So viel Leid, Verzweiflung und Vermögensschäden ließen sich vermeiden, würden wir unsere Alltagsfinanzen regeln, bevor wir Pflege benötigen. Kennen wir nicht alle solche Familiengeschichten aus dem Bekannten- oder Freundeskreis? Wie die von Carola?
Carola versuchte verzweifelt, das Vermögen und die Finanzen ihrer Eltern zu regeln – von Pflege bis Hausnebenkosten. Ihr Bruder bediente sich derweil am elterlichen Depot, verzockte zehntausende Euro, manipulierte die Eltern, hetzte gegen die Schwester und trieb den Verkauf des Elternhaues voran, um Kontrolle über das Geld der Eltern zu bekommen. Er selbst hatte kaum Einkommen, alte Geschwisterkonflikte brachen auf und vermischten sich mit Charakterschwächen und Machtstreben. Am Ende redeten Anwälte und ein Gericht entschied.
Gerade bei den eigenen Eltern oder kinderlosen Tanten oder Onkeln erleben viele, wie kompliziert es werden kann, wenn das Finanzielle nicht in guten Tagen geregelt wurde.
Immer mehr Eigenverantwortung – und dann?
Dazu kommt, dass immer mehr von uns die Altersvorsorge in Eigenregie aufbauen. Wir verlassen uns nicht mehr auf die gesetzliche Rente, die regelmäßig kommt. Wir kümmern uns selbst um Ersparnisse, Wertpapiere und besitzen Immobilien. Haben Sie darüber schon mit der Familie gesprochen? Oder mit ihrem Mann, wenn er das Finanzielle allein regelt und Sie womöglich nicht wissen, wo das Vermögen liegt und wie viel vorhanden ist? Was wird mit dem Eigenheim? Was, wenn das Geld im Alter nicht reicht? Schon darüber nachgedacht, auch wenn es schwerfällt? Ohne klare Absprachen, Verantwortlichkeiten und Wissen kann es für Angehörige und Sie selbst enorm stressig werden, die finanzielle Seite des Lebens zu bewältigen.
Die wichtigste Grundlage ist eine Vorsorgevollmacht. Sie erlaubt es einer Vertrauensperson, bei Verlust der eigenen Handlungsfähigkeit wichtige Entscheidungen für uns zu treffen – von Bankgeschäften, Rechnungen bezahlen bis zu Versicherungen und gesundheitlichen Entscheidungen. Ohne Vorsorgevollmacht müssten Angehörige möglicherweise eine gerichtliche Betreuung beantragen, was Zeit und Nerven kostet und den Alltag unnötig erschwert, weil Rechnungen nicht bezahlt und finanzielle Verpflichtungen nicht erfüllt werden können.
Dabei ist es so einfach, das zu regeln. Das Vorsorge-Set der Stiftung Finanztest hilft beim Start niedrigschwellig beim Anfangen. Damit schaffen Sie Sicherheit für sich und entlasten die Familie. Vor allem haben Sie es in der Hand zu bestimmen, wer für Sie eintritt in Ihrem Sinne.
Finanzüberblick: Was ist zu tun?
Ein unterschätztes Thema ist der Überblick über die eigenen Finanzen. Ist beispielsweise die Altersvorsorge nachvollziehbar dokumentiert? Ist alles Wichtige zugänglich oder werden Passwörter benötigt? Sind Verträge und Verpflichtungen kompakt zusammengestellt und abrufbar?
Wer später die Finanzen verwalten soll, braucht einen klaren Überblick über Einkommen, Renten, Vermögenswerte und laufende Ausgaben.
Wichtige Punkte sind:
- Einnahmen: Renten, Pensionen, Mieteinnahmen
- Vermögenswerte: Konten, Immobilien, Wertpapiere mit Zugängen
- Verpflichtungen: Kredite, Versicherungen, laufende Ausgaben
Finanzbildung: Die nächste Generation vorbereiten
Wenn es darum geht, die Finanzen eines Menschen weiterzuführen, spielt Vertrauen eine Rolle – und Wissen. Es ist hilfreich, wenn der Mensch, der unsere Finanzen regeln und uns vertreten soll, weiß, wie man mit Geld und Geldanlage umgeht. Wenn wir frühzeitig darüber nachdenken, wem wir diese Verantwortung übertragen, stellen wir sicher, dass dieser Mensch das notwendige Know-how besitzt. Wer keine Erfahrung im Umgang mit Finanzen hat, wird sich schwer tun, in unserem Sinne zu handeln.
Beziehen Sie Kinder, Freundinnen oder Vertrauenspersonen in Geldgeschäfte ein. Reden Sie darüber, erbitten Sie Rat, treffen Sie Absprachen. Sei es bei der Vollmacht, beim Testament, dem Organisieren der Pflege. Reden, reden, reden. Offene Kommunikation ist die Basis für gute Entscheidungen in unserem Sinne.
Auf den Pflegefall vorbereitet sein
Ich weiß, Pflege ist ein schwieriges Thema, weil wir uns mit unserer eigenen Vergänglichkeit beschäftigen müssen. Aber warum eine schwieriges Thema zusätzlich verkomplizieren? Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf Pflege einmal angewiesen sein werden, ist hoch.
Haben Sie sich überlegt, wie die Pflege finanziert und organisiert werden könnte, falls es so weit kommt? Wie Vermögen eingesetzt und mit dem Eigenheim umgegangen wird? Machen Sie sich schlau, wie Pflegegrade als finanzielle Unterstützung bei der Pflegekasse beantragen werden. Oder wie Pflegekosten in der Steuererklärung als außergewöhnliche Belastungen geltend gemacht werden können. Je früher wir uns dafür interessieren, desto besser. Nicht nur für uns, sondern auch für Angehörige.
Wenn wir es nicht regeln, regelt es jemand anderes
Wie bei so vielen unangenehmen Aufgaben im Leben gilt auch hier: Wer früh handelt, erspart sich und anderen sehr viele Probleme, Leid oder Verzweiflung und damit auch hohe Ausgaben.
Denn klar ist: Wenn wir es nicht regeln, regelt es im Ernstfall jemand anderes. Im schlimmsten Fall beschäftigten sich Gerichte, Anwält:innen, Betreuer:innen mit uns oder es bedient sich jemand an unserem Geld und Vermögen oder bricht Streit vom Zaun. Oder unsere Kinder entzweien sich auf ewig. Nur, weil wir zu bequem waren, uns selbst um das zu kümmern, wofür wir Verantwortung tragen: für unsere persönlichen Belange und unsere Familie.
Seien Sie klüger! Vorsorge bei den eigenen Finanzen zu treffen, schafft Klarheit und Sicherheit – für uns und die Menschen, die uns wichtig sind.