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Immobilien Energieeffizienz: Was Energieexperten Hausbesitzern jetzt raten

Haus mit Solarzellen für Photovolatik und einer Luft-Luft-Wärmepumpe
Solarpanels auf dem Dach und eine Wärmepumpe vor dem Haus: Immobilien in Deutschland sollen energieeffizienter werden
© picture alliance / dpa Themendienst | Daniel Maurer
Berlin und Brüssel planen strengere Energie-Vorschriften für Immobilien. Hauseigentümer fragen sich welche Kosten, ein Öl- und Gasheizungsverbot und eine  EU-Sanierungspflicht verursachen werden. Was raten Energieexperten?

Zwei Nachrichten hielten Eigenheimbesitzer in den vergangenen Wochen in Atem. Zunächst kam heraus, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck plant, ab 2024 den Einbau neuer Öl-und Gasheizungen zu verbieten. Dann sprach sich auch noch das Europaparlament für eine Pflicht aus, ältere Häuser möglichst energieeffizient zu sanieren.

"Besonders der Heizungsaustausch ist das große Thema für die Verbraucher", sagt Reinhard Loch, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale NRW. Die Leute befürchteten, dass sie ihre Heizung kurz-oder mittelfristig austauschen müssen. "Wenn unsere Energieberater zu einem Haus gerufen werden, wo es nur um die Dachdämmung geht, fragten die Besitzer gleich, was sie mit ihrer Gasheizung machen sollen, sogar wenn die erst drei Jahre alt ist", sagt Loch.

Und auch beim Verband Wohneigentum, einer Vereinigung von Eigenheimbesitzern, meldeten sich in den vergangenen Wochen aufgebrachte Hauseigentümer. „Viele sagen, dass sie verstehen, dass für die Energiewende etwas getan werden muss. Nur: es muss bezahlbar sein. Dass es das nicht ist, davor haben manche haben sogar richtig Angst. Die denken: Wenn die Heizungspolizei kommt, dann muss ich mein Haus verkaufen“, sagt Anna Florenske, Sprecherin des Verbandes.

Die allgemeine Verunsicherung ist also schon jetzt groß, obwohl noch gar nichts beschlossen wurde. Trotzdem stellt sich die Frage, wer von den neuen Gesetzen betroffen sein könnte? Und was raten Experten Hausbesitzern jetzt?

Die Füße stillhalten

Das Bundeswirtschaftsministerium plant, dass ab 2024 neue Heizungen mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Am 29. März soll über den Entwurf abgestimmt werden. Ähnlich verhält es sich mit der sogenannten EU-Sanierungspflicht. Die EU möchte, dass bis 2030 Wohngebäude in der EU mindestens die Energieklasse E entsprechen, bis 2033 die Energieklasse D. Auch hierüber müssen die Mitgliedsländer aber noch abstimmen.

Von einem Heizungsumbau wären in Deutschland etwa 80 Prozent der Hausbesitzer betroffen. So viele heizen hierzulande derzeit mit Gas oder Öl. Solange die Heizung noch funktioniert, ist das kein Problem, da bestehende Heizungen bis 2045 nicht ausgetauscht werden müssen. Wenn aber in diesem Jahr noch die Heizung kaputt geht, müssen Hausbesitzer sich entscheiden.

"Wer nichts tun muss, sollte die Füße stillhalten", rät Energieexperte Loch. Wenn nicht, könne man in den kommenden Jahren auch auf eine Hybridheizung setzen, also eine Kombination aus Wärmepumpe und Heizung und parallel in die Wärmedämmung investieren. In jedem Fall aber rät er Hausbesitzern, vor einer Investition eine individuelle Energieberatung zu machen. Zu unterschiedlich seien die Probleme.

Auch Gasheizungen könnten teurer werden

Eine kaputte Gasheizung derzeit durch eine Wärmepumpe mit gleicher Leistung zu ersetzen, gestalte sich schwierig. "So eine Wärmepumpe kostet dann 40.000 Euro statt 10.000 Euro", sagt Loch.

„Das ist eine ganz andere Hausnummer als ein Gasbrennwertkessel“, sagt auch Florenske vom Verband Wohneigentum. „Viele unserer Mitglieder haben Jahrzehnte für ihre Immobilie gespart. Das sind keine Investoren. Die haben keine Rücklagen.“ Der Verband rät vor einem Heizungsumbau einen möglichst umfassenden Förderantrag zu stellen, der Beratung, hydraulischen Abgleich und die Entsorgung der alten Heizung umfasst. Eine Datenbank unter foerderdatenbank.de gibt einen Überblick über aktuelle Förderprogramme von Bund, Ländern und EU.

Käme das Gesetz, könnten aber auch Gasheizungen teurer werden, befürchtet Loch. "Vielleicht gibt es 2023 auch noch einen Run auf die Gaskessel. Dann werden die auch noch teurer", sagt er. Auch hier gelte es also zunächst abzuwarten.

Florenske sieht auch Probleme bei der neuen EU-Gebäuderichtlinie: „Bei uns melden sich auch Familien, die sich nur ein älteres, schlecht saniertes Haus leisten konnten. Denen raten wir eigentlich: Macht das Schritt für Schritt. Tauscht die Fenster aus. Dämmt die Heizungsrohre. Tauscht die Heizkörper aus.“ So seien die Investitionen über die Jahre zu stemmen.

Die EU-Richtlinie würde aber verlangen, dass Häuser bis 2030 auf den Energiestandard E und bis 2033 auf den Energiestandard D gebracht werden müssen. „Jetzt aber muss es immer schneller gehen“, sagt Florenske. Wichtig sei es daher, dass die Menschen Unterstützung erhielten.

"Ich geht davon aus, dass die EU-Pläne noch entschärft werden", entwarnt Loch. Für den Heizungsaustausch fordert er ebenfalls staatliche Unterstützung. Es brauche zwar eine Beschleunigung der Energiewende. Die Sanierungsraten seien noch immer da, wo sie vor zehn Jahren waren. Doch die Bundesregierung müsse fordern und fördern, also auch zielgenau unterstützen.

Wie das funktionieren soll, ist ebenso offen wie die geplanten Gesetze. Zumindest für das Gas- und Ölheizungsverbot kündigte Habeck bereits finanzielle Unterstützung an. Wärmepumpen sollen so gefördert werden, dass sie nicht teurer seien als Gasheizungen. Die FDP stellt sich bisher aber dagegen. Ob Habeck sich mit seinen Plänen zum Öl-und Gasheizungsverbot und zur Förderung zum Einbau durchsetzen kann, wird sich voraussichtlich im Koalitionsausschuss am Sonntag zeigen.

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