Noch nie hatten so viele Menschen einen so einfachen Zugang zu den Kapitalmärkten. Ein Depot zu eröffnen dauert heute oft nur wenige Minuten und schon liegt die ganze Welt des Investierens dem Anleger zu Füßen. Nur, der zweite Schritt, das Investieren, ist dafür so kompliziert wie nie zuvor. Denn die Auswahl an Aktien, ETFs und anderen Wertpapieren wird immer größer. Wer die richtigen kaufen will, sollte dafür eine Strategie haben. Aber welche sind tatsächlich erfolgreich?
Wenn es um fundierte Ratschläge geht, lohnt sich auch ein Blick auf die Strategien von Star-Investoren. Sie haben nicht nur Millionen verdient, sondern sind auch langfristig mit ihren Investments erfolgreich. Wie also können Anlegerinnen und Anleger denn nun wirklich reich werden? Wir haben ein paar der Investment-Tipps zusammengetragen.
Die Investment-Regeln der Börsengurus
„Ein kurzfristiger Fokus eignet sich nicht für langfristige Gewinne.”
Selbst der legendäre Warren Buffett begann einst bescheiden. Seine ersten Aktien kaufte er gemeinsam mit seiner Schwester Doris. Als der Kurs nach dem Kauf um mehr als zehn Dollar fiel, geriet Doris in Panik. Buffett verkaufte die Aktien, um Doris auszuzahlen. Kurz darauf verfünffachte sich der Kurs – eine bittere Lektion. Buffett lernte, nicht in Panik zu verfallen und Investitionen gründlich zu prüfen. Fortan setzte er auf sichere, langfristige Anlagen, was ihn zu einem der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten machte.
„Wenn man viele Entscheidungen trifft, macht man naturgemäß Fehler. Entscheidend ist, die Konsequenzen dieser Fehler zu begrenzen.“
Einer der wenigen bekannten deutschen Anleger ist Bert Flossbach. Mit seinem Partner Kurt von Storch fing er bereits als Student an, das Geld anderer anzulegen. Jahrzehnte später ist Flossbach von Storch einer der größten und erfolgreichsten Vermögensverwalter. Flossbach betont seit Jahrzehnten die fünf Bausteine für Anlageerfolg: Qualität, Solvenz, Wert statt Preis, Flexibilität und vor allem Diversifikation. Das ist das wichtigste Mantra in Flossbachs Anlagephilosophie. Sein Multiple Opportunities Fonds (ISIN: LU0323578657) listet neben Aktien auch andere Anlageklassen wie Edelmetalle, Anleihen und Derivate. In den vergangenen zehn Jahren konnte der Fonds jährlich eine durchschnittliche Rendite von mehr als 5,7 Prozent vorweisen.
„Die Magie besteht darin, zehn bis 15 gute, unkorrelierte Ertragsquellen zu finden.“
Hedgefonds-Manager Ray Dalio folgt einem klaren Prinzip: Mehr Investments bedeuten nicht automatisch bessere Risikostreuung. Viele Unternehmen sind miteinander verknüpft und können sich in Krisen gegenseitig belasten. Besonders bei großen ETFs zeigt sich dieses Phänomen, da viele enthaltene Wertpapiere ähnliche Risiken tragen. Dalio betont jedoch, dass sich Risiken minimieren lassen, ohne die Rendite stark zu gefährden. Mit seinem Fonds Bridgewater Associates investiert er gezielt in unkorrelierte Unternehmen, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Er hat festgestellt, dass bei zehn bis 15 unkorrelierten Anlagen das Risiko optimal sinkt, ohne die Rendite zu beeinträchtigen.
„Der Abwärtstrend wird bei den breit angelegten Referenzwerten liegen, die Profiteure der alten Weltordnung waren und nun umgestürzt werden.“
Eine weitere Star-Investorin, Cathie Wood, konzentriert sich darauf, Wachstumsmärkte zu identifizieren, bevor die Masse sie entdeckt. Sie setzt auf die Kraft innovativer Technologie und deren „schöpferische Zerstörung“. Mit ihrem ETF Ark Invest ging sie bewusst einen anderen Weg als traditionelle Anleger wie Warren Buffett und hatte damit zunächst großen Erfolg und wies zwischen 2014 und 2021 eine saftige Rendite von durchschnittlich 39 Prozent vor. Doch viele Unternehmen, in die sie investiert, schaffen es auch nach Jahren nicht, Gewinne zu erzielen. Das stößt den Märkten sauer auf: Seit Anfang 2021 sank der Wert ihres wichtigsten Fonds um über 60 Prozent. Es scheint so, als hätte sich Woods verzockt. Nicht jedes Zitat taugt offenbar als Weisheit.
„Ladenbesuche und Produkttests gehören zu den wichtigsten Aufgaben eines Analysten.“
Peter Lynch, obwohl oft im Schatten von Warren Buffett, war als Manager des Magellan Fonds bei Fidelity mindestens genauso erfolgreich und übertraf in vielen Jahren sogar den S&P 500. Sein Erfolg zeigt, dass aktiv gemanagte Fonds den Markt und die Erwartungen vieler Experten schlagen können. Lynch fand seine besten Investmentideen oft im Alltag. Er ging über bloße Zahlen hinaus und wollte wissen, wie Firmen wirklich funktionierten und testete die Produkte oft selbst. Dieses Wissen ermöglichte es ihm, gezielt in Unternehmen mit Wachstumspotenzial zu investieren, das andere oft übersahen, und außergewöhnliche Renditen zu erzielen.
„Es ist lächerlich zu glauben, dass Blasen bei Anlagen nur im Nachhinein erkannt werden können.“
Es kommt oft vor, dass Anleger das Potenzial eines Unternehmens oder einer Branche überschätzen und dabei Risiken übersehen. Der Fondsmanager Michael Burry erkannte Anfang der 2000er, dass sich auf dem Immobilienmarkt eine Blase gebildet hatte. Mit seiner Prognose stand er fast allein und verlor zunächst fast das gesamte Geld seiner Klienten. Doch als der Immobilienmarkt 2007 zusammenbrach, verdiente er hunderte Millionen für seinen Fonds. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig unabhängiges Denken ist – manchmal ist es klüger, gefährliche Trends zu meiden. Burry fällt jedoch in letzter Zeit zunehmend damit auf, Krisen vorherzusagen, die nicht eintreten. Die Masse liegt anscheinend nicht immer daneben.
„Wenn man einen großen Betrag hat, sollte man nicht alles auf einmal anlegen.“
Risiken zu minimieren, steht für Anja Mikus im Vordergrund. Als Managerin des Fonds zur Finanzierung der Kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) verfolgt sie das Ziel, die Kosten der deutschen Atommüllentsorgung zu decken. Der 2017 gegründete erste deutsche Staatsfonds wurde mit Geldern von Atomkraftwerksbetreibern ausgestattet, benötigte jedoch einige Jahre, um einen Großteil des Kapitals anzulegen. Mikus sieht darin einen Vorteil: Wäre der Fonds sofort investiert worden, wären die Verluste während der Pandemie größer ausgefallen. Sie rät Privatanlegern, schrittweise zu investieren, etwa über Sparpläne, um Volatilitäten abzufedern, und stets genügend liquide Mittel für unerwartete Ausgaben bereitzuhalten.