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Interview Susan Levermann: „Geld hat eine eigene Macht“

Geldscheine in einer Schublade
Geldscheine in einer Schublade
© Robert Poorten / IMAGO
Susan Levermann wurde als DWS-Fondsmanagerin ausgezeichnet und mit ihrem 2011 erschienen Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“ bekannt. Im Gespräch mit Capital spricht sie darüber, was Reichtum heute für sie bedeutet

Susan Levermann hat sich vor kurzem ein neues Waffeleisen beim Discounter gekauft. Die einstige Star-Fondsmanagerin, die sich nach eigenem Bekunden nie viel aus Backen gemacht hat, genießt die süßen, fluffigen Herzen. Auch eine Art Reichtum, entspannt ohnehin und vielleicht wertvoller als die 3000-Euro-Lampe aus ihrem vorherigen Leben.

BILD
Susan Levermann hat das Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“ geschrieben
© DWS

„Ich habe absurd gelebt“, blickt sie im Interview mit Capital auf ihr früheres Leben zurück. Bekannt wurde sie mit dem Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“, das im Jahr 2011 erschien und von dem im vergangenen Jahr die elfte Auflage gedruckt wurde.

Früher, das war ihre Arbeit als Fondsmanagerin bei der DWS, der Fondsgesellschaft der Deutschen Bank. 2 Mrd. Euro verwaltete sie für die Kunden in Aktienanlagen, unter anderem in dem Europa-Aktienfonds DWS Provesta. Mit gerade 29 Jahren wurde ihr im Jahr 2002 die Verantwortung für den heute als „European Opportunities“ firmierenden Fonds übertragen, zuvor hatte sie unter anderem im Team des früheren DWS-Aktienchefs Henning Gebhardt gearbeitet.

Als Levermann im Jahr 2008 kündigte, war sie gerade als „Fondsmanagerin des Jahres“ ausgezeichnet worden. „Gibt es nicht einen anderen Platz, an dem ich mehr leisten und geben kann als im Fondsmanagement?“, schreibt sie im Buch als Frage an sich selbst.

Frisch ausgezeichnet, stürzte sich Levermann in ein Klimaschutzprojekt, später unterrichtete die studierte Volkswirtin Mathematik in einer Berliner Schule. Bekannt wurde sie aber vor allem mit ihrem 2011 erschienen Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“.

„Geduld und Langmut sind wichtig für den Börsenerfolg“

Es führt, didaktisch gut aufbereitet, an den Aktienmarkt heran und ein klares und für Privatanleger relativ einfach zu handhabendes Modell. „Levermann-Strategie“ ist ein feststehender Begriff für quantitatives, also regelgestützes Investieren, mehrere Wikifolios tragen einen entsprechenden Namen – allerdings mit unterschiedlicher Performance. Möglicherweise sind die zahlreichen im Internet verfügbaren Tools dem Modell doch nicht alle gleich gut nachempfunden.

2011 veröffentlichte Susan Levermann ihr Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“, Foto: PR
2011 veröffentlichte Susan Levermann ihr Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“, Foto: PR

Grundthese des Buches ist es, dass regelbasiertes und diszipliniertes Investieren den breiten Aktienmarkt auf Dauer schlagen kann und damit hilft ein Vermögen auf- oder auszubauen. Die Autorin ist damit eine Antipodin zu ETF-Fans, die mit ihrem quantitative Modell bis zum Erscheinen des Buches den breiten Markt geschlagen hat. „Geduld und Langmut sind ganz wichtig für den Börsenerfolg“, lautet ihr Credo.

Ausgangspunkt ist, dass die Börse „die Differenz zwischen Realität und Erwartungen“ handelt. Abgebildet ist dies in 13 Indikatoren wie Gewinnmarge, Kursentwicklung oder die Reaktion auf Quartalszahlen. Daraus ergeben sich Punktwerte und damit Kauf- und Verkaufssignale. Dieses regelbasierte Modell klingt einfach, jedenfalls für Fondsmanager. Privatanleger müssen die Daten sammeln und für einige Indikatoren täglich überprüfen. Ganz entspannt geht es also doch nicht.

Hinzu kommt: Mit dem Vordringen emotionsloser Computer gibt es immer weniger Fehlbepreisungen am Aktienmarkt. Privatanleger können da kaum noch mit dem Handeln von Einzelaktien mithalten. Ein quantitativer Aktienfonds kann allerdings die entspannte Alternative sein.

„Jahrelang nicht an der Börse“

Levermann selbst selbst hat sich nach dem Erscheinen des Buches weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und lebt heute in Berlin. „Ich war jahrelang nicht an der Börse“, erzählt sie am Telefon. Naja, mit einer Ausnahme, räumt die Expertin für quantitatives Anlegen etwas kleinlaut ein, denn es war mehr eine intuitive als eine regelbasierte Entscheidung. Aber immerhin hat sich die Aktie dann verdreifacht. Ging also gut, aber besser nicht nachmachen. Wobei sie als Profi auch sagt, sie könne schon ein bisschen riskanter investieren als es ihr für Neueinsteiger an der Börse gestricktes Modell vorsieht.

Nach dem Ende der DWS-Karriere und dem Bucherfolg hat Levermann sich von vielem an Wohlstand getrennt. „Das hat mich befreit und fühlte sich leicht an. Wie denkt sie heute über Reichtum? „Geld hat eine eigene Macht, der sich viele Menschen nicht entziehen können. Für seine Verlockungen sind Menschen unterschiedlich anfällig. Aber es hilft auch dabei, sich nicht den ganzen Tag Sorgen machen zu müssen.“

Ihre persönliche Definition von Reichtum hat weniger mit Geld zu tun. „Für mich ist es wahrer Reichtum, bei den Menschen, die ich liebe, so sein zu können, wie ich bin – und Menschen zum Lachen zu bringen.“ Das kann sie übrigens gut, wenn sie etwa Menschen als Erdbeere (bodenständig) oder Himbeere (nach Höherem strebend) beschreibt.

Nach Jahren der Börsenabstinenz widmet sich Levermann inzwischen wieder dem Thema investieren zu und überarbeitet ihr Buch. „Das Modell ist ein guter Rahmen für jemanden, der einsteigt. Wäre ich noch weiter an der Börse tätig gewesen, hätte ich es wahrscheinlich weiterentwickelt.“ Mit der neuen Ausgabe, verspricht sie, soll die Datenrecherche einfacher und schneller gehen, denn sie ist für Privatanleger bisher eine Herausforderung im Levermann-Modell.

Außerdem arbeitet sie an verschiedenen Projekten, will aber nicht viel verraten, so viel aber schon: Sie treibt ein Buchprojekt mit dem Arbeitstitel „Gewaltfreies Investieren im 21. Jahrhundert“ um. Denn, so findet sie, Gewalt durchziehe unseren Alltag, sei es in der Sprache oder in der Ernährung. Allerdings ist sie noch in der Findungsphase. „Gewaltfreies Investieren ist für den Weltfrieden mal voll so wichtig“, sagt sie und hängt ein „Jawoll“ dran.

Außerdem denkt sie über einen Fonds nach, der ihre Lebensphilosophie – und wohl auch die vieler anderer – abbildet. „VeganerWeltverwandelUndFonds“ soll er gegebenenfalls heißen. Investierbar ist er noch nicht, aber er verspricht entspanntes Reichwerden mit gutem Gewissen.

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