Apple Watch mit vielen Fragezeichen
Es war wie immer. Die PR-Maschinerie von Apple lief auf Hochtouren, um die Neugier auf ein neues Produkt aus Cupertino anzuheizen. Dabei wusste diesmal jeder, dass Konzernchef Tim Cook die Apple Watch vorstellen würde, die bereits im vergangenen Jahr angekündigt worden war. Doch die Produktpräsentation war wichtig für Apple und für Cook: Es ist das erste wirklich neue Produkt, dass der erfolgsverwöhnte Konzern nach dem Tod von Steve Jobs unter die Leute bringt. Entsprechend hoch sind die Erwartungen.
In der Vergangenheit ist es Apple immer wieder gelungen, Märkte mit seinen Geräten umzukrempeln und neu zu erfinden. Das bekamen die Musikbranche zu spüren und die Handyhersteller. Und jetzt auch die Uhrenindustrie? Die nächsten Monate werden zeigen, ob der IT-Konzern in das Revier der traditionsreichen Uhrenhersteller einbrechen kann. Bisher ist der Markt für Smartwatches noch klein und das Interesse der Kundschaft hält sich in Grenzen. Und Apple ist diesmal nicht der Pionier: Wettbewerber wie Samsung, Sony und Pebbles sind bereits am Markt.
Der iPhone-Hersteller muss also beweisen, dass er es besser kann als die anderen. Die Uhr ist vor allem als Ergänzung zum Smartphone gedacht. Die Nutzer müssen nicht mehr in der Jackentasche nach dem Gerät nesteln, sondern können Anrufe über die Watch entgegennehmen. „So etwas wollte ich machen, seit ich fünf Jahre alt war!“, rief Cook bei der Präsentation. Und sonst? Die Uhr kann auch Daten über den Gesundheitszustand seines Trägers aufzeichnen. Sie zeigt Nachrichten, Termine, Mitteilungen, Fotos etc an. Auch die Musikwiedergabe lässt sich über die Uhr steuern. Nach nur 18 Stunden muss die Apple Watch aber Energie nachtanken.
Braucht man das? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Kritik an dem Gerät, das zwischen 400 und 11.000 Euro kosten soll, war allerdings ungewöhnlich groß. Amerikanische Kommentatoren monierten die komplizierte Bedienung. „Braucht kein Mensch“, war ein Kommentar von Stefan Kuzmany auf Spiegel Online überschrieben.
Die Apple-Aktie vollführte auch keinen Freudensprung nach der Präsentation. Die Analystenschätzungen für die Uhr gehen weit auseinander: Sie reichen von 20 Millionen und mehr verkauften Exemplaren in diesem Jahr bis weniger als zehn Millionen. Vom Milliarden-Smartphonemarkt wäre die Smartwatch damit aber in jedem Fall weit entfernt.
Kleine Bank, große Folgen
„Lehman Brothers im Märklin-Format“, überschrieb die Nachrichtenseite Tagesschau.de ihren Artikel über die drohende Pleite der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria. Kommt es zu einem Schuldenschnitt könnten deutsche Kreditinstitute viel Geld verlieren. Laut der Ratingagentur Fitch kostete ein solcher Schritt die deutschen Banken zehn Prozent ihres Gewinns für dieses Jahr. Denn die deutschen Geldhäuser hatten sich auf eine Garantie des Bundeslandes Kärnten verlassen und Anleihen der Bank gehalten.
Doch die österreichische Finanzmarktaufsicht stoppte Anfang März die Zinszahlungen, um eine Pleite der Hypo Alpe Adria zu verhindern. Zuvor war ein weiteres Finanzloch von mehr als 7 Mrd. Euro bei der Bank aufgetaucht. Wie das Loch zustande kam, kann sich niemand so recht erklären. Die Bank hatte sich in früheren Jahren mit Geschäften in den Balkanländern verzockt. Dadurch war auch die BayernLB in Schieflage geraten, die das Kreditinstitut übernommen hatte. 2009 hat sie es wieder verkauft.
Doch jetzt müssen sich einige Institute wieder Sorgen machen. Fitch zufolge benötigt die Düsseldorfer Hypothekenbank dringend Hilfe, weil sie Anleihen der österreichischen im Volumen von 348 Mio. Euro im Bestand habe. Der Fall wirft aber auch noch für das Finanzsystem schwerwiegendere Fragen auf. Was sind eigentlich noch Staatsgarantien wert?
VW-Bilanz mit Schönheitsflecken
Am Donnerstag präsentierte dann Volkswagen-Chef Martin Winterkorn die Zahlen des Konzerns für das vergangene Jahr – im außer Betrieb genommenen Berliner Flughafen Tempelhof und damit an historischer Stätte. Historisch war gewissermaßen auch, was Winterkorn verkündete: Rekordwerte bei Umsatz, Gewinn und Zahl der verkauften Autos. Erstmals waren es mehr als zehn Millionen, die Weltspitze ist in greifbarer Nähe.
Doch die Erfolgsstory hat ihre Schattenseiten. Unbestreitbar ist die Abhängigkeit vom chinesischen Markt, die Kernmarke kommt in den USA nicht aus der Nischenecke, und wichtige Märkte wie Russland und Südamerika fallen derzeit praktisch weg. Um den Risiken zu begegnen, hat Volkswagen ein konzernweites Sparprogramm aufgelegt, das nur Effizienzprogramm heißen darf. Und wenn man dem Vorstand glauben darf, ist auch dieses Programm natürlich – ein Erfolg.
GroKo öffnet Wlans ein Stück weit
Beim öffentlichen Wlan ist Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern ein Entwicklungsland. Die sogenannte Störerhaftung verhindert, dass gewerbsmäßige Anbieter ihren Kunden einen Wlan-Zugang zur Verfügung stellen. Deshalb muss man hierzulande lange suchen, um ein etwa Café zu finden, das einen drahtlosen Internetzugang gewährt. Der Anbieter muss nämlich fürchten, dass er zur Rechenschaft gezogen wird, wenn ein Gast über seinen Wlan-Zugang zum Beispiel illegal Musik auf seinen Rechner lädt.
Mit einem neuen Gesetz will die Große Koalition das nun ändern. „In Deutschland sollen Flughäfen, Cafés oder auch Rathäuser und Bibliotheken künftig rechtssicher kostenloses Wlan anbieten können“, verkündete Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel bei der Vorstellung eines entsprechenden Gesetzentwurfs. Gewerbliche Anbieter sollen die Nutzer künftig nur darauf hinweisen müssen, dass sie beim Surfen im Internet das geltende Recht beachten müssen. Sie können diesen Hinweis zum Beispiel auf der Speisekarte geben.
Bekommt das freie Wlan jetzt also einen Schub? Netzpolitiker und -aktivisten kritisieren, dass die Regelung nicht auch für Privatleute gilt. „Die Förderung von offenem WLAN sieht anders aus – und ist weiterhin von dieser Bundesregierung nicht erwünscht“, schrieb der Blogger Markus Beckedahl auf netzpolitik.org. Privatleute, die ihr Wlan anderen Nutzern zur Verfügung stellen, müssen laut dem Gesetzentwurf nämlich die Identität dieser Mitnutzer kennen. Wissen sie deren Namen nicht, werden sie bei Rechtsverstößen unter Umständen haftbar gemacht. „Dieser Paragraph“, so Beckedahl, „wurde freundlicherweise von der Abmahnindustrie und ihren Unterstützern in der Politik gesponsert. Kein anderes Land hat eine solche Regelung – und auch kein anderes Land leistet sich eine mächtige Abmahnindustrie wie wir.“