Anzeige
Anzeige

Förderanträge Lassen Sie sich nicht abbringen, kaufen Sie weiter Wärmepumpen!

Eine Luft-Wärmepumpe der Firma Stiebel Eltron steht am Neubau eines Einfamilienhauses
Eine Luft-Wärmepumpe der Firma Stiebel Eltron steht am Neubau eines Einfamilienhauses
© JOKER/Karl-Heinz Hick / IMAGO
Die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpen ist eingebrochen. Manche Ewiggestrigen freuen sich darüber. Doch der Einbruch ist eine schlechte Nachricht

Die Lust der Deutschen auf Wärmepumpen ist im ersten Halbjahr offensichtlich heftig eingebrochen. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gingen nicht einmal mehr halb so viele Förderanträge ein wie im Vorjahr. In den Sozialen Netzwerken werden Wärmepumpen mittlerweile ohnehin am liebsten für populistische Schenkelklopfer eingesetzt. Kostprobe: „Wir wollen Wärmepumpen, die wir nicht haben, von Handwerkern einbauen lassen, die wir nicht haben, und zwar in gedämmte Häuser mit Fußbodenheizung, die wir nicht haben, um sie mit Strom zu beheizen, den wir nicht produzieren. Hört sich nach einem gut durchdachten Plan an.“

Was haben wir gelacht. Doch alle Bissigkeit kann ein Faktum nicht überdecken: Die Idee, Wohnungen mit Wärmepumpen zu beheizen, ist technisch nach wie vor richtig. Es gibt derzeit keine effizientere, klimafreundliche Art, es sich im Winter und in der Badewanne gemütlich zu machen. Vor allem wer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach betreibt und einen Großteils des benötigten Strom für die Wärmepumpe daraus zieht, kann die höheren Anschaffungskosten in wenigen Jahren amortisieren. Diese Voraussetzungen sind immer häufiger gegeben: Bundesweit kamen im ersten Halbjahr 2023 rund 311.000 private PV-Anlagen hinzu; insgesamt sind drei Millionen Dachkraftwerke in Betrieb. 

Selbst das eher konservative Energiewirtschaftliche Institut der Universität Köln (EWI) prognostiziert, dass auch ohne PV-Anlage spätestens ab Einbaujahr 2027 eine Wärmepumpe über die Laufzeit billiger kommt als eine Gasheizung. Andere Experten finden die Annahmen der Rheinländer deutlich zu pessimistisch. Sie sagen, die Wärmepumpe liege schon heute vorn, weil der Gaspreis künftig deutlich schneller steigen werde als der Strompreis. Fast alle Marktkenner gehen davon aus, dass mehr grüne Kraftwerke den Strompreis weiter zähmen, während das Gas – gewollt – durch CO2-Abgaben definitiv teurer werden wird.

Selbst wer der bangeren EWI-Einschätzung folgt, wäre schlecht beraten, sich in diesen Tagen eine neue Gasheizung zu bestellen, wenn der alte Ölbrenner noch ein bisschen durchhält. Denn man würde eine Entscheidung fällen, der man mindestens 15 Jahre folgen muss, so lange halten Gasheizungen in der Regel (Wärmepumpen übrigens 20 Jahre).

Über die Wärmepumpen-Förderung wird im Herbst entschieden

Stattdessen sollte man abwarten, bis der Bundestag nach der Sommerpause das neue Heizungsgesetz entschieden hat. Denn vorher kann man nur spekulieren, wer künftig wieviel finanzielle Unterstützung vom Staat für eine Wärmepumpe bekommt. Und ein Öl- oder Gasmangel ist für den kommenden Winter nicht zu erwarten, also muss niemand frieren, wenn er noch ein bisschen wartet. Anzunehmen ist, dass der Zuschuss deutlich höher ausfällt, wenn man etwa eine alte Öl- oder Gasheizung ersetzt oder wenn man einkommensschwach ist. Außerdem dürften die Preise für Wärmepumpen tendenziell sinken, wenn die Nachfrage einbricht. Einige führende Hersteller gehen jedenfalls davon aus.

Häme und Satire sind schlechte Ratgeber, wenn teure Entscheidungen anstehen. Ein ähnliches Kräftespiel der öffentlichen Meinungen haben wir bei E-Autos erlebt. Schnell hatte sich eine Community der Verbrenner-Anbeter gebildet, die mit gefakten Videoberichten über Explosionsgefahren, Pamphleten über gigantische Umweltschäden und Warnungen vor irren Anschaffungskosten bis heute gegen E-Mobile ätzt. Dabie ist längst klar, dass Elektroautos viel seltener Feuer fangen als Verbrenner, über die gesamte Lebenszeit ökologischer sind und dass man mit ihnen fast immer deutlich günstiger fährt.

Der Imageschaden blieb: Die Nachfrage vor allem nach deutschen Elektroautos ging zurück. Dafür freuen sich die Asiaten, vor allem die Chinesen, die nun mit preiswerteren, wenn auch technisch oft weniger ausgereiften Modellen auf den Markt drängen, um ihn zu erobern.

Bei den Wärmepumpen läuft das nicht anders. Ihr schlechter werdender Ruf, der nicht nur von Satirikern, sondern auch von Politikern gepflegt wird, trifft besonders deutsche Marken wie Vaillant, Buderus oder Stiebel Eltron. Und am Ende schränkt er deren Wertschöpfung ein, was wiederum Arbeitsplätze kosten kann. Dafür drängen Billigheimer aus Asien in die Wohnstuben, Panasonic, Daikin, Toshiba, Mitsubishi Electrics, die seit langem - auch für und in China - Klimaanlagen bauen, weil es in diesen Ländern kaum Zentralheizungen gibt. Bei der Qualität nähern sie sich immer schneller den europäischen Standards.

Die Wärmepumpe ist für die deutsche Industrie so etwas, wie es das einmal Auto war: eine große Chance, sich zum Technologieführer in einem ökologischen Sektor aufzuschwingen, dessen Weltwachstum gerade erst beginnt. Es ist unklug, dass ausgerechnet die Deutschen diese Chance verspielen. Daher Eigenheimbesitzer: Kauft Wärmepumpen! Wenn nicht jetzt, dann nächstes oder übernächstes Jahr. Darauf zu sparen, zahlt sich sicher aus. Für den Geldbeutel, aber auch fürs Gemüt, weil es sich gut anfühlt, seine eigene, grüne Wärme zu erzeugen.

Wenn man lange sucht, findet man im Netz übrigens auch ein paar ganz brauchbare Witze über die Wärmepumpe. Kostprobe: „Wenn man dreimal ‚Wärmepumpe‘ in den Badezimmerspiegel ruft, erscheint Friedrich Merz und erklärt, wie man mit E-Fuels klimaneutral Heizungen betreibt, die so günstig sind, dass man locker noch vier AKW im Garten bauen kann, um den Black-out zu verhindern, der schon 2022 nicht kam.“

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel