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Wochenrückblick Der haltlose Goldpreis

Der Goldpreis sucht vergeblich nach einem sicheren Hafen. Außerdem: Apple-Kursrutsch, Daimler-Erfolg und FT-Verkauf

Goldpreis auf Talfahrt

Der Goldpreis steht seit Wochenbeginn stark unter Druck - Foto: Deutsche Börse
Der Goldpreis steht seit Wochenbeginn stark unter Druck - Foto: Deutsche Börse

Der Goldpreis kannte in dieser Woche kein Halten: Es ging steil bergab, als in Shanghai und in den USA innerhalb weniger Minuten Gold im Wert von 1,7 Mrd. Dollar gehandelt wurde. Am Montag rutschte der Preis für das Edelmetall zeitweise unter die Marke von 1100 Dollar je Feinunze. Zwar stieg der Preis wieder über diese Unterstützungslinie, am Freitag folgte jedoch ein erneuter Kursrutsch. Experten notierten ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief.

Eine Trendwende ist nicht zu erwarten. „Wir sehen keine Gründe für Optimismus, die Zinsen dürften bald steigen und eine systemische Krise, die den Goldpreis antreiben könnte, ist nicht in Sicht“, sagte laut Reuters der Goldexperte Mark To von der Wing Fung Financial Group in Hongkong.

Der angekündigte Zinsanstieg in den USA wird von vielen Fachleuten als einer der Gründe für den Goldpreisrutsch genannt. Ein solcher Schritt würde den Dollar stärken. Für ausländische Goldkäufer wird sich das Edelmetall damit verteuern. Gleichzeitig zieht die Inflation durch die langsame Erholung der Weltwirtschaft und den niedrigen Ölpreis nicht an. Wer auf Gold als Schutz gegen die Inflation gesetzt hat, sieht sich also enttäuscht. Andere Anlageformen sind in diesem Umfeld attraktiver.

Und auch aus China ist diesmal keine Unterstützung zu erwarten. Anders als beim Preisrutsch 2013 greifen chinesische Investoren diesmal nicht ein, um Gold zu kaufen. Die Regierung in Peking hat die Anleger massiv zu Aktienkäufen gedrängt. Das führte zu Rekordständen an den Aktienmärkten in Shanghai und Shenzhen. Als vor kurzem die Kurse einbrachen, verkauften chinesische Investoren Gold, um ihre Verluste zu begrenzen.

Auch als Krisenwährung ist Gold nicht mehr gefragt. Weder auf die Ukraine-Krise noch dem Vordringen des Islamischen Staates oder den Griechenland-Turbulenzen reagierte der Preis für das Edelmetall mit nennenswerten Ausschlägen.

Dämpfer für Apple

Apple-Chef Cook bei der Präsentation der neuen Uhr (Foto: Getty Images)
Investoren rätseln, Tim Cook schweigt: Wie verkauft sich die Apple Watch - Foto: Getty Images

Für die Apple-Aktie war Mittwoch kein guter Tag: Rund vier Prozent verlor das Papier an Wert. Dabei hatte der iPhone-Hersteller am gleichen Tag scheinbar gute Zahlen bekannt gegeben: Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um etwa ein Drittel auf knapp 50 Mrd. Dollar. Und der Überschuss kletterte gar um 38 Prozent auf rund 10,7 Mrd. Dollar.

Nach wie vor ist es das iPhone, das dem Konzern Wachstum bringt. Und genau hier schauten die Investoren besonders kritisch auf die Zahlen. Zwar steigerte Apple den Verkauf seiner Smartphones gegenüber dem Vorjahresquartal um 35 Prozent. Mit 47,5 Millionen verkauften iPhones blieb der Konzern aber hinter den Erwartungen zurück. Da half es auch nicht, dass die Apple-Geräte in China erneut reißenden Absatz fanden.

Der Konzern ist bei seinem Höhenflug an einem Punkt angelangt, wo er die extrem hohen Erwartungen kaum noch erfüllen kann. Kleine Enttäuschungen reichen aus – und die Anleger werden nervös. Viele fragen sich, wo das Wachstum herkommen soll, wenn der Smartphone-Markt gesättigt ist.

Kann die Apple Watch die Rolle des Wachstumstreibers übernehmen? Das ist nur schwer zu beurteilen, weil das Unternehmen keine Verkaufszahlen bekannt gibt. Stattdessen wird die Uhr in der Rubrik „Andere Produkte“ bilanziert – zusammen mit dem Musikplayer iPod, Kopfhörern und Apple TV. Es ist daher schwierig, den Anteil der Apple Watch am Umsatzanstieg um knapp 50 Prozent auf 2,6 Mrd. Dollar herauszufiltern. Obwohl Apple-Chef Tim Cook beteuerte, er sei zufrieden mit dem Verkaufsstart, blieben viele Experten skeptisch. Einige Analysten senkten ihre Prognosen für die Apple Watch. Ob sich der Konzern mit der Geheimnistuerei einen Gefallen tut.

Daimlers Höhenflug

Daimler-Chef Dieter Zetsche kann zufrieden sein: Rendite und Verkaufszahlen stimmen - Foto: Getty Images
Daimler-Chef Dieter Zetsche kann zufrieden sein: Rendite und Verkaufszahlen stimmen - Foto: Getty Images

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Er will in der Premiumklasse an den deutschen Rivalen Audi und BMW vorbeiziehen. Die Zahlen für das zweite Quartal zeigen, dass er auf einem guten Weg ist. Der Betriebsgewinn des schwäbischen Autobauers stieg um mehr als 50 Prozent auf 2,25 Mrd. Euro. Und fast noch wichtiger: Die Rendite stieg auf 10,7 Prozent. Damit könnte der Konzern die Rivalen schon überflügelt haben.

„Jetzt geht es darum, dieses Niveau zu sichern und nachhaltig weiter zu wachsen“, sagte Zetsche. In fünf Jahren will er BMW die Krone des größten und profitabelsten Premiumherstellers entrissen haben.

Daimler profitiert derzeit von seiner Produktoffensive, bei der viele Modellreihen überarbeitet oder neu auf den Markt gebracht wurden. Im abgelaufenen Quartal kam besonders die C-Klasse bei den Käufern gut an. Als exportorientiertes Unternehmen verleiht der schwache Euro dem Mercedes-Hersteller zusätzlich Rückenwind. Und auf dem wichtigen chinesischen Markt spürt Daimler trotz der nachlassenden Konjunktur noch keine Kaufzurückhaltung – anders als Audi und BMW.

Springer geht bei FT-Verkauf leer aus

Die Financial Times berichtet am Freitag auf der Titelseite über den Verkauf an Nikkei - Foto: Getty Images
Die Financial Times berichtet am Freitag auf der Titelseite über den Verkauf an Nikkei - Foto: Getty Images

Die „Financial Times“ wird japanisch. Der bisherige Eigentümer Pearson verkauft die Finanzzeitung für umgerechnet 1,2 Mrd. Euro an das Medienhaus Nikkei. Die Japaner haben mehr geboten als der deutsche Springer-Konzern, der ebenfalls an dem lachsfarbenen Blatt interessiert war. Das Wirtschaftsblatt hatte selbst über Verhandlungen zwischen Pearson und Springer berichtet.

Am Ende aber durfte Nikkei-Chef Tsuneo Kita jubeln. „Ich bin extrem stolz, dass wir künftig mit der Financial Times zusammengehen“, sagte er. In Deutschland ist das Unternehmen vor allem durch den Börsenindex Nikkei bekannt, der 225 ausgewählte Aktien umfasst und die Entwicklung an der Börse in Tokio abbildet. Nikkei ist aber auch der Name einer Zeitung, die bereits seit 1876 existiert. Mit der Financial Times wollen die Japaner nun ihre internationale Expansion vorantreiben.

Das hätte Springer-Chef Mathias Döpfner wohl auch gerne getan. Die FT wäre für den deutschen Medienkonzern das Einfallstor in den englischsprachigen Markt gewesen. Die Finanzzeitung wird weltweit von einer zahlungskräftigen Kundschaft gelesen und anders als viele andere Zeitungen gibt sie ihre Inhalte über ihre digitalen Kanäle nicht kostenlos ab. Etwa 500.000 der 700.000 FT-Abonnenten lesen die Nachrichten, Analysen und Kommentare digital – und sie bezahlen dafür. Von solchen Zahlen können andere Medienhäuser nur träumen – auch Springer.

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