Schimmelbefall, Tierhaltung oder eine Eigenbedarfskündigung – es gibt Dinge, da geraten selbst die vorbildlichsten Mieterinnen und Mieter mit ihrem Vermieter aneinander. Lässt sich ein Streit nicht beilegen, landet so mancher Krach sogar vor Gericht. „Fast ein Drittel aller Zivilprozesse vor Gericht sind Mietprozesse“, schreibt der Mieterschutzbund Berlin auf seiner Webseite. Zu den Klassikern zählen dabei Streitigkeiten über Betriebskosten und Wohnungsmängel sowie Mieterhöhungen und verlangte Schönheitsreparaturen.
Gut, wenn Mieterinnen und Mieter dann nicht alleine dastehen. Wer sich für den Ernstfall absichern will, kann Mitglied in einem der rund 320 Mietervereine werden, die es in Deutschland gibt. Diese bieten ihre Dienste in über 500 Beratungsstellen an. Dachverband ist der Deutsche Mieterbund mit Sitz in Berlin, dem neben dem Berliner Mieterverein e.V. auch die übrigen 15 Landesverbände unterstehen. Die Kosten für eine Mitgliedschaft variieren. „Jeder Verein ist autark und hat eigene Tarife“, erklärt Hans Jörg Depel, Geschäftsführer vom Mieterverein Köln. In der Regel liegen sie für Privatleute zwischen 80 bis 100 Euro pro Jahr. Zudem fällt oft auch eine einmalige Aufnahmegebühr an, die um die 20 Euro beträgt.
Breitgefächertes Angebot
Das Angebot der Mieterschutzvereine erstreckt sich über alle mietrechtlichen Fragen. Zum Basisangebot zählt das Prüfen von Unterlagen, also von Mietverträgen, Betriebs- und Heizkostenabrechnungen und Kündigungen. Die Vereine helfen außerdem bei Mieterhöhungen und Mietmängeln.
Das überzeugendste Argument der Mietschutzvereine ist aber die persönliche Rechtsberatung durch erfahrene Fachleute. Die lernen nicht nur durch ihr eigenes, alltägliches Beratungsgeschäft kontinuierlich dazu: „Das Wissen wird nach oben geleitet, wodurch alle fachlich und thematisch immer fitter werden“, sagt Depel.
Trotzdem gibt es natürlich Einschränkungen. „Was wir nicht können, ist vor Gericht aufzutreten. Hier würden wir an einen Rechtsanwalt abgeben, der mit uns zusammenarbeitet“, erklärt Depel.
Miet-Rechtschutz inkludieren
Um bei Gerichtsverfahren vom Mieterschutzverein Unterstützung zu bekommen, ist es nötig, dass Verbraucher einen Tarif wählen, der explizit auch eine Miet-Rechtschutzversicherung enthält. „Sie ist der doppelte Boden, wenn es hart auf hart kommen sollte und Prozesskosten anfallen“, so Depel. „Im Mietrecht ist der Streitwert in der Regel zwar kein Millionenbetrag, aber auch kleinere Beträge können weh tun.“
Im Schnitt landen ihm zufolge rund drei Prozent aller Streitfälle vor Gericht. Wichtig zu wissen: Während Mitglieder die Beratungsleistung der Mietvereine sofort in Anspruch nehmen können, greift der Rechtschutz in der Regel erst nach einer Wartezeit von bis zu drei Monaten.
Mietergewerkschaft, Online-Portale und weitere Helfer
Mieterschutzvereine sind nicht die Einzigen, die das Thema Mietrecht und damit einhergehende Rechtsberatung als Geschäftsmodell für sich entdeckt haben. Neben speziellen Fachanwälten für Mietrecht engagieren sich auch die Mietergewerkschaft und Online-Plattformen wie Mieterengel und Conny in dem Bereich. Sie setzen allerdings unterschiedliche Schwerpunkte. Während sich die Mietergewerkschaft vor allem für die allgemeinen Rechte und Interessen von Mietern einsetzt und neue Mitglieder als Unterstützer sucht, liegt der Fokus bei den Online-Plattformen Conny und Mieterengel auf der digitalen Beratung.
Beide Dienste setzen unterschiedliche Akzente. Beim Legal Tech Conny liegt dieser auf der Mietpreisbremse in Berlin. Bei Mieterengel auf ‚deutschlandweitem Mieterschutz‘. Die Mitgliedsbeiträge bewegen sich zwischen 50 und 150 Euro im Jahr – abhängig vom gewählten Mietschutz-Tarif. Bei Conny fällt im Erfolgsfall, also wenn die Mietpreisbremse durchgesetzt werden kann, zudem eine einmalige Provision an. Bei einer außergerichtlichen Einigung beträgt sie „die Ersparnis für 6 Monate zuzüglich Mehrwertsteuer“. Bei einer erfolgreichen Klage vor Gericht, wird „die Ersparnis für acht Monate zuzüglich Mehrwertsteuer“ fällig, wie es auf der Webseite heißt.
Wer digitale Beratung bevorzugt, sollte die unterschiedlichen Online-Plattformen vergleichen und kann damit gut fahren. Wem das persönliche Gespräch wichtiger ist, ist bei einem Mieterschutzverein besser aufgehoben. Diese bieten – vom Fachanwalt abgesehen – unterm Strich auch das umfassendste Angebot an mietrechtlicher Beratung.
Verbraucherzentrale als Alternative
Sind Mieterinnen und Mieter unsicher, ob sich eine Mitgliedschaft im Mieterschutzverein für sie wirklich lohnt oder falls sie ein entsprechendes Angebot erstmal nur in einer ‚Light‘-Version austesten möchten, wird beispielsweise bei der Verbraucherzentrale NRW fündig. Diese bietet ein abgespecktes Angebot an, das sich auf eine grobe Erst-Beratung zu den individuell vorhandenen Mietrechtsproblemen beschränkt. Sie dauert maximal 15 Minuten, kostet 20 Euro und kann vor Ort oder telefonisch erfolgen.
Interessierte müssen sich im Vorfeld für das Angebot anmelden, das in Kooperation mit dem Mieterbund NRW erfolgt. Auch in anderen Bundesländern bieten Verbraucherzentralen Mietrecht-Beratung an, etwa in Niedersachsen und Bayern.