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Baufinanzierung Comeback des Bausparens: Lohnt sich jetzt ein Bausparvertrag?

Bausparhaus in Berlin
Das Berliner Bausparhaus ist der Sitz des Verbandes der Privaten Bausparkassen
© IMAGO / Steinach
Im Zuge steigender Bauzinsen und der Energiewende erlebt das Bausparen ein Comeback. Was spricht für und was gegen einen Bausparvertrag? 

Vom Vorzeigeprodukt zum Auslaufmodell: Der Bausparvertrag hat beides erlebt. Früher galt er als attraktive Möglichkeit, eine Immobilienfinanzierung mit einem Sparvertrag zu kombinieren und sich ein zinsgünstiges Darlehen zu sichern – inklusive staatlicher Förderung. Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld hatte der Bausparvertrag diesen Nimbus und Vorteil aber eingebüßt. Doch seit vergangenem Jahr zieht das Interesse und Neugeschäft wieder deutlich an. Dabei stammt die Nachfrage sowohl von Kommunen als auch von Privatleuten.

Gleichzeitig zeichnet sich ein Trend zu höheren Finanzierungstarifen ab. Der Grund liegt nahe: „Anfang 2022 haben sich die Bauzinsen von rund 1 auf rund 4 Prozent vervierfacht. Das hat vielen Menschen vor Augen geführt, wie wichtig eine Zinsabsicherung ist“, sagt Christian König, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Privaten Bausparkassen (VDPB). „Bei Bausparkassen können Sie sich heute immer noch Bauzinsen zwischen 1,5 und 2,5 Prozent sichern.“ Und Kalkulationssicherheit gibt es on Top.

Auch die Debatte um das Heizungsgesetz verschafft Anbietern von Bausparverträgen Rückenwind: „Die Politik sorgt jetzt mit Sanierungs- bzw. Umrüstungspflichten für einen weiteren Treiber, denn der energetische Zustand einer Immobilie wird damit immer mehr zum wertbestimmenden Faktor beim Eigentumsübergang“, sagt König. „Hier bietet sich der Bausparvertrag als Energiesparvertrag an."

Angebote vergleichen

Wer sich für einen Bausparvertrag interessiert, sollte verschiedene Angebote einholen. Denn die Konditionen der einzelnen Institute variieren mitunter enorm, weiß Natalie Wagner, Spezialistin für Baufinanzierung beim Kreditvermittler Dr. Klein in Starnberg: „Die Bausparkassen unterscheiden sich in ihren Angeboten nicht nur in Sachen Zinshöhe, sondern auch bei vielen Ausgestaltungen und Rahmenbedingungen wie zum Beispiel der Zuteilungsreife.“ Vor diesem Hintergrund sollten Bauspar-Interessierte bei einem Abschluss zwei Dinge besonders beachten: Erstens sollten sie sich im Klaren sein, für welchen Zweck sie den Bausparvertrag benötigen. Zweitens die konkrete Bausparsumme mit Bedacht wählen – denn diese lässt sich nach Vertragsabschluss nicht mehr erhöhen, wenn es den Tarif nicht mehr gibt. „Daher rate ich, die Summe lieber etwas zu hoch als zu niedrig anzusetzen – eine Reduzierung der Summe ist auch nach Vertragsabschluss noch möglich, eine Aufstockung des Betrags nur bedingt“, sagt Wagner.

Auch wenn im Schnitt acht bis zehn Jahre bis zur Zuteilungsreife ins Land ziehen und bis Bausparer ihre Ansparsumme plus das vereinbarte Darlehen nutzen können: Eine festgeschriebene Laufzeit gibt es bei Bausparverträgen nicht. Der Zeitpunkt der Zuteilungsreife hängt von den geleisteten Einzahlungen ab und bietet entsprechend viel Flexibilität. „Der Bausparer kann seine Sparrate bei Bedarf anpassen oder sogar aussetzen. Bauspardarlehen können früher oder später genutzt werden. Außerdem sind hier jederzeit kostenlose Sondertilgungen möglich", sagt VDPB-Geschäftsführer König. Mit diesen ist es möglich, die Zuteilungsreife zu beschleunigen.

Die hohe Flexibilität ist neben der Zinssicherheit der größte Vorteil eines Bausparvertrags – und kann auch beim Verwendungszweck ausgespielt werden. „Das Darlehen ist an keine bestimmte Immobilie gebunden, und auch wenn ursprünglich eine Anschlussfinanzierung damit vorgesehen war, lässt es sich ohne Umstände für eine Modernisierung nutzen“, erklärt Baufinanzierungsexpertin Wagner. Ein Carport kann mit einem Bausparvertrag ebenso finanziert werden wie eine Garage oder ein Kamin – und selbst komplett andere Verwendungszwecke wie der Kauf eines Autos oder eine Reise sind de facto möglich. Denn man kann sich einen Bausparvertrag bei Fälligkeit auch einfach auszahlen lassen und die Summe anderweitig investieren – ohne das Darlehen in Anspruch zu nehmen. Sofern das Geld allerdings für ‚nicht wohnwirtschaftliche Zwecke‘ verwendet wird, entfallen alle staatlichen Förderungen wie die Wohnungsbauprämie, Arbeitnehmersparzulage (VL) oder Wohn-Riester.

Natürlich hat die Flexibilität beim Bausparvertrag ihren Preis. Zum einen wird das Guthaben – sprich die angesparten Beträge – niedrig verzinst. Als Sparanlage eignet sich der Bausparvertrag insofern nicht. Zudem fällt zu Vertragsbeginn eine Abschlussprovision an, die von den ersten Einlagen abgezogen wird. Diese liegt im Schnitt bei 1,0 bis 1,6 Prozent der gesamten Bausparsumme und führt dazu, dass Bausparer zu Beginn der Vertragslaufzeit ins Minus rutschen. Es kann mitunter sogar Jahre dauern, bevor es an die tatsächliche Einzahlung kommt – je nach Höhe der gewählten Einlage. In jedem Fall brauchen Bausparer einen langen Atem, bevor die Zuteilungsreife erfolgt. Zwar ist eine vorzeitige Kündigung des Vertrags möglich, aber wegen der hohen Anfangskosten nicht ratsam.

Ob ein Bausparvertrag die beste Wahl ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. In jedem Fall bietet er die Möglichkeit, sich die niedrigen Zinsen der Bausparkassen langfristig zu sichern und fördert die Planbarkeit. Ab Januar 2024 lässt sich Wohn-Riester zudem auch für energetische Sanierungen nutzen.

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