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Aktien Warum die Reisebranche gerade zweigeteilt ist

Die Reiselust nimmt zwar wieder zu, doch der Reiseveranstalter Tui bleibt ein Problemfall
Die Reiselust nimmt zwar wieder zu, doch der Reiseveranstalter Tui bleibt ein Problemfall
© IMAGO / ZUMA Wire
Trotz steigender Inzidenzen hat die Reiselust zuletzt zugenommen. Das zeigt sich auch an der Börse. Doch nur bei einzelnen Unternehmen der Reisebranche stehen die Zeichen zaghaft auf Erholung

In fünf deutschen Bundesländern sind die Sommerferien schon wieder vorbei, doch international läuft die Urlaubssaison noch auf Hochtouren. Mit 64 Prozent hatte die Mehrheit der Deutschen im Juni angegeben, trotz Corona-Pandemie für diesen Sommer eine Reise zu planen. Auch im Herbst locken – je nach Entwicklung der Inzidenzen – günstige Urlaubsangebote. Zudem rollen bei manchen Unternehmen langsam die Geschäftsreisen wieder an. Mit Blick auf die Reiseindustrie sieht die Lage also erst einmal nicht mehr ganz so finster aus wie im vergangenen Jahr.

Die Aktien vieler Reiseunternehmen haben sich zuletzt trotzdem steil bergab bewegt. Zum Beispiel Tui: Trotz saftiger Staatsgelder befindet sich das Unternehmen in einer tiefen Krise . Sein Aktienkurs steht derzeit bei 3,89 Euro, und Analysten haben ihre Kursziele noch tiefer angesetzt – die Citigroup sogar bei 1,65 Euro je Aktie. Auch bei der Lufthansa ist nach dem tiefen Corona-Fall trotz der umstrittenen staatlichen Subventionen noch kein Boden in Sicht. Marktexperten raten mehrheitlich zum Verkauf der Aktie.

Buchungsportale erholen sich

Anders sieht es bei den großen US-Reiseportalen aus. Das Buchungsplus im zweiten Quartal dieses Jahres hat deutliche Spuren hinterlassen. Mit Spannung waren in der vergangenen Woche die Halbjahreszahlen von Expedia und Booking erwartet worden. In beiden Fällen waren die Ergebnisse durchwachsen, boten aber zumindest Anlass für vorsichtigen Optimismus. Booking verzeichnet je Aktie einen Verlust von 2,16 US-Dollar, Marktbeobachter hatten mit 2,42 US-Dollar gerechnet. Im Vorjahreszeitraum hatte das Minus bei 10,81 US-Dollar je Aktie gelegen. Positiver als erwartet entwickelten sich die Umsätze: Die Einnahmen stiegen im zweiten Quartal um rund 240 Prozent auf 2,16 Mrd. US-Dollar und übertrafen damit die Analystenerwartungen. Zum Verkauf der Aktie rät aktuell kein Marktbeobachter, zum Untergewichten nur einer. Stattdessen heißt es neunmal „kaufen“, dreimal „aufstocken“ und 19-mal „halten“.

Ebenso wie Booking gehört der Online-Reisevermittler Expedia zu den raren Reiseunternehmen mit positivem Trend. Auch der Booking-Konkurrent steht weitaus besser da als noch vor einem Jahr. Bei Bekanntgabe des Zahlenwerks zeichnete sich dort zuletzt ein vergleichbares Bild ab: Während die Gewinne hinter den Erwartungen zurückblieben, konnte das Unternehmen die Umsätze deutlicher steigern als erwartet. Der Umsatz belief sich auf 2,11 Mrd. US-Dollar, der Gewinn je Aktie auf 1,13 US-Dollar. Hier sind es zurzeit elf Analysten, die zum Kauf raten, zwei zum Übergewichten und 18 zum Halten.

Durch Corona hat der Trend weg vom klassischen Hotelzimmer und hin zu Ferienhäusern und Privatunterkünften Auftrieb bekommen. „Die Leute suchen mehr nach alternativen Unterkünften als in der Vergangenheit. Das wird sich auch in Zukunft fortsetzen“, sagte Booking-Chef Glenn Fogel gegenüber der Presseagentur Reuters. Die großen Hotelgruppen bekommen diesen Wandel zu spüren. Im Fall des französischen Hotel-Unternehmens Accor sind die Marktbeobachter sich uneinig. Sechs raten zum Reduzieren oder Verkaufen der Aktie, sechs zum Kauf und die Mehrheit zum Halten. Accor fuhr im Corona-Jahr einen Nettoverlust von knapp 2 Mrd. Euro ein. Der Kurs ging im vergangenen Frühling und Sommer in den Keller, stand zwischenzeitlich bei nur noch 20,59 Euro. Nachdem er sich im Frühling zu stabilisieren schien, geht es seit Anfang Juli wieder bergab – ausgerechnet zum Start der Reisesaison.

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