Die Fondsgesellschaft Pimco hatte in der Vergangenheit immer einen starken Promi-Faktor mit ihrem als Bonds-König titulierten Gründer Bill Gross und ihrem Chef Mohamed El-Erian. Während Gross das Unternehmen und inzwischen weitgehend auch die Öffentlichkeit verlassen hat, ist El-Erian nach wie vor als Berater der Pimco-Mutter Allianz tätig. Pimco selbst hat in der Zwischenzeit einen echten Big Shot an Land gezogen: Richard Clarida. Der heutige Global Economic Advisor von Pimco war von 2018 bis 2022 immerhin Vizepräsident der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).
Der Ökonom ist also ein intimer Kenner der US-Geldpolitik, wie er am Mittwoch während eines Pressegesprächs in Frankfurt zeigte. Die Fed sei inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem sie über eine Senkung der Zinsen wieder nachdenken könne. „Die Disinflation steht auf breiter Basis“, sagte er und klang dabei ganz wie ein Notenbanker. Die Inflation ist deutlich zurückgegangen und das eröffnet der Fed Spielraum für eine Lockerung. Allerdings werde das nicht so schnell gehen. Eine Zinssenkung sei nahezu ausgeschlossen, betonte Clarida. Im Juli sei sie sehr unwahrscheinlich und im September solle man auch nicht damit rechnen.
Senkt die Fed die Zinsen?
Die Fed selbst hat sich nach Claridas Einschätzung intern auf nur eine Zinssenkung in diesem Jahr eingestellt. Diese könne auch erst im Dezember erfolgen, weil die November-Sitzung am Tag nach der Präsidentschaftswahl anstehe. „Ich habe vertrauen, dass die Fed die Inflation wieder auf zwei Prozent drücken kann“, sagte der Ökonom. „Das wird aber etwas Zeit benötigen. Die Geldpolitik in den USA ist nach wie vor restriktiv.“
Allerdings sei sie nicht so restriktiv, dass „etwas zerbrechen könnte“. Clarida meint damit eine Situation, in der die Notenbank im Kampf gegen die Inflation eine Finanzkrise oder eine schwere Rezession auslöst. Weil Notenbanker dies verhindern wollen, sei „die letzte Meile“ im Kampf gegen die Inflation auch so beschwerlich.
Mehr als sechs Prozent Rendite
Die Konsequenz: Die Leitzinsen und damit die Marktzinsen wie auch die Renditen für Anleihen werden hoch bleiben oder nur leicht sinken. Dies gelte für die USA wie auch für Europa. „Von attraktiven Renditen in der Eurozone“ sprach Konstantin Veit, der für Pimco den europäischen Zinsbereich verantwortet. Selbst für Bonds guter Qualität seien in den USA derzeit Renditen von sechs bis sieben Prozent möglich. „Im Vergleich zu Aktien sehen Anleihen derzeit sehr attraktiv aus“, betonte Veit.
Die Attraktivität von Anleihen stellt für Veit das traditionelle 60/40-Portfolio aus 60 Prozent Anleihen und 40 Prozent Bonds quasi auf den Kopf. Ein Rebalancing sei jetzt angesagt, insbesondere im Hinblick auf US-Anlagen. Europäische Aktien seien, anders als die aus den USA, derzeit eher nicht überbewertet.
Ein breiter Korb an Anleihen aus aller Welt, gemessen am Bloomberg Global Aggregate Index, hat Pimco zufolge derzeit eine Rendite von 5,4 Prozent. Würde die Fed zweimal die Zinsen um jeweils 25 Basispunkte senken, steigt die Rendite den Angaben zufolge auf 7,7 Prozent und bei vier Zinsschritten auf 10,1 Prozent. Unterstellt wird bei diesen Berechnungen, dass sich der Risikoaufschlag von Unternehmensanleihen nicht verändert. Steigt dieser, würde die Renditen niedriger ausfallen und umgekehrt.