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Aktien Tesla und das Short-Seller-Phänomen

Tesla Model X
Tesla Model X
© dpa
Wenn Aktien wie die von Tesla oder der Deutsche Bank einen Kurssprung hinlegen, hat das nicht immer etwas mit harten Geschäftszahlen zu tun. Daniel Saurenz zeigt am Beispiel Teslas, wie Leerverkäufe Kurse bewegen

Das Licht am Tunnelende schien schwach, aber es schien. Zumindest im Juli. Da hat die Aktie der Deutschen Bank von 9 auf 11 Euro zugelegt und so etwas wie eine kleine Rally hingelegt. Die Ergebnisse für das zweite Quartal waren einigermaßen beruhigend ausgefallen, wenngleich der Nettogewinn verglichen zu US-Konkurrenten wie Morgan Stanley oder JP lächerlich gering ausfiel. Nicht nur die Erleichterung über das Ergebnis war jedoch kurstreibend, auch der ein oder andere „Short-Seller“ musste eindecken.

Die Bank war nämlich nicht nur an Börsen wie beispielsweise bei Gettex in München ein gern genommener Basiswert, sondern auch das liebste Objekt für Short-Spekulationen im Dax. Wie das Phänomen funktioniert, sieht man auch an Tesla. Dort gab es zum Auguststart frische Zahlen und Elon Musk lullte einmal mehr die Investoren perfekt ein. Er versprach Besserung und wie immer den baldigen Durchbruch von Tesla. Die Aktie sprang an und man musste eindecken – was fast für ein Rekordhoch bei dem Titel sorgte. (Mittlerweile hat Musk selbst dafür gesorgt, dass es nicht mehr ganz so gut läuft).

Leerverkaufen leicht gemacht

Um Tesla einzuschätzen und zu sehen, wie viele Spekulanten auf fallende Kurse setzen, schaut man auf den Short Interest, also die Zahl der leer verkauften Aktien. Sie lag im Juni bei 37,29 Millionen Stück, damit waren 29,45 Prozent des Free Floats, also der umlaufenden Aktien leerverkauft – ein extrem hoher Wert. Bei 37,29 Millionen leer verkauften Aktien und einem Kurs von 355 Dollar bedeutet dies, dass Spekulanten mit 13,24 Mrd. Dollar auf sinkende Kurse setzen – das ist ein Rekordwert an der US-Technologiebörse.

„Bei einem Leerverkauf wird ein Vermögenswert verkauft, den man nicht direkt besitzt. Man spekuliert hierbei auf einen fallenden Wert und nimmt damit eine so genannte Short-Position ein. Beispielsweise leiht man sich dazu von einem Broker gegen eine Gebühr eine bestimmte Anzahl Aktien und verpflichtet sich, diese zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder zurückzugeben“, erklärt Carlo Alberto de Casa von Activtrades. „Verkauft man diese nun auf dem Markt und sinkt der Kurs dieser Aktie daraufhin, so kann sie zu einem günstigeren Preis erworben und wieder fristgerecht an den Broker zurückgegeben werden. Der Anleger macht hier abzüglich der Verleihgebühr einen Gewinn. Jedoch kann er auch Verluste machen, wenn wider Erwarten der Wert sinkt und die Aktien zu einem höheren Preis gekauft werden müssen, um den Terminkontrakt mit dem Broker einzuhalten“, so der Brokerexperte.

Kurspower ohne Operativpower

Wenn also Aktien wie Tesla oder Deutsche Bank nach oben schnellen, so steckt nicht immer eine wirkliche Verbesserung im operativen Geschäft dahinter. Dass vor allem bei Tesla Fragenzeichen dahingehend erlaubt sind, zeigt die Bewertung. Tesla kostet 50 Mrd. Euro an der Börse, verdient operativ nichts und hinkt beim Einlösen von Versprechen und Zielen massiv hinterher. Daimler steckt in Sachen öffentlicher Wahrnehmung im Keller, ist mit 60 Milliarden bewertet. Die Stuttgarter holen allerdings auch mehr als 10 Mrd. Euro Gewinn rein im Jahr – mehr als Tesla Umsatz liefert. In Sachen Marketing macht Tesla allen anderen jedoch etwas vor, so lenken mögliche neue Fabriken in der Eifel oder den Ardennen von mäßigen Stückzahlen prima ab. Die Nervosität spiegelt auch die Volatilitätsbewertung wider. Die implizite Volatilität von Daimler-Calls mit sechs Monaten Laufzeit liegt derzeit bei rund 25 Prozent. Das ist gegenüber den anderen Aktien im Dax vergleichsweise hoch“, erläutert Matthias Schwärzler, Derivate-Experte von Goldman Sachs.

Wer sich für die Autobauer interessiert kann das Risiko auch etwas breiter streuen. Dafür bieten sich Branchenindizes wie der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts an, auf den Lyxor unter der ISIN FR0010344630 den passenden ETF für Privatanleger anbietet.

Wem die Tesla-Erfolgswette noch immer zu heiß vorkommt, der kann nach dem Eindecken der Short-Seller seinerseits mit Puts auf ein Ankommen auf dem Boden der Tatsachen in den nächsten Jahren spekulieren. Mit der TR2ATM bietet HSBC eine Möglichkeit, die Volatilität in Optionsscheinen auf Tesla ist allerdings logischerweise irre hoch. Mit einem Turbo-Bear-Schein mit WKN CQ3UFZ und Hebel 3 lässt sich ebenfalls short spekulieren.

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

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