Mark Zuckerberg und Steve Jobs haben etwas gemeinsam: Die zwei Ikonen der amerikanischen Technologieszene haben nicht nur erfolgreich Firmen gegründet und sind mit Apple und Facebook zu Milliardären geworden, sondern auch im Privatleben teilen sie einen Spleen: Beide haben – beziehungsweise hatten – ein Faible für sehr übersichtliche Kleiderschränke. Steve Jobs sah man eigentlich nur in schwarzen Rollkragenpullovern. Und Mark Zuckerberg hat nur ein Dutzend grauer T-Shirts im Schrank und genauso viele graue Hoodies. Warum?
Warum besitzt jemand mit Millionen auf dem Konto so wenige und unspektakuläre Klamotten, dass er jeden Tag gleich aussieht? Die Stars des Silicon Valley wollten damit vor allem Entscheidungen minimieren, sagen sie selbst. Denn wer morgens nicht überlegen muss, was er anzieht, hat den Kopf frei für andere Dinge, fürs Wesentliche. Sicher waren oder sind sie aber auch Bekleidungsminimalisten, weil ihnen Mode einfach nicht wichtig ist. Im Falle von Steve Jobs kommt sicher noch dazu, dass er auch ein zutiefst sparsamer Mensch war, wie wir inzwischen wissen. Er soll sogar seine Autos stets nur ein halbes Jahr gefahren sein, um so die Kosten fürs Nummernschild zu sparen, heißt es.
Was wir davon für unseren eigenen Umgang mit Geld lernen können? Viel. Auch ohne gleich zum Minimalisten oder Geizkragen werden, könnten wir ja mal darüber nachdenken, an welchen Stellen wir Geld ausgeben – und wo oder wann wir es uns eventuell sparen könnten. Das entscheidende Geld ist nämlich das, was wir nicht ausgeben. „Reich wird man nicht durch das Geld, das man verdient, sondern durch das, was man nicht ausgibt“, sagte schon Automobilkönig Henry Ford.
Irgendeinen Grund zum Kaufen und Konsumieren finden wir immer
Es geht dabei wohlgemerkt nicht um den großen Verzicht. Sondern darum, Dinge zu reduzieren, die uns gar nichts bringen. Unnötige Gebühren zum Beispiel, hohe Extrakosten für Dinge, die wir woanders billiger bekommen könnten oder Ausgaben für Gegenstände, die uns im Grunde gar nichts wert sind. Und ein paar solcher Ausgaben hat jeder von uns.
Das Phänomen ist nämlich: Je mehr wir verdienen – desto mehr geben wir normalerweise auch aus. Entweder unbedacht nach dem Motto „warum soll ich auf jeden Euro achten, ich hab´s ja?“ Oder auch ganz bewusst, denn irgendeinen Grund zum Kaufen und Konsumieren finden wir immer, wenn genug Geld da ist. Aber ... haben wir auch wirklich immer etwas davon? Für Steve Jobs und Mark Zuckerberg sind (oder waren) zumindest teure Designerklamotten und edle Anzüge überflüssig. Ihnen brächten sie keinen Zusatznutzen. Und ganz sicher geben auch Sie regelmäßig Geld für etwas aus, dass Sie gar nicht zufriedener macht. Wetten?
Wenn bei Ihnen am Monatsende nichts übrigbleibt, dann beobachten Sie Ihr Konto und Haushaltsbuch mal ganz genau. Und zwar mindestens zwei oder drei Monate lang. Denn wenn Sie immer wieder in den Minusbereich rutschen und in den Dispokredit, dann kostet sie das verdammt viel Geld. Auch wenn oft nur kleine Sollzinsbeträge auf dem Kontoauszug stehen, aber die läppern sich. Deshalb haben wir hier ein paar wertvolle Tipps, wie Sie geheime Geldfresser entlarven.
Die geheimen Geldfresser
Sollten Sie vielleicht sogar schon so tief in die Miesen gerutscht sein, dass Sie Geld von Freunden oder Familienangehörigen leihen müssen oder einen Kredit aufgenommen haben, dann müssen Sie unbedingt zusehen, zuerst von den Schulden runterzukommen, bevor Sie weiter über Geldfragen nachdenken. Es gilt nämlich immer: Erst Schulden abbauen, dann Geld anhäufen. Das ist der einzig mögliche Weg. Warum? Weil die Sollzinsen für die Schulden oder den Dispokredit immer höher sind als die Habenzinsen, die Sie beim Geldanlegen erzielen. Von daher liegt im Schuldentilgen erst einmal die größte Rendite.
Nun aber zurück zum verfügbaren Budget und der maximalen Sparrate, auch wenn sie vielleicht (noch) sehr klein ist. Wenn Sie erst einmal Ihre Geldfresser entlarven, wird sie ein Stück größer: Schauen Sie also die Liste mit den Ausgaben genauer an. Zuerst die größeren fixen Ausgaben wie Fahrtkosten oder Telefon, vielleicht fällt Dir dabei schon Einsparpotenzial auf. Oder geben Sie sehr oft größere Beträge für Einrichtungsgegenstände oder Kleidung aus, die Sie mit Karte bezahlen – und ärgern Sie sich manchmal über solche Spontankäufe? Dann versuchen Sie es mal eine Weile mit einem Trick von Verhaltensökonom Dan Ariely, der Eisglasmethode:
Nehmen Sie die Bankkarte und versenken sie diese in einem Glas mit Wasser. Das macht ihr nichts. Nun stellen Sie das Glas in die Tiefkühltruhe, die Karte wird also schockgefrostet. Das nächste Mal, wenn Sie vor einem Spontankauf stehen, müssen Sie also nach Hause laufen, das Glas aus dem Gefrierfach nehmen – und ein paar Stunden warten, bis der Eisblock geschmolzen ist. Würden Sie den Prozess beschleunigen, indem Sie zum Beispiel mit einem Föhn den Klotz schmelzen wollen, laufen Sie eher Gefahr, den Magnetstreifen zu beschädigen. Sie müssen sich also wohl oder übel gedulden. Wenn Sie am Ende immer noch das Gefühl haben, unbedingt dieses Teil besitzen zu wollen, dann ist es Ihnen anscheinend den großen Aufwand wert. Vielleicht aber stellen Sie bis dahin fest: So nötig brauche ich es gar nicht.
Auch Kleinbeträge sind wichtig
Mit der Eisglasmethode können wir uns ein klein bisschen mehr Selbstdisziplin antrainieren. Wer begeisterter Internetshopper ist – und dummerweise seine Kreditkartennummer auswendig weiß, weswegen das Einfrosten nichts bringen würde – kann sich auch so behelfen: Legen Sie Ihre Wunschartikel in den Einkaufskorb, klappen das Laptop zu und überschlafen den Kauf bis morgen. Wenn Sie dann immer noch meinen, den Kaufen-Knopf drücken zu müssen, dann: Sei´s drum.
Aber auch Kleinbeträge sind besonders wichtig – und oft gerade diejenigen, auf die wir besonders leicht verzichten könnten. Da sind zum Beispiel all die Ausgaben für die Dinge zwischendurch: den Coffee to Go, den Snack unterwegs, das zweite oder dritte Feierabendbier oder die Taxifahrt nach der letzten Party, obwohl es eigentlich auch eine U-Bahn gegeben hätte. Mit einem Haushaltsbuch sehen Sie sehr schnell, wo sich regelmäßig Geldfresser verstecken, von denen Sie vorher gar nicht dachten, dass sie derart viel Geld vom Budget wegknabbern würden.
Nun geht es ja nicht darum, sich jeden Kaffee oder jedes Eis zu verkneifen oder nach einer rauschenden Party krampfhaft zu Fuß nach Hause zu laufen oder zur U-Bahn zu wanken, wenn man kaum noch stehen kann. Genau das würden wir als Verzicht empfinden. Und Verzicht ist nie eine gute Idee, um uns selbst zum „besseren“ Verhalten zu bringen. Es ist wie bei Diäten: Wenn wir beschließen, keine Schokolade mehr zu essen oder keine Süßigkeiten mehr zu naschen, was wird das auslösen? Wir werden eine Weile durchhalten, aber schon bald einen ungeahnten Heißhunger nach genau den Süßigkeiten entwickeln, die wir uns verkneifen wollten. Der Kopf rebelliert gegen das unerwünschte Diät-Programm. Denn Verzicht bedeutet für uns psychologische Kosten. Deshalb sollten wir das Sparen besser nicht als Verzicht wahrnehmen.
Nicht alle Reserven aufs Sparkonto
Es funktioniert eher so: Angenommen Sie geben jeden Morgen auf dem Arbeitsweg 3,20 Euro für die Latte-Macchiato-to-Go aus, den Sie in der U-Bahn trinken. Das sind im Monat 64 Euro. Vielleicht schnappen Sie sich beim Bäcker noch ein belegtes Brötchen dazu, dann frisst das schon über 100 oder 150 Euro jeden Monat vom Budget. Wenn das Frühstück to Go nun Ihr ganz bewusster kleiner Luxus ist: ... gut! Gönnen Sie sich das.
Aber: Wenn Sie gar nicht das Gefühl haben, dass es Ihnen einen Extra-Wohlfühlmoment verschafft, sondern wenn Sie das nur aus Gewohnheit machen und weil es eben praktisch ist, dann fragen Sie sich ehrlich: Könnte ich mir nicht auch einen Kaffee von zu Hause mitnehmen und ein Brötchen für unterwegs schmieren? Das kostet vielleicht fünf Minuten zusätzlich morgens, aber die verbringt man auch locker beim Warten in der Bäckerei. Man kann solche Gedanken einfach mal durchspielen, oder es ausprobieren. Danach wissen Sie zumindest, ob Ihnen diese Gewohnheit wirklich das Geld wert ist.
Clever ist folgendes, was den verfügbaren Betrag angeht: Sie schichten am besten nicht die gesamte Restsumme jeden Monat aufs Sparkonto. Sondern nur einen Teil davon. (Wenn Sie 200 Euro übrighaben, sparen Sie also vielleicht nur 100 oder 150 Euro.) Die übrigen 50 oder 100 Euro lassen Sie erst einmal auf dem Girokonto stehen, darum kümmern Sie sich später. Das gibt Ihnen auch das gute Gefühl, bereits einen kleinen Puffer zu haben. Das macht nämlich schon mal 600 bis 1200 Euro im Jahr aus.
Von dem Teil, den Sie sparen, stecken Sie wiederum nur einen Teil auf das Notfall-Konto und das langfristige Vorsorgekonto (sagen wir zwei Drittel). Das andere Drittel packen Sie auf ein Gönn-Dir-was-Konto, um sich ab und zu selber zu belohnen, mit einem kleinen Urlaub zum Beispiel, oder einem neuen Sportgerät. Schließlich soll Sparen auch Spaß machen, das haben wir ja versprochen.
Selbstkontrolle funktioniert wie ein Muskel
So, und für den Fall, dass Sie sich jetzt denken: Ok, so mache ich das demnächst ... also wenn ich mal dazu komme ... – dann erinnern Sie sich noch mal an die Marshmallows: Da ging es ja um die Frage: Wie gut ist unsere Selbstkontrolle, werden wir also unsere Ziele erreichen? Dazu können wir Ihnen folgenden beruhigenden Hinweis geben: Nicht jeder schafft es, sich selber gut zu kontrollieren, manche können das besser, andere schlechter. Es gibt aber nicht „die Menschen“, die sich immer und überall toll im Griff haben, manchen fällt es nur in Bereichen leichter, die wir stärker wahrnehmen (beim Essen oder beim Sport etwa), dafür schlagen sie in anderen Bereichen über die Stränge (und bleiben zu lange auf oder shoppen exzessiv). Grundsätzlich macht uns mehr Selbstkontrolle aufmerksamer und konzentrierter, haben Verhaltenswissenschaftler herausgefunden – und das Gute an ihr ist: Man kann sie trainieren.
Es ist allerdings auch so: Manchmal sind wir eine Weile lang sehr konsequent, dann wieder gar nicht mehr. Wenn wir eine Diät machen zum Beispiel, oder wenn wir uns am Jahresanfang gute Vorsätze vorgenommen haben. Woran liegt das? Es liegt daran, dass unsere Selbstkontrolle im Grunde funktioniert wie ein Muskel, sagen Hirnforscher: Am Anfang funktioniert es mit dem Konsequentsein noch ganz gut und vor allem frühmorgens. Doch schon im Laufe des Tages schwindet die Selbstkontrolle ziemlich dahin. Abends ist dann oft nicht mehr viel davon übrig. Sie erlahmt übrigens umso eher, je kontrollierter wir durch den Tag laufen. Deshalb hilft es sogar, wenn wir bei Kleinigkeiten gelegentlich nachgeben, damit wir die großen Ziele erreichen. Das ist der Grundmechanismus.
Wir können uns dazu bringen, leichter etwas einzuhalten, was wir uns vorgenommen haben. Und zwar mit ein paar einfachen Mitteln. Sie können es ja mal ausprobieren: Wenn Sie sich etwas vornehmen, dann sagen Sie es sich unbedingt laut vor. Schon das hilft. Oder sagen Sie es einem Freund. Der kann Sie dann später danach fragen und daran erinnern kann – für den Fall, dass Sie noch nicht angefangen haben sollten. Und schreiben Sie Ihr Ziel am besten auch auf. Damit wird es verbindlicher.
Konkrete Ziele setzen
Sie brauchen aber auch einen Plan, einen möglichst konkreten. Sagen Sie sich nicht: „Ich fange mit dem Sparen an.“ Das funktioniert ungefähr so gut wie: „Ich will abnehmen“ oder „ich treibe jetzt mehr Sport.“ Was heißt schon „mehr“? Und wann ist „jetzt“? Heute passt es gerade schlecht. Da geht es schon los. Formulieren Sie deshalb möglichst konkret: „Ab dem nächsten Monats-Ersten lege ich monatlich 100 Euro zurück“, wäre ein besseres Ziel. Oder: „Jedes Zwei-Euro-Stück, dass ich am Morgen im Portemonnaie finde, werfe ich ins Sparschwein.“ Solche Pläne lassen sich gut umsetzen.
Und: Nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal vor! Sagen Sie sich also nicht: Ich regle jetzt endlich die Geldanlage, die Berufsunfähigkeit und meine Autoversicherung. Wenn Sie gleich mehrere Ziele verfolgen, die Selbstkontrolle verlangen, blockieren Sie sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig, dadurch erschlafft die Kontrolle umso eher. Nehmen Sie sich erst einmal ein Ziel vor.
Und nun das Wichtigste: Automatisieren Sie Ihr Handeln so, dass es für Sie ganz selbstverständlich wird, Ihren Plan auch umzusetzen. Gucken Sie jeden Morgen in Ihren Geldbeutel, bevor Sie das Haus verlassen und stecken die Münzen in das Sparschwein neben der Tür. Lassen Sie sich vom Handy dran erinnern, dass der Monats-Erste ist – oder besser noch: Richten Sie einen Dauerauftrag ein, der das Geld automatisch vom Konto weg überweist. Sie werden sehen: Irgendwann ist das alles so selbstverständlich wie das Zähneputzen.
Und plötzlich fühlt sich Sparen ganz einfach und natürlich an.

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