Die jüngste Berichtssaison in den USA ist fast vorbei. In dieser Woche veröffentlichte mit Nvidia eines der Unternehmen, das die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben dürfte, Zahlen zum zweiten Quartal. Wesentlich weniger im Blick haben Anleger die Berichte kleinerer Unternehmen, auch Nebenwerte oder Small Caps genannt. Dabei haben auch die US-amerikanischen Nebenwerte aus dem Small-Cap-Index Russell 2000 mittlerweile nahezu alle ihre Bücher geöffnet. Ganz im Gegensatz zu vielen Börsen-Giganten und abseits der großen Aufmerksamkeit, haben sie die Erwartungen der Analysten übererfüllt.
Und wie: Kleinere US-Börsenwerte konnten ihre Gewinne im Schnitt um fast 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal steigern. Zwar stagnierten die Umsätze, dafür haben die Unternehmen die Gewinnerwartungen der Analysten aber durchschnittlich um rund acht Prozen übertroffen, schreibt die Deutsche Bank. Die Aussichten sind sogar noch besser als die Rückschau: Analysten erwarten in den kommenden vier Quartalen bei den Unternehmen des Anlagesegments auch steigende Umsätze, gehen zudem von weiteren deutlichen Gewinnsteigerungen aus: „Allen voran rechnen Marktexperten mit einer starken Ausweitung der Margen sowie durchschnittlichen Gewinnsteigerungen in Höhe von etwa 50 Prozent je Quartal“, so die Deutsche Bank.
Kleinere Börsenwerte sind in vielen Fällen langfristig profitabel, günstig bewertet und eher unbekannt. Es gibt wenig Kursverzerrungen durch Hypes oder Trends. Das macht die Titel aus der zweiten Reihe für Anleger besonders interessant. Allerdings gelten Nebenwerte auch als anfälliger für Schwankungen, wenn sich die allgemeine Entwicklung auf ihren Heimatmärkten verändert. Deshalb lohnt der Blick auf das Geschäftsfeld, die Zukunftsfähigkeit und auf Analysteneinschätzungen ganz besonders. Zugleich könnten kleinere Unternehmen deutlich stärker von der erwarteten Zinssenkung der US-Notenbank Fed profitieren, da niedrigere Zinsen perspektivisch die Fremdfinanzierungskosten verringern und die Bilanzen entlasten können.
FTAI Aviation
Das Unternehmen FTAI Aviation hat sich auf die Wartung und Reparatur von Flugzeugen und Triebwerken für Flugzeuge spezialisiert. Außerdem bietet FTAI Leasing-Modelle und Modul-Systeme für Triebwerke an. Das Unternehmen mit Sitz in New York setzt insbesondere auf ältere Triebwerkssysteme, die aktuell sehr gefragt sind: Das CFM-56, eines der weltweit meistgenutzten Triebwerke, ist etwa in älteren Generationen des A320 und der Boeing 737 verbaut. Ein weiterer potenzieller Kunde ist der brasilianische Flugzeughersteller Embraer.
FTAI konnte seinen Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent steigern. Gleichzeitig investierte das Unternehmen in den Aufkauf von Ersatzteilen und Reparaturstätten, was den Nettogewinn naturgemäß schmälert. Deshalb ist ein Blick auf die Kennziffer Ebitda aufschlussreich, den Unternehmensgewinn vor Investitionskosten: Hier weist FTAI im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Plus von über 30 Prozent auf. Die erwartete Nettoverschuldung für das Jahr 2024 liegt bei etwa 16 Prozent. Die Aussicht auf sinkende Zinsen bei einer im Verhältnis zum Eigenkapital moderaten Verschuldung dürfte die Rentabilität des Unternehmens weiter verbessern.
Die auf Marketscreener vertretenen Analysten, darunter die US-Bank Morgan Stanley, die Deutsche Bank und die Citigroup, empfehlen das Unternehmen mehrheitlich zum Kauf. Sie zeigen sich vom Geschäftsmodell überzeugt: FTAI verschaffe sich Wettbewerbsvorteile durch seinen hohen Triebwerksbestand und schnellen Wartungsservice. Beim derzeit attraktivsten Teil des Luft- und Raumfahrt-Ersatzteilmarktes, dem CFM-56-Triebwerk, wird das Unternehmen seine Gewinne maximieren können, schreiben die Analysten der US-Bank Morgan Stanley. Morgan Stanley hat das Unternehmen zu einem seiner Top-Aktien-Picks im Bereich Luft- und Raumfahrt erklärt und das Kursziel auf 140 US-Dollar gehoben.
Aktuell notiert die Aktie bei 120,68 US-Dollar. Das mittlere Kursziel sehen die Analysten bei 131 US-Dollar. Im laufenden Jahr hat die Aktie bereits gut 160 Prozent zugelegt.
Abercrombie & Fitch
Das Fashion-Unternehmen mit einer über 130-jährigen Unternehmensgesichte ist beileibe kein unbekannter Wert. Nach einem Popularitätsboom in den 2000er-Jahren und massiven Imageproblemen in der folgenden Dekade ist der Nebenwert nun wieder für Anleger interessant. An der Börse konnte der Titel seit Jahresbeginn ein Plus von rund 57 Prozent verzeichnen. Die gerade veröffentlichten Quartalszahlen stützen das positive Bild: Das Unternehmen konnte seinen weltweiten Umsatz um 21 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode steigern. Das Ebitda stieg um über 28 Prozent, beim Nettoergebnis liegt Abercrombie & Fitch mit rund 17 Prozent im Plus.
Aktuell notiert der Titel bei 138,31 US-Dollar. Das mittlere Kursziel sehen Analysten bei 192,50 US-Dollar und raten mehrheitlich zum Aufstocken. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 für 2025 ist das Unternehmen zudem im Branchenvergleich günstig bewertet.