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Kryptowährungen Wie Luxusuhren vom schwächeren Bitcoin profitieren

Eine Rolex Daytona kostet im Handel deutlich weniger als auf dem Zweitmarkt
Eine Rolex Daytona kostet im Handel deutlich weniger als auf dem Zweitmarkt
© IMAGO/UPI Photo
Die Preise für Patek Philippe und Rolex sind zuletzt stark eingebrochen. Ein Grund dafür: Die Schwäche der Kryptoszene, aus der zuvor neue Interessenten in den Markt drängten

Der Einbruch der Kryptowährungen schlägt auch auf einen zunächst überraschenden Markt durch: Luxusuhren. Zuletzt hat sich das Angebot an begehrten Uhren auf dem Gebrauchtmarkt vergrößert, was die Preise für schwer erhältliche Modelle von Patek Philippe und Rolex drückte. Das Angebot an Trophäenuhren wie der Rolex Daytona oder der Patek Nautilus 5711A „ist jetzt viel größer“, wie die Online-Uhrenhandelsplattform Chrono24 erklärte.

Doch wie kommt dieser Zusammenhang überhaupt zustande? Im Prinzip relativ einfach: Der Kryptoboom bis Ende 2021 hatte eine neue Klasse von Luxuskäufern hervorgebracht, was zu einem beispiellosen Preisanstieg für Modelle führte – insbesondere von Marken wie Rolex, Audemars Piguet und Patek. „Der Kryptoboom hat sich direkt auf die Preisgestaltung von Luxusuhren von Marken wie Rolex und Patek Philippe ausgewirkt“, erklärte Chrono24 auf Anfrage. Der Zusammenhang funktioniert aber in beide Richtungen: Jetzt, da viele digitale Token unter den Hammer gekommen sind, legen dieselben Verbraucher nämlich den Rückwärtsgang ein.

Tim Stracke, Co-CEO von Chrono24, spricht bereits von einer „Konsolidierung“ bei einigen Modellen. Die Preise nähern sich immer mehr denen ähnlicher Modelle an. Einige Händler leiden massiv darunter. So berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger über Probleme bei „Chronext“, einem Kölner Konkurrenten von „Chrono24“, das 40 seiner 150 Mitarbeiter entlassen hat – und das teilweise über Nacht. Das Problem: Chronext wächst zwar in puncto Umsatz und Nutzerzahlen, ist aber nicht profitabel. Das ist beim aktuellen Umfeld aus höheren Zinsen, Ukraine-Krieg und Inflation aber deutlich wichtiger als das Wachstum, denn Investoren achten gerade insbesondere auf die Kostendisziplin.

Da nützt es möglicherweise auch nicht viel, dass das Handelsvolumen im Markt insgesamt steigt. Stracke von „Chrono24“ berichtet zwar, dass auf seiner Plattform, die Händler oder Privatverkäufer mit Käufern verbindet, in der ersten Jahreshälfte das Handelsvolumen um mehr als 50 Prozent gestiegen ist. Doch viele Verkäufer hatten sich wohl höhere Margen erhofft. Es könnte mehr ein kolossales Abstoßen sein, auf das dann eine größere Schwächephase folgt.

So liegt aktuell eine Patek Philippe Nautilus 5711A, die im Einzelhandel etwa 35.000 Dollar kostet, laut Chrono24 aktuell bei etwa 190.000 Dollar. Im ersten Quartal 2022 kostete die Sportuhr mit blauem Zifferblatt aus Stahl aber noch etwa 240.000 Dollar. Gleichzeitig hat Chrono24 Preiserhöhungen bei Uhren wie der Girard-Perregaux Laureato, der Omega Speedmaster-Kollektion sowie bei vielen Cartier- und Breitling-Modellen festgestellt.

Bleibt die Frage, wie nachhaltig die letztere Entwicklung ist. Chrono24, das über einen möglichen Börsengang nachdenkt, erwartet in der zweiten Jahreshälfte immerhin einen Anstieg der über die Website getätigten Verkäufe. Sie setzen also darauf, dass das Handelsvolumen auf diesem hohen Niveau bleibt.

Hierfür spielt auch die Entwicklung des Kryptomarktes eine Rolle. Der ohnehin volatile Markt hat bisher ein schlimmes Jahr hinter sich. Seit Jahresbeginn verlor die größte Währung, der Bitcoin, fast 50 Prozent an Wert und liegt nun bei knapp 23.000 Dollar. Noch im November kostete ein Coin knapp 68.000 Dollar. Geprägt war das Jahr von mehreren Skandalen und Pleiten, die dem Markt mehrere Milliarden Dollar Kapital entzogen und die Zukunftsprognosen eintrübten. Wohin sich der Markt letztlich bewegt, weiß niemand. Doch steigt er, da ist sich „Chrono24“-Chef Stracke sicher, dann profitiert auch wieder der Markt für Luxusuhren.

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©2022 Bloomberg L.P.

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