Streit mit dem Partner, Mobbing, finanzielle Probleme oder ein Todesfall in der Familie – die Ursachen für psychische Erkrankungen sind vielfältig. Die Zahl der von ihnen verursachten Fehltage hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Fehlzeiten-Report 2017 des AOK-Bundesverbands und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Demnach führen psychische Erkrankungen heute zu 79,3 Prozent mehr Fehltagen als noch vor einem Jahrzehnt.
Für die Studie wurden 2000 repräsentativ ausgewählte Beschäftigte befragt. Hier sind fünf Haupterkenntnisse:
- Psychische Erkrankungen führen zu langen Ausfallzeiten. Auf jeden Betroffenen entfielen statistisch betrachtet 25,7 Krankheitstage. Das war doppelt so viel der allgemeine Durchschnittswert von 11,7 Tagen.
- Etwa jeder zweite Erwerbstätige war in den vergangenen fünf Jahren von einem kritischen Lebensereignis betroffen. 79 Prozent litten deshalb unter psychischen Problemen, 59 Prozent unter körperlichen Gebrechen.
- Mehr als die Hälfte der Betroffenen fühlte sich wegen einer Lebenskrise in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Fast jeder Zweite ging dennoch zur Arbeit.
- Kritische Ereignisse, die zur psychischen Belastung wurden, betrafen 38 Prozent der Studienteilnehmer unter 30 Jahren. Bei den 50- bis 65-Jährigen waren es bereits 65 Prozent.
- Die häufigsten Ursachen für psychische Probleme waren: Konflikte im privaten Umfeld (16 Prozent), ein schwer erkrankter Verwandter (12 Prozent) sowie finanzielle Probleme (11 Prozent).
Bei der Überwindung psychischer Krisen spielen nach Ansicht der AOK Führungskräfte und das allgemeine Betriebsklima eine entscheidende Rolle. Fühlen sich Angestellte in ihrer Firma gut aufgehoben, suchen sie hier häufiger nach Hilfe. „Kritische Lebensereignisse bei Beschäftigten können ein ‚Stresstest‘ für die Stabilität der beiderseitigen Beziehung zwischen Unternehmen und Mitarbeiter sein“, bilanzierte Helmut Schröder, Stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Gut gemeisterte Krisen könnten den Betroffenen und auch seinen Betrieb stärken.