
Capital: Herr Zuse, die Z3, das Vorzeigemodell Ihres Vaters, gilt als erster Computer überhaupt. Was konnte diese Maschine?
Horst Zuse: Die Z3 beherrschte die vier Grundrechenarten und die Quadratwurzel. Vor allem konnte sie binäre Gleitkommarechnung, besaß einen Speicher, war programmierbar und hatte somit im Grunde all das, was moderne Rechner heute auch haben. Große und kleine Zahlen ließen sich hervorragend berechnen.
Gab es dafür einen Markt?
Absolut, das war überfällig. Bis dato verlief es ja so: In großen Rechenbüros saßen Leute, die tagelang monoton irgendwelche Zahlen auf DINA4-Papier eintrugen. Meistens waren es Frauen, Hunderte von ihnen, die gerechnet und gerechnet haben. Mit all den Fehlern, die bei so einem Vorgang nun einmal passieren. Das konnte nun automatisiert werden, zuverlässiger gemacht werden. Bei den Henschel-Flugzeugwerken in Berlin, also in einem Rüstungsbetrieb, war eine solche Maschine sehr gefragt.
Keine Hilfe von der Politik
Nach dem Krieg gründete Ihr Vater mit der Konrad Zuse KG die erste Computerfirma. Warum war dieses Unternehmen nie wirklich erfolgreich?
Es gab ja durchaus Aufträge für Rechner, von dem Optik-Konzern Leitz, von Universitäten oder Versicherungen. Aber die Firma hatte nie eine dicke Kapitaldecke. Die Zuse KG war ja nach heutigen Maßstäben ein Start-up. Nur hatte sie das Handicap, dass sie keine Millionen, sozusagen kein Venture Capital gehabt hat. Es war eine andere Konstruktion als heute, wenn das Kapital von jemandem vorgeschossen wird. Ich weiß gar nicht, ob es je so etwas wie einen Business-Plan gegeben hat. Ich glaube, mein Vater war trotz allem vom Typ her kein Geschäftsmann.
Gab es denn eine öffentliche Förderung?
Es war nicht so, dass die Politik die Firma sonderlich unterstützt hätte. 1956 zum Beispiel kam der damalige hessische Ministerpräsident Zinn, um sich die Firma mal anzusehen. Mein Vater brauchte damals einen Kredit über 300.000 D-Mark für einen Neubau. Den hat er nicht gekriegt. Der Ministerpräsident hat einfach gar nicht verstanden, was da überhaupt gemacht wurde.
Ein Ausflug ins Internet
Sie selbst wurden 1945 geboren. Ab wann haben Sie mitbekommen, an was Ihr Vater da gearbeitet hat?
Ich durfte als ältester Sohn immer in die Firma meines Vaters in Neukirchen gehen. Da durfte ich mit den Relais arbeiten, mit den Schaltern und Kabeln und mit allem anderen. Viele Projekte wurden damals vorzeitig beendet, nicht zu Ende geführt. Und alles, was man danach nicht mehr brauchte, hat mein Vater mir gegeben. In meiner Bude zuhause im Elternhaus hatte ich eine Märklin-Eisenbahn, die habe ich mit diesen ganzen Bauteilen vollautomatisch gesteuert. Eine lochstreifengesteuerte Märklin-Eisenbahn. Da war ich so zwölf Jahre alt.
Und dann haben Sie sich für eine akademische Karriere entschieden.
Eigentlich bin ich Wissenschaftler durch und durch. Wer weiß, vielleicht war ich auch zu geschockt über das, was mit der Firma meines Vaters geschehen war. So dass ich gesagt habe: Nimm die Universität, da bekommst Du ein regelmäßiges Gehalt.
Haben Sie nie Lust auf einen Ausflug in die Wirtschaft verspürt?
Es gab eine kleine Ausnahme, wir haben einmal mit ein paar Freunden an einer lernenden Suchmaschine für Bilder gearbeitet. Die hieß Pixfind. Das war 2000, aber es ging leider schief. Wir waren im Internet, wir waren gar nicht schlecht. Aber es hat nicht geklappt.
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