Brexit: politische Hängepartie
Immerhin eines steht fest im britischen Brexit-Drama: Eine Frau wird Premierminister David Cameron beerben. Die Parteimitglieder der konservativen Tories haben die Wahl zwischen Innenministerin Theresa May und der Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom. Unter den Unterhausabgeordneten hat May eine klare Mehrheit: 199 von 330 Parlamentarierern votierten für sie, 84 für Leadsom und nur 46 für Justizminister Michael Gove, der damit aus dem Kandidatenkreis ausgeschieden ist.
Die Entscheidung liegt nun in den Händen der etwa 150.000 Parteimitglieder, die per Urwahl die Parteichefin bestimmen. Und die Gewinnerin wird dann auch Regierungschefin des Vereinigten Königreichs. Trotz ihrer satten Mehrheit bei den Abgeordneten wird die Wahl kein Spaziergang für May. Sie gilt als Brexit-Gegnerin, hatte sich im Wahlkampf aber zurückgehalten. Leadsom dagegen unterstützte die Leave-Kampagne. Anders als May strebt sie einen raschen Beginn der Austrittsverhandlungen an.
Eine Umfrage sieht May klar vor ihrer Kontrahentin. Allerdings hat das konservative Parteivolk mehrheitlich für den Abschied von der EU gestimmt. Das spricht eher für Leadsom.
Von der Entscheidung hängt also viel für das weitere Vorgehen ab. Erst im September wird feststehen, wer sich durchgesetzt hat. Zur Beruhigung der Finanzmärkte dürfte die Hängepartie nicht beitragen. Nachdem sich die Lage an den Finanzmärkten wegen des Brexit-Votums zwischenzeitlich beruhigt hatte, ist die Verunsicherung in dieser Woche zurückgekehrt. Das bekam neben den Aktienmärkten auch das Britische Pfund zu spüren: Am Mittwoch fiel es unter die Marke von 1,30 Dollar. So tief notierte die britische Währung zuletzt 1985.
Die Pfund-Schwäche steht auch im Zusammenhang mit dem Abhebungsstopp, den eine Reihe von Immobilienfonds für ihre Kunden verhängt haben. Das wiederum verstärkt die Angst, dass eine Immobilienblase in Großbritannien platzen könnte. Dem Chef der Bank of England Mark Carney kommt in dieser Situation eine Schlüsselrolle zu. Und er hat auch schon gehandelt: Um einem Kreditengpass vorzubeugen, hat die Notenbank die Kapitalvorschriften für britische Banken gelockert. Auch eine Zinssenkung scheint möglich. Momentan liegt der Leitzins bei 0,5 Prozent.
Während auf Carney noch viel Arbeit wartet, zieht sich ein weiterer Brexit-Protagonist aus dem Rampenlicht zurück. Nigel Farage, Chef der europafeindlichen UKIP, gibt den Parteivorsitz auf. Mit dem Votum für den EU-Austritt sieht er seine Aufgabe als erledigt an. Mit den Brexit-Folgen dürfen sich andere herumschlagen.
Danone: Teurer Zukauf
Der französische Nahrungsmittelkonzern Danone greift für die Übernahme eines amerikanischen Bio-Anbieters tief in die Tasche. 12,5 Mrd. Dollar bietet Danone für White Wave Foods, das in Europa durch seine Tochter Alpro bekannt ist. Mit Produkten auf Pflanzenbasis wie Sojamilch erzielte das US-Unternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4 Mrd. Dollar.
Die Führungskräfte der beiden Unternehmen sind sich bereits einig über den Deal. Zum Beispiel White-Wave-CEO Greg Engles:
Und auch Danone-Chef Emmanuel Faber sparte nicht mit großen Worten:
Trotz des hohen Kaufpreises kam die Offerte am Aktienmarkt zunächst gut an. Die Danone-Aktie legte am Donnerstag zu und die White-Wave-Aktie schoss gar um 19 Prozent nach oben. Strategisch ergibt die Übernahme für die Franzosen durchaus Sinn. Der Umsatzanteil des Nordamerika-Geschäfts steigt auf einen Schlag von 12 auf 22 Prozent.
Mit White Wave erschließt sich Danone eine gut verdienende Kundschaft in den Vereinigten Staaten. Dadurch kann das Unternehmen das schwächelnde Geschäft in Schwellenländermärkten wie Brasilien und Russland ausgleichen.
Samsung: zurück in die Erfolgsspur
Beim südkoreanischen Smartphone-Hersteller Samsung klingeln die Kassen. Verantwortlich dafür sind die Modelle der Galaxy-S7-Reihe, die sich sehr gut verkaufen. Der Betriebsgewinn werde deswegen im zweiten Quartal um mehr als 17 Prozent auf umgerechnet 6,3 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahresquartal steigen, teilte das Unternehmen mit. Das ist der beste Wert seit zwei Jahren.
Damit schnitt der Konzern nicht nur besser ab als erwartet, er konnte sich auch von der rückläufigen Entwicklung beim Rivalen Apple abkoppeln. Der iPhone-Hersteller zeigte zuletzt Schwächen und musste für das erste Quartal sogar einen Umsatzrückgang vermelden. Mit dem iPhone 7, das im Herbst vorgestellt wird, könnte Apple aber wieder Fahrt aufnehmen.
Mit seinem Smartphone-Flaggschiff Galaxy S7 hat Samsung jedenfalls den Kundengeschmack getroffen. Das nährt die Hoffnung, dass die Koreaner im Konkurrenzkampf mit Apple und chinesischen Herstellern wie Huawei bestehen können. Seit zwei Jahren schrumpften die Gewinne der Handysparte und auch die Marktanteile der Nummer eins bei Smartphones waren rückläufig.