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Ark Innovation ETF Cathie Wood in Frankfurt: „Elon Musk ist ein Mann der Renaissance“

Cathie Wood bei einem Vortrag in St. Petersburg, Florida
Cathie Wood hat zuletzt wenig Glück mit ihren Fonds
© Octavio Jones/Bloomberg / Getty Images
Die streitbare Investorin Cathie Wood wirbt in Frankfurt für die europäische Variante ihres ARK Innovation ETF. Sie zeigt sich dabei vor allem als Fan von Tesla, Robotaxis und als Bewunderin von Konzernchef Elon Musk

Cathie Wood betritt mit ein paar Minuten Verspätung den Konferenzraum eines Frankfurter Nobelhotels zum Presselunch. Der junge Mann beim vorigen Investorentreffen habe einfach zu viele Fragen gehabt, entschuldigt sie sich. Der Investor kenne sich mit der Strategie von Ark Investments einfach ziemlich gut aus, scherzt die prominente US-Investorin.

Ein Großteil ihres Ruhmes speist sich durch den Ark Innovation ETF, den Wood auflegte. Die Investorin weiß, wie sie sich sympathisch macht: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßt sie persönlich, wechselt hier und da ein paar Worte. Wood ist seit vergangenem Sonntag auf Werbetour durch Europa für die drei vor einer Woche hier gestarteten aktiven ETFs, darunter eine mit der europäischen Regulierung konforme Fassung des ARK Innovation Fund (ISIN: IE000GA3D489). Neu an der Börse in Frankfurt sind zudem eine Version des ARK Genomic Revolution Fund (IE000O5M6XO1) und der eigens für Europa aufgelegte ARK Intelligence & Robotics (IE0003A512E4).

Zwei Tage in Frankfurt

Seit Sonntag ist Wood bereits unterwegs. Nach London stehen zwei Tage in Frankfurt auf dem Programm, bevor es weiter geht unter anderem nach Stockholm und Mailand. Doch jetzt drehen sich bei Zucchini mit Gorgonzola und „Pot au Feu mit Marktgemüse“ – Gemüsesuppe mit Spargeleinlage – die Fragen um die Anlagestrategie. Und da trifft die Investorin gleich eine Feststellung, wird sie doch häufig als Themen-Investorin bezeichnet. „Wir bieten keine Themenfonds. Wir investieren in Innovation und Disruption.“ 

Innovation dreht sich für Wood um die fünf Themenfelder Robotik, Energiespeicherung, DNA-Sequenzierung, Künstliche Intelligenz und Blockchain-Technologie. Lange war sie in den Chiphersteller Nvidia investiert, der ihr inzwischen zu teuer geworden sei. Als Bewertungsmaßstab nutze sie das Verhältnis von Eigenkapital zu operativem Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda), also die operative Marge. Dies ziehe sie dem Gewinn je Aktie vor, der durch Aktienrückkäufe leicht manipulierbar sei. Aktuell sei der Ark Innovation ETF mit einem Wert von 27 bewertet – und damit klar höher als der US-Leitindex S&P 500 mit 18. „Unsere Unternehmen opfern kurzfristige Rentabilität für Wachstum“, sagt Wood dazu.

Damit einher geht allerdings auch mehr Volatilität, also stärkere Kursschwankungen als bei anderen Aktienfonds. „Volatilität wird heute als etwas Negatives gesehen“, sagt Wood. Bis zum Platzen der Dotcom-Blase zu Beginn des Jahrtausends sei es noch anders gewesen. Sie könne sich noch gut erinnern, dass man höhere Volatilität einfach mit steigenden Aktienkursen verbunden habe, kontert sie Kritik von Scope-Analystin Oksana Ianko. Die hatte jüngst in einer Studie geschrieben: „ARK-Fonds sind nichts für Anleger mit schwachen Nerven.“

Tesla-Aktie bei 2000 Dollar in fünf Jahren?

Welchen CEO eines Techkonzern sie denn gern als Berater für den Ark Innovation Fund verpflichten würde, wird Wood gefragt. Sie muss nicht lange überlegen und benennt Tesla-Chef Elon Musk, der nach Ansicht einer wachsenden Zahl von Investoren gar keinen Techkonzern, sonden einen Autohersteller steuert. „Sie brauchen einen visionären Anführer“, nennt sie als wichtiges Kriterium für einen guten Manager. Überhaupt dreht sich in Woods Investmentwelt vieles um Tesla, autonomes Fahren und die berühmten Robotaxis, die der Welt seit Jahren versprochen werden. Nun soll es aber bald soweit sein, ist zumindest Wood überzeugt.

Während sie beispielsweise Toyota-Aktien verkauft hat wegen der Ausrichtung des japanischen Konzerns an der Brennstoffzelle („Infrastruktur zehnmal so teuer wie bei Batterien“), hält sie trotz des Kurssturzes der Tesla-Aktie an dem Investment fest. 2000 Dollar werde die Aktie in fünf Jahren wert sein, sagt sie. Aktuell kostet das Papier gut 160 Dollar, was einem Kursanstieg von rund 65 Prozent pro Jahr entspräche, und das fünf Jahre in Folge.

Für einen Autohersteller klingt das gewagt, aber für Wood plausibel. Zum einen werde der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen von zehn auf 75 Prozent steigen, ist sie überzeugt. Und autonomes Fahren werde sich durchsetzen. Damit würden dann auch die Robotaxis kommen, mit denen die Menschen dann zu Kosten von 25 US-Cent je Meile durch die Gegend kutschiert werden, was im weit zersiedelten Nordamerika Sinn ergebe, anders als in Europa mit einem dichten Netz des öffentlichen Nahverkehrs.

Musk ist in Woods Augen ein moderner Kopernikus

Zur Begeisterung für Tesla und die Idee der Robotaxis kommt bei Wood die Bewunderung für Musk hinzu. Sie vergleicht ihn mit dem frühneuzeitlichen Astronomen und Mediziner Nikolaus Kopernikus, auf den das heliozentrische Weltbild zurückgeht, wonach sich die Erde um die eigene Achse dreht und sich wie andere Planeten um die Sonne bewegt. „Elon Musk ist ein Mann der Renaissance“, sagt Wood.

Zu Kopernikus' Lebzeiten brachte die Verbreitung seiner Lehre Menschen auf den Scheiterhaufen. Und so werde Musk zum Teil auch heute angefeindet, sagt Wood. In Deutschland hatte Musk zuletzt vor allem Schlagzeilen gemacht mit Umweltproblemen im Tesla-Werk in Brandenburg wie auch mit Aussagen, die als antisemitisch und rechtspopulistisch gewertet wurden.

Wood: Neues Tesla-Modell muss billiger werden

Doch auch als Unternehmen steht Musk unter Druck, viele Anleger fordern von ihm ein Bekenntnis zu einem einfachen, maximal 25.000 Dollar teuren Tesla-Modell. Wood unterstützt diese Forderung nach einem Billigmodell. Tesla solle weiter an den Robotaxis arbeiten, aber auch ein günstiges Auto anbieten. Ihr Argument: Wegen der deutlich gestiegenen Zinsen könnten sich viele Menschen kein Auto mehr leisten, ein billiger Tesla könne also einen Massenmarkt erschließen.

Inzwischen ist das Dessert serviert, auf den Tisch kommen Erdbeeren. Ob es nicht wichtigere Probleme als autonomes Fahren gebe, fragt eine Journalistin. Sollte man nicht lieber den Klimawandel bekämpfen? Wood kontert, autonomes Fahren erhöhe die Verkehrssicherheit – jedenfalls auf den US-Highways. In urbanen Gegenden mit vielen Fußgängern klappe es noch nicht so gut, räumt sie ein, doch das neueste Update der Software sei schon besser. Autonomes Fahren gebe, so ihr Credo, dem „S“ in ESG eine weitere Bedeutung „Safe Live“ – und außerdem sei es eine großartige Anlagemöglichkeit. „Wenn wir in Disruption investieren, müssen wir in die größte Anwendung von künstlicher Intelligenz investieren“, sagt sie.

Unterstützt Wood wieder Trump?

Apropos ESG-Investing. Die europäische Variante des Ark Innovation ETF ist ein so genannter Artikel 8-Fonds („hellgrün“), der Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Ob das bei den US-Republikanern, denen Wood politisch nahe steht, so gut ankommt, blieb offen, schließlich wird nachhaltiges Investieren von vielen von ihnen als „woke“ gebrandmarkt und teils sogar gesetzlich eingeschränkt. Klar macht Wood hingegen, dass sie die Fixierung der Republikaner auf das Bohren neuer Ölquellen („Drill, Baby Drill!“) für billiges Benzin missbilligt.

Ob das Einfluss auf ihre Wahlentscheidung haben werde, wird Wood gefragt. Ja, sie habe Donald Trump bei seiner ersten Wahl zum Präsidenten unterstützt, wegen der Wirtschaftspolitik. „Ich entscheide immer nach der Wirtschaft“, betonte die Investorin. „Ich sage aber nicht, wen ich dieses Jahr wähle.“

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