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Immobilien Tiny Houses: Preiswert, ökologisch, bürokratisch

Blick in den Innenraum eines Tiny Houses
Blick in den Innenraum eines Tiny Houses
© IMAGO / Stephan Görlich
Mit einem Tiny House lässt sich der Traum vom Eigenheim schneller, günstiger und nachhaltiger verwirklichen. Baurechtliche Anforderungen und der damit verbundene bürokratische Aufwand variieren je nach Haustyp.

Die Tiny-House-Bewegung stammt aus den USA. Ende der 90er-Jahre soll der US-Amerikaner Jay Shafer das erste mobile Haus in Miniformat gebaut haben. Doch erst die weltweite Finanzkrise im Jahr 2007 bescherte den Tiny Houses (englisch für: winzige Häuser) größere Aufmerksamkeit. Viele Familien in den USA konnten ihre Hypotheken nicht mehr zahlen und mussten ihre Immobilie in Normalgröße verkaufen. Die preiswerten Häuschen waren für viele eine gute Alternative.

Der Trend zum Tiny House schwappte vor einigen Jahren auch nach Deutschland über. Mittlerweile haben sich die Minihäuser auf dem Markt etabliert und entwickeln sich rasch weiter. Tiny-House-Siedlungen existieren beispielsweise in Mehlmeisel im Fichtelgebirge und in Hollenbek bei Hamburg. Laut Statista-Umfrage können sich etwa 13 Prozent der Deutschen ein Leben in einem Tiny House vorstellen. Darunter sind Studierende oder Berufstätige, die ihre Wohnkosten reduzieren oder übergangsweise in einer anderen Stadt wohnen wollen. Familien können sich ein Tiny House gut als Ferien- oder Wochenendhaus vorstellen. Für Selbstständige und Gewerbetreibende bietet das Tiny House oft eine günstigere Alternative zum Büro oder zur Personalwohnung.

Wie groß darf ein Tiny House sein?

Die Preise von Tiny Houses beginnen bei rund 25.000 Euro. Das ist günstig. Je nach Ausstattung, Qualität und Größe kann der Preis aber schnell ansteigen. On top kommen Kosten für das Grundstück oder den Stellplatz, die Baugenehmigung sowie die üblichen Kaufnebenkosten. Wie hoch die Energiekosten ausfallen, hängt von der Heizungsart ab. Die oft eingesetzten Strom- oder Gasdirektheizungen können die Betriebskosten deutlich in die Höhe treiben. Günstiger und umweltfreundlicher ist der Einsatz von Biogas, ökologisch erzeugtem Strom oder nachwachsendem Holz. Manche Tiny Houses sind mit Solarpanels ausgestattet.

Wann ein kleines Haus auch ein Tiny House ist, dafür gibt es weder eine rechtliche Definition noch eine festgelegte Größenordnung – zumindest noch nicht. Laut dem Tiny House Verband ist eine Legaldefinition für den deutschsprachigen Raum in Arbeit. Ein gemeinsamer Nenner aller Tiny Houses ist: Sie haben kein festes Fundament. Tiny Houses, die fest an einem Ort stehen, haben meist eine Wohnfläche von maximal 100 Quadratmetern. Mobile Minihäuser, die sogenannten Tiny Houses on Wheels, sind mit bis zu 25 Quadratmetern Fläche deutlich kleiner. Sie lassen sich über eine Anhängerkupplung mit dem Pkw transportieren.

Wer ein mobiles Tiny House erwirbt, muss vor Einzug zum TÜV. Geprüft werden etwa Außenmaße, Gewicht sowie die Abnahmeprotokolle für Gas und Elektro. Die Maße von 2,55 Meter Breite, 11 Meter Länge und 3,70 Meter Höhe dürfen nicht überschritten werden. Soll das Tiny House auf einem Campingplatz stehen, gilt die jeweilige Landesverordnung über Camping- und Wochenendplätze: Oft darf hier die Wohnfläche der Minihäuser 50 Quadratmeter und die Höhe 3,50 Meter nicht übersteigen. Wenn doch, muss der Eigentümer eine Stellplatz- oder Baugenehmigung beantragen.

Kein Sonderstatus im Baurecht

„Baurechtlich wird ein Tiny House wie ein ganz normales Bauvorhaben behandelt. Es genießt keinen Sonderstatus“, sagt Christian Brecht, Geschäftsführer von Livee, einem deutschen Tiny House Dienstleister. Zwar werden die Häuschen meist nach dem vereinfachten Genehmigungsverfahren baurechtlich zugelassen. Der Unterschied zum normalen Verfahren sei für die Bauherrschaft aber nicht sonderlich groß, zeigt auch die Verbraucherzentrale auf. Standsicherheit und Brandschutz muss der Eigentümer immer nachweisen. Will er das Haus länger als vier Monate bewohnen, muss er zudem den Energieeffizienz-Nachweis erbringen. Ist das Tiny House größer als 50 Quadratmeter, wird ein Energieausweis fällig.

„Tiny Houses können die baurechtlichen Anforderungen, die für viele Baugrundstücke in Deutschland gelten, oft nicht erfüllen“, sagt Brecht.  Bebauungspläne der Kommunen beschreiben, was im betreffenden Baugebiet erlaubt ist und was nicht. Sie bestimmen auch die Art der zugelassenen Gebäude. Allein aufgrund ihrer Form und Größe dürfen die Tiny Houses vielerorts in Wohngebieten nicht aufgestellt werden. Ein Lösungsansatz für dieses Problem sind Tiny House Siedlungsprojekte, für die Städte und Gemeinden ausgewählte Flächen zur Verfügung stellen.

Viele fragen sich jetzt vielleicht: Ist dieser Minihaus-Trend einfach nur ein Hype unter jungen Leuten, der bald wieder ablaufen wird? Die Zahlen offenbaren ein anderes Bild: Entgegen der weitverbreiteten Annahme verwirklicht derzeit die Mehrheit ihr Tiny House Projekt im Alter zwischen 45 bis 55 Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt die Marktstudie des Tiny House Verbandes und Livee. Christian Brecht und seine Co-Autoren sehen aufgrund der kontinuierlich wachsenden Anzahl an Singlehaushalten künftig auch den Bedarf an kleinen Wohneinheiten steigen. Zusätzlich könnte der gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit die Nachfrage nach Tiny Houses weiter befeuern. Denn der ökologische Fußabdruck von Tiny Houses ist im Vergleich zu konventionellen Wohngebäuden kleiner. Für den Bau der Minihäuser werden weniger Baumaterialien gebraucht, es kommen öfter ökologische und recycelte Materialien zum Einsatz und es werden keine weiteren Flächen versiegelt.

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