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Studie Das sind die Top-Regionen für Beschäftigte in Zukunftsberufen

Auszubildende an Tischen mit Computern und Kabeln
Zu den digitalen Zukunftsberufsfeldern zählen auch Mechatronik und Elektrotechnik
© Jochen Eckel / IMAGO
Arbeitskräfte aus Zukunftsberufen sind besonders gefragt, die Zahl der Beschäftigten wächst schnell. Eine Studie zeigt, welche Regionen in Deutschland vorne liegen

Während in der Arbeitswelt der Zukunft einige Branchen an Bedeutung verlieren, werden andere umso wichtiger. Trends wie Automatisierung, Digitalisierung, Cybersicherheit, der Klima- und der demografische Wandel prägen die Arbeitsmärkte schon jetzt. Damit die Transformation der Wirtschaft gelingen kann, sind vor allem sogenannte Zukunftsberufe entscheidend, also jene Berufe, die den Wandel wesentlich mitgestalten.

Doch haben wir dafür in Deutschland genügend Fachkräfte? Und wo sind diese am häufigsten zu finden? Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) hat sich dies im Auftrag des Regionalverbands Ruhr angeschaut. Capital liegen die Ergebnisse exklusiv vor. 

Betrachtet wurden dabei zum einen „grüne“ Berufe, die durch neue Technologien und Konzepte Beiträge zur Dekarbonisierung leisten, wie etwa Bauplanung oder Energietechnik. Zum anderen analysierte die Studie „digitale“ Berufe, die Arbeitsprozesse effizienter gestalten, beispielsweise Informatik oder Softwareentwicklung. 

Zukunftsberufe wachsen besonders stark

Im Fokus der Studie steht die wirtschaftsstarke Metropolregion Ruhrgebiet im Vergleich zu den Regionen Rheinland, Berlin-Brandenburg, Hamburg und München.

In allen fünf Regionen ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen in Zukunftsberufen seit 2018 überproportional gewachsen. Das relative Wachstum in den zehn untersuchten Zukunftsberufen war in etwa doppelt so hoch wie das Wachstum der Sozialversicherungsberufe insgesamt in Deutschland. Studienautor Ronald Bachmann vom RWI führt das sowohl auf veränderte Berufsprofile zurück als auch auf Personen, die neu auf den Arbeitsmarkt kommen.

In der Region Berlin-Brandenburg etwa ist die Zahl der Beschäftigten in Zukunftsberufen seit 2018 um 18,4 Prozent gestiegen im Vergleich zu 9,1 Prozent insgesamt, in München um 14,3 Prozent im Vergleich zu 6 Prozent 2018 und im Ruhrgebiet um 12,4 Prozent gegenüber 5,7 Prozent 2018.

Digitale Berufe gefragt

Digitale Berufe verzeichneten dabei insgesamt ein deutlich größeres Wachstum als grüne. „Die Digitalisierung hat schon über längere Zeit eine Dynamik entfaltet. Politiker haben erkannt, dass dabei viel getan werden muss, um Schritt halten zu können“, sagt Bachmann zu Capital. 

Am größten war der Zuwachs seit 2018 im Bereich der Softwareentwicklung und -programmierung, vor allem in der Region Berlin-Brandenburg mit einem Plus von mehr als 60 Prozent und in München mit rund 43 Prozent. Auch bei der IT-Netzwerktechnik und IT-Anwendungsberatung verzeichnet Berlin mit 42 und 46 Prozent das größte Wachstum an Beschäftigten aller Regionen, gefolgt vom Ruhrgebiet mit 30 und 35 Prozent mehr Beschäftigten. 

Stärker als die anderen Regionen ist die Metropole Ruhr von einem grundlegenden Strukturwandel geprägt. Noch ist die absolute Nachfrage nach Zukunftsberufen hier geringer als in den übrigen Regionen, dafür sind die Wachstumsraten umso größer. In den digitalen Berufsgruppen hat sich die Nachfrage innerhalb von fünf Jahren um 75 bis sogar 175 Prozent im Bereich Informatik gesteigert – was zum Teil auch an einem niedrigen Ausgangsniveau liegt. 

„Bei der ökologischen Transformation ist aus meiner Sicht noch nicht überall angekommen, dass sie genauso drängend ist wie die Digitalisierung“, so Bachmann. Immerhin aber wachsen bei den grünen Berufen insbesondere der Bereich Hochbau sowie Architektur und Bauplanung stark. Hier hat sich die Nachfrage um ganze 270 Prozent beziehungsweise 125 Prozent gesteigert. 

Fachkräftemangel in Zukunftsberufen wohl besonders groß

Doch die hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften trifft oftmals auf ein zu geringes Angebot. Auch wenn die Studie dazu keine konkreten Zahlen liefert, liegt laut Bachmann der Verdacht nahe, dass der Fachkräftemangel in Zukunftsberufen besonders groß ist – und sich weiter verschärfen wird. „Bis 2030 gehen viele Beschäftigte in Rente, was zu einem Rückgang des Arbeitsangebots führt“, sagt Bachmann. Der Studie zufolge könnte die Nachfrage nach Arbeitnehmern durch Unternehmen bis 2030 einen Höchststand erreichen.

Danach könnten zwei Dinge passieren, erklärt der Studienautor: „Entweder fragen Unternehmen von sich aus weniger Arbeit nach – sie versuchen also gar nicht mehr, Fachkräfte zu gewinnen. Oder sie versuchen Fachkräfte zu bekommen, es gelingt ihnen aber nicht.“ In beiden Fällen würde das dazu führen, dass die Beschäftigung nicht so stark anwachse, wie es mit genug Fachkräften eigentlich möglich wäre.

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