Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft und soll bei der grünen Transformation der Wirtschaft weltweit eine große Rolle spielen. Auch die Bundesregierung stockte im Jahr 2023 die Ziele ihrer Wasserstoff-Strategie auf: Bis zum Jahr 2030 sollen die Erzeugungskapazitäten jetzt bei mindestens 10 Gigawatt (GW) liegen, statt der zuvor angekündigten 5 GW. Zudem soll in den nächsten vier Jahren ein Wasserstoff-Leitungsnetz von über 1800 Kilometern Länge entstehen.
Ein Pluspunkt von Wasserstoff sind die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten als Energieträger, etwa in der Industrie und im Verkehr. So kann Wasserstoff zur Herstellung von Stahl, Chemikalien und Düngemitteln dienen oder in Fahrzeugen zum Einsatz kommen. „Um Wasserstoff im großen Stil zu nutzen, sind riesige Investitionen in die Wasserversorgungskette und Infrastruktur erforderlich“, sagt Marc Kiewitz, Head of German Markets beim Brokerhaus ActivTrades Europe.
Gute Aussichten für die Branche, volatile Einzeltitel
Das verspricht Wachstumspotenzial für die Branche. Zu den Profiteuren zählt das Elektrolyse-Unternehmen Sunfire, das Technologie für die Gewinnung von Wasserstoff herstellt. Vor wenigen Tagen sammelten die Dresdner in einer Finanzierungsrunde 315 Mio. Euro ein. „Dies zeigt das Vertrauen großer Investoren in den Erfolg des Start-ups und kann als stabilisierender Faktor für die gesamte Branche gewertet werden“, so Salah-Eddine Bouhmidi, Head of Markets beim Broker IG Europe.
Doch was für die Branche gilt, stimmt nicht unbedingt für Aktien von Wasserstoff-Firmen. Die Titel werden zwar mit diversen Themenfonds derzeit stark beworben, doch sie sind deutlich volatiler als andere Aktien. Vielerorts steckt der Wasserstoff-Markt noch in den Kinderschuhen und ist primär eine Wette auf die Zukunft. Das gilt insbesondere für grünen Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. „Zudem bestehen Risiken durch Änderungen der politischen Rahmenbedingungen“, sagt Bouhmidi. Von den langfristig guten Aussichten für die Branche ist er aber überzeugt.
Plug Power
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 2,8 Mrd. US-Dollar ist das US-Unternehmen Plug Power hier der Platzhirsch. Im Geschäftsjahr 2023 musste der Hersteller von Brennstoffzellen einen Nettoverlust von rund 1,25 Mrd. Euro ausweisen, was die Aktie auf Talfahrt schickte. Trotzdem ist Firmenlenker Andrew Marsh optimistisch, weil er mit einer hohen Nachfrage nach grünen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Speichersystemen und wasserstoffbasierten Stromversorgungssystemen von Rechenzentren rechnet.
Angebotsmäßig ist Plug Power gut aufgestellt: Neben Wasserstoff-Brennstoffzellen-Systemen liefert das Unternehmen auch flüssigen Wasserstoff und konstruiert Anlagen für die Wasserstoffspeicherung. Allerdings finanziert Plug Power Investitionen stark über Fremdkapital, was die Aktie erhöht volatil macht. Aktuell notiert der Titel bei gut 4 US-Dollar. Das Gros der auf Marketscreener erfassten Analysten rät zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt gut 30 Prozent über dem aktuellen Aktienkurs.
Bloom Energy
Eine Achterbahnfahrt legte zuletzt auch der Kurs der Bloom-Energy-Aktie hin. Nachdem der US-Anbieter einer kommerziell nutzbaren Plattform zur Stromerzeugung auf Basis von Festoxid-Brennstoffzellen schlechte Zahlen für das vierte Quartal vermeldete, brach der Kurs in der Spitze um mehr als 19 Prozent ein.
Für Kursfantasie sorgt die Anfang März unterzeichnete Kooperations-Vereinbarung mit Shell: Die Konzerne wollen Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bei groß angelegten, grünen Wasserstoff-Energieprojekte ausloten. Die auf Marketscreener erfassten Analysten sehen beim Aktienkurs noch viel Luft nach oben: Sie setzen das durchschnittliche Kursziel über 70 Prozent höher an. Aktuell steht der Titel bei 9,5 US-Dollar.
SFC Energy
Ähnlich optimistisch sind sie für das deutsche Unternehmen SFC Energy. Das durchschnittliche Kursziel der auf Marketscreener erfassten Analysten liegt gut 65 Prozent über dem aktuellen Aktienkurs von gut 17 Euro. Das schwierige wirtschaftliche und geopolitische Umfeld machte der gesamten grünen Energie-Branche zu schaffen. Auch die Aktie von SFC Energy konnte sich dem allgemeinen Abwärtstrend bei Wasserstoff-Titeln im vergangenen Jahr nicht entziehen und so verlor der Titel auf Ein-Jahres-Sicht rund 24 Prozent an Wert.
Doch unterm Strich lief es für den 298 Mio. Euro schweren Brennstoffzellen-Anbieter 2023 gut: Mit Blick auf Umsatz und Ergebnis verzeichnete das Unternehmen ein weiteres Rekordjahr: Während der vorläufige Umsatz auf rund 118 Mio. kletterte (2022: rund 85 Mio. Euro), legte das bereinigte Ebit um mehr als 200 Prozent auf 9,7 Mio. Euro zu. Für Rückenwind sorgte die anziehende Nachfrage nach Energielösungen für industrielle Anwendungen. Um auf der Erfolgsspur zu bleiben, setzt CEO Peter Podesser gezielt auf das wachstumsstarke Nordamerika- und Asien-Geschäft.