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Geldanlage Wer wagt, gewinnt

Mutig bleiben oder aufgeben?
Mutig bleiben oder aufgeben?
© Getty Images
Dass die Aktienindizes zu neuen Höhenflügen ansetzen, ist vielen Anlegern nicht ganz geheuer. Mutig bleiben oder aufgeben?

Die Deutschen werden etwas mutiger bei der Geldanlage, so vermeldete die Deutsche Bundesbank dieser Tage. Sie hätten allein im ersten Quartal dieses Jahres rund 10 Milliarden Euro in Aktien angelegt. Das ist im Prinzip eine gute Nachricht und stimmt hoffnungsfroh, ebenso wie die Tatsache, dass sich dieser Mut anscheinend auszahlt. Schließlich ist der Deutsche Aktienindex zuletzt wieder auf eine neue Höchstmarke zugesteuert und hat die 11.000 Punkte angepeilt. Nach dem großen Absturz vom Frühjahr hat er sich also in Rekordzeit wieder berappelt. Und alle Anleger profitieren nun davon, oder? Schön wäre es.

Man muss die Zahlen der Bundesbank im Gesamtzusammenhang sehen: Denn was sind schon 10 Milliarden Euro angesichts der über 5 Billionen Euro Gesamtvermögen, die Bundesbürger hierzulande horten? Genau, ein verschwindend geringer Teil.

Nicht einmal ein Fünftel des gesamten deutschen Geldvermögens ist in Aktien und Fonds investiert. Zudem ist die Zahl der Aktienbesitzer hierzulande immer noch sehr klein. Gerade einmal 14 Prozent der Bundesbürger halten Aktien, Fonds oder beides. Zwei Fünftel ihres Geldes dagegen liegen nach wie vor auf niedrig bis gar nicht verzinsten Tagesgeldkonten herum. Und ein nicht unerheblicher Teil wirft sogar Nullkommanix an Erträgen ab und schrumpelt selbst bei der winzigen Inflationsrate von 0,3 Prozent garantiert dahin, weil er daheim als Matratzengeld gehortet wird. Diese bar gehaltenen Beträge wachsen neuerdings geschwind an. Da sieht es mit dem Mut schon wieder ganz anders aus.

Droht der Generaleinbruch?

Aber sollte man ihn überhaupt gerade jetzt zeigen? Auf den ersten Blick denkt man: Klar, wann, wenn nicht jetzt? Schließlich beflügelt der neue Höchststand des Deutschen Aktienindex gerade in dieser Woche wieder die Phantasie. Der Dax nimmt nun wieder die 11.000er Marke ins Visier. Da werden einige Anleger demnächst sicher noch ein paar weitere Milliarden an die Börsen pumpen. Vielleicht ist aber auch genau das die falsche Idee. Denn bei näherem Hinsehen machen hohe Kurse ja auch vielen Anlegern Angst. Wie lange wird das wohl noch weitergehen? Sollte man sich nicht lieber zurückziehen, solange es noch geht? Entsprechend meldet die Börse Stuttgart aktuell einen weiteren Rekord, nämlich bei den Absicherungsgeschäften, die Börsianer tätigen, weil sie Kursstürze fürchten. In so einer Situation reicht manchmal eine falsche Nachricht, um wieder alle in die Gegenrichtung preschen zu lassen.

Die ersten Stimmen warnen auch bereits: Banken geben bekannt, sie hätten ihre Aktienquote gerade schleunigst auf Null reduziert. Was nichts anderes heißt, als: Sie haben die jüngsten Gewinne mitgenommen und das Geld in Zinspapiere geschichtet, denn sie erwarten einen Markteinbruch. Und zwar schon für September. Der ist ja bekanntlich der schwächste Monat des Börsenjahres, so sagen es auch alte Börsianerregeln: „Sell in May and go away. But always remember: Come back in September.“ Der September soll also der Monat mit den schwachen Kursen sein und der traditionell schlechteste Monat des Börsenjahres. Die Statistik belegt das auch, da kann man bis ins Jahr 1960 zurückrechnen.

Die Liste der Gründe, warum es schon bald zu einem Einbruch kommen soll, ist lang: Die Zentralbanken haben ihr Pulver verfeuert, der Markt ist überhitzt, die Konjunkturaussichten sind schwach, Impulse für positive Überraschungen derzeit nicht in Sicht und dann ist da ja noch der Brexit. Klingt alles so, als wäre mit dem Höhenflug auf 11.000 Punkte demnächst wirklich erstmal wieder alles vorbei.

Aber droht nun der Generaleinbruch? Wenn man den Untergangspropheten glaubt, die sich dieser Tage wieder einmal zu Wort melden, dann steht er kurz bevor. Marc Faber etwa glaubt ein Crash werde bald die Gewinne der vergangenen fünf Jahre wieder vernichten. Er hat allerdings zuletzt auch mehrere Abstürze vorhergesagt, die bisher auf sich warten lassen.

Fragt man die Statistik nach der Tiefe des Absturzes, so lautet die Antwort: Der Dax verlor seit 1960 im September im Schnitt 1,5 Prozent. Das klingt nun nicht sehr furchteinflößend. Natürlich war es mal mehr und mal weniger. Aber nach einer ultimativen Flucht aus Aktien klingt das nicht gerade.

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Stopp-Loss-Kurse bringen keine Zusatzrendite

Anleger sollten daher überlegen, was ihnen in diesem Moment wichtig ist: Sind sie Kurzfristanleger, die auf überdurchschnittliche Renditen spekulieren und versuchen möchten, durch richtiges Timing das Maximale aus dem Gesamtmarkt herauszuholen? Dann könnte es tatsächlich sinnvoll sein, jetzt bereits wieder den eigenen Aktienbestand zu verringern. Oder zumindest Absicherungsgeschäfte zu tätigen, indem man Stopp-Loss-Kurse setzt. Bei denen werden neu erworbene Papiere automatisch verkauft, wenn deren Kurse unter ein bestimmtes Niveau fallen. Es gibt sie als fixe Marke oder als mitwandernde Kursmarken. Beide sollen die Verluste begrenzen.

Eine Faustregel für nervenstarke Anleger lautet: Stoppkurse direkt beim Kauf zehn Prozent unterm Einstiegskurs setzen. Damit sind dann allerdings – unter Einrechnung aller Kosten – mehr als zehn Prozent des Einsatzes weg. Wer bisher noch keinen Stoppkurs gesetzt hat, kann daher besser jetzt (nach einem hoffentlich schon erfolgten Kursgewinn), den Stopp so setzen, dass er eben nicht nur zum Einstiegskurs wieder verkauft, sondern mindestens die Kosten des Aktienhandels wieder heraushat.

Besser noch: Wenn beim Eintreten des Stopp-Verkaufs sogar ein Gewinn übrig bleibt. Der Nachteil dieser Stoppkurse ist allerdings: Erstens kosten sie ebenfalls Geld. Zweitens setzen viele Käufer sie. Und etliche sogar an den gleichen Preisschwellen. Das bedeutet im Ernstfall: Wenn der Kurs eine bestimmte Marke erreicht, dann verkaufen tausende Computerprogramme die gesamten Bestände automatisch und zeitgleich. Was den Kurs dann natürlich erst recht weiter in die Tiefe treibt.

Zudem haben Finanzexperten nachgerechnet, dass Stopp-Loss-Kurse im Grunde keinerlei Zusatzrendite bringen. Das gilt sowohl für die fixen Stoppkurse, als auch für die nachgezogenen. Denn damit ersparen sich Privatanleger zwar Verlustphasen, aber die Gefahr, dass sie beim neuen Aufschwung zu spät einsteigen und dadurch wichtige Renditepunkte verpassen ist hoch. Unterm Strich könnte man sich de Ausgaben dafür also sparen.

Wankelmütige Aktien mit Rendite?

Man kann die Situation derzeit daher genauso gut aus der Perspektive des Langfristanlegers betrachten. Und das sollte man auch, falls man das investierte Geld nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt in naher Zukunft braucht. Die Langatmigen sehen es so: Wer in den vergangenen 15 Jahren jeden Monat 100 Euro gespart hat und das Ganze über einen Sparplan in Aktien investierte, der hat insgesamt 18.000 Euro aufgewendet. Und über was steht davon heute auf seinem Konto? Schätzen Sie mal?

Kleiner Tipp: Er hat sowohl den Absturz der New Economy 2000/2001 erlebt, als auch die Finanzkrise 2008 und ebenfalls die europäische Schuldenkrise 2011. Aus seinen Sparraten sind bis heute 28.500 Euro geworden, wenn er in europäische Standardaktien investiert hat, etwa in einen Indexfonds (ETF) auf den Eurostoxx. Mit deutschen Aktien und einem ETF auf den Dax sind es sogar 30.900 Euro. Das macht einen Gewinn von 13.000 Euro. Die wankelmütigen Aktien brachten also sechs bis sieben Prozent Rendite pro Jahr.

Und erinnert sich noch jemand wehmütig an die hohen Tagesgeldzinsen von einst? Mit Tagesgeldkonto wären aus den 18.000 Euro innerhalb der vergangenen 15 Jahre sage und schreibe 18.687 Euro geworden. Das entspricht einer Rendite von durchschnittlich 0,5 Prozent pro Jahr. Jetzt noch jemand, der vor September seine Papiere wieder verkaufen will?

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