Rund 46,5 Millionen Follower hat Elon Musk auf Twitter. Entsprechend große Wellen schlägt es, wenn der Chef von Tesla und SpaceX in die Tasten haut. Zuletzt befeuert Musk so auch Kurssteigerungen bei verschiedenen Kryptowährungen und Aktien.
Aktuell erfreut sich Dogecoin der Aufmerksamkeit des Tech-Milliardärs, der der Kryptowährung mit dem Shiba Inu binnen einer Woche knapp ein Dutzend Tweets widmete. Hatte der Kurs der Spaßwährung am Jahresanfang noch unter einem Cent gelegen, erreichte Dogecoin am Montag einen bisherigen Rekordwert von 8,6 Cent.
Binnen der vergangenen Woche halfen Musks Tweets dabei, dass Dogecoin um zwischenzeitlich 150 Prozent zulegte. Zuletzt twitterte Musk am Mittwochnachmittag, er habe für seinen Sohn X Æ A-XII Dogecoin gekauft. Nachdem der Dogecoin-Kurs zunächst nicht reagierte und sogar um fünf Prozent sank, kletterte er nach wenigen Stunden um mehr als fünf Prozent ins Plus.
Auch Bitcoin erschien im Januar auf Musks Twitter-Account, als der Tesla-Chef den Hashtag #bitcoin in sein Profil aufnahm. In einem Talk auf der Plattform Clubhouse hatte er die Kryptowährung ebenfalls kräftig gepusht. Am Montag gab Tesla schließlich bekannt, es habe rund 1,5 Mrd. Dollar in Bitcoin investiert . Außerdem will der Autobauer schon bald Zahlungen für seine Autos und andere Produkte in Bitcoin akzeptieren. Die Kryptowährung wurde daraufhin zwischenzeitlich bei 43.000 US-Dollar gehandelt.
Nach den Aktien-Hypes, die Musk bereits im Januar ausgelöst hat, scheint er den Februar den Kryptowährungen zu widmen. Noch hält sich der Dogecoin-Kurs bei etwa 6 Cent deutlich über dem Niveau vom Jahresanfang, allerdings zeigen bereits die Aktienrallys, die Musks Tweets bislang ausgelöst haben, dass die Kurshöhenflüge nicht von langer Dauer sind.
Kursplus bei Gamestop, Signal und Etsy
Zumindest bei Gamestop hat Musk nicht ganz allein verantwortet. Während die Kleinanleger bereits fleißig in die Aktie des Computerspielehändlers investierten, fachte Musk den Run noch weiter an: Schon während des laufenden Handels waren die Aktien am 26. Januar bis auf 150 US-Dollar geklettert. Musk twitterte daraufhin „Gamestonk!“ und verlinkte die Reddit-Gruppe „Wall Street Bets“, die als Initiator der Rally gilt. Der Gamestop-Kurs rauschte daraufhin weiter nach oben auf über 200 US-Dollar. Zwei Tage später legte Musk noch einmal nach und schimpfte auf die Shortseller, die durch den Gamestop-Hype deutliche Verluste eingefahren hatten. „Shorten ist Betrug“, twitterte Musk.
Zeitgleich mit Gamestop profitierte noch eine weitere Aktie von Musks Twitteraktivitäten. Ebenfalls am 26. Januar schrieb der Tech-Milliardär, dass er einen handgestrickten Woll-Helm der Comicfigur „Marvin the Martian“ für seinen Hund gekauft habe. Dazu veröffentlichte er ein Bild. In einem zweiten Tweet bilanzierte Musk schließlich: „Ich liebe Etsy irgendwie“ – der Anstoß für ein Kursplus von mehr als zehn Prozent.
In der Spitze lag die Etsy-Aktie zwischenzeitlich bei 225,66 US-Dollar – ein neuer Rekordwert. Zum Vergleich: Am Vortag schloss sie noch mit 208,81 US-Dollar. Auch die Marktkapitalisierung des Unternehmen wuchs um mehrere Hundert Millionen US-Dollar. Lange währte der Hype allerdings nicht, mittlerweile ist der Kurs wieder zurück auf dem ursprünglichen Niveau.
Vollkommen unbeabsichtigt pushte Musk Anfang Januar auch die Aktie des Medizintechnik-Unternehmens Signal Advance. Angesichts der neuen Datenschutzrichtlinie von Whatsapp rieten viele Experten Nutzern, den Messenger zu wechseln. Auch Musk richtete daraufhin einen Appell an die Twitter-Community und forderte „Benutzt Signal“. Anders als Whatsapp teilt der Messengerdienst seine Daten nicht mit anderen Plattformen wie Facebook.
Viele Anleger verwechselten allerdings die Aktie und investierten stattdessen in das Medizintechnik-Unternehmen Signal Advance. Nach Musks Tweet stieg der Kurs der Firma von 0,60 Dollar auf zeitweise 70 Dollar am Montag. Laut Finanzdienstleister Refinitiv war das Unternehmen an der Börse so zwischenzeitlich mehr als 3 Mrd. Dollar wert. Einen Tag später fiel die Aktie allerdings wieder zurück auf 8 Dollar.
Ärger mit der Börsenaufsicht um Tesla-Tweets
So ungewöhnlich die Tweet-basierten Hypes auch sind, für Musk ist es nichts Ungewöhnliches über Unternehmen zu twittern – auch wenn er sich in der Vergangenheit vor allem auf seine eigenen Firmen konzentriert hat. Vor allem für seine Tweets zu E-Autobauer Tesla geriet er dabei auch schon mit der US-Börsenaufsicht aneinander.
Im August 2018 twitterte Musk, er erwäge Tesla von der Börse zu nehmen. Die US-Börsenaufsicht SEC warf ihm daraufhin Marktmanipulation vor. Schließlich einigten sich beide Seiten, dass die Tweets des Tesla-Chefs mit Informationen zum eigenen Unternehmen vorher von Tesla abgesegnet werden müssen.
Anfang 2019 twitterte Musk schließlich falsche Angaben zu Teslas Produktionszielen, womit er sich eine Klage eines US-Pensionsfonds einhandelte. Der Tweet und rief auch die SEC wieder auf den Plan. Die Folge: eine Vereinbarung laut der Musk alle Tweets mit Informationen über Teslas Finanzen, Produktionsziele, Übernahmen und Fusionen von einem Anwalt abnicken lassen muss.
Knapp ein Jahr später rutscht der Tesla-Aktienkurs zwischenzeitlich um zwölf Prozent ab. Die Ursache: mal ein wieder ein Tweet von Musk mit der Einschätzung „Teslas Aktienkurs ist meiner Meinung nach zu hoch“. Außerdem werde er „fast allen physischen Besitz“ und künftig kein Haus mehr besitzen. Augenscheinlich eine Grauzone in der Einigung mit der SEC. Die Folge: Die Tesla-Aktie notierte kurz bevor Musk twitterte bei 760,23 Dollar, und fiel dann auf ein Tief von 717,64 - erholte sich aber schnell wieder.
Aus den vergangenen Auseinandersetzungen scheint Musk trotzdem gelernt zu haben. Zumindest was die Wirtschaftsdaten seiner Unternehmen angeht, hält er sich auf Twitter mittlerweile bedeckt. Nach den jüngsten Börsenentwicklungen erwarten viele Beobachter daher gespannt, ob der Streit zwischen Musk und der SEC angesichts der jüngsten Tweets in die nächste Runde geht.
Kennen Sie schon unseren Newsletter „Die Woche“ ? Jeden Freitag in ihrem Postfach – wenn Sie wollen. Hier können Sie sich anmelden