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Fondsbranche Kostenfalle Mischfonds: Immer mehr Anleger flüchten in Aktien-ETFs

Kosten sind ein stark unterschätzter Faktor bei der langfristigen Performance. Immer mehr Anleger schichten deshalb ihr Geld in börsengehandelte Indexfonds, kurz ETFs um, da sie sind günstiger zu haben sind als aktiv gemanagte Fonds.
Kosten sind ein stark unterschätzter Faktor bei der langfristigen Performance. Immer mehr Anleger schichten deshalb ihr Geld in börsengehandelte Indexfonds, kurz ETFs um, da sie sind günstiger zu haben sind als aktiv gemanagte Fonds.
© Pond5 Images / IMAGO
Seit der Zinswende ist deutschen Privatanlegern die Lust auf teure Mischfonds vergangen. Die Abflüsse aus den einstigen Vertriebslieblingen hielt auch im ersten Halbjahr an, ebenso wie bei den offenen Immobilienfonds.

Die Flucht deutscher Privatanleger aus Mischfonds setzt sich fort. Aus den Produkten flossen im ersten Halbjahr netto 6,4 Mrd. Euro ab, wie der Fondsverband BVI am Dienstag mitteilte. Bereits im Vorjahr waren aus den Fonds, die in Aktien, Anleihen und teilweise auch in Edelmetalle oder Derivate investieren, netto 15 Mrd. Euro abgezogen worden. Für Aufsehen hatte seinerzeit der Abfluss von rund einer Mrd. Euro aus dem beliebten Multiple Opportunities-Fonds von Flossbach von Storch gesorgt.

Das in den Mischfonds angelegte Vermögen lag hingegen zum 30. Juni mit 354 Mrd. Euro höher als zu Jahresbeginn, als es der BVI mit 338 Mrd. Euro beziffert hatte. Der Grund dafür ist nach Angaben eines Verbandssprechers die Wertsteigerung der in den Fonds enthaltenen Wertpapiere. Dennoch rangiert der Markt für Mischfonds deutlich unter seinen Höchstständen von 2021, als in den für Privatanleger zugänglichen Produkten (offene Publikumsfonds) noch 403 Mrd. Euro investiert waren. 

Damit ist der Markt um rund zwölf Prozent geschrumpft. Dies trifft die Gesellschaften wie auch die Vertriebe von Banken, Sparkasse oder freie Vermögensberater, da die Gebühreneinnahmen sinken. Viele Mischfonds erheben hohe Gebühren, von denen gute Teile an den Vertrieb fließen.

Aktien lieber als ETF

Apropos Kosten und Gebühreneinnahmen: Viele Anleger haben in Renten- und Aktienfonds umgeschichtet, die deutliche Netto-Mittelzuflüsse im ersten Halbjahr verzeichneten. So flossen in Rentenfonds 10,9 Mrd. Euro, rund drei Viertel davon in Anleihen mit maximal drei Jahren Restlaufzeit, die wegen der inversen Zinsstruktur derzeit noch höher rentierten als Langläufer. 

Zugleich flossen im ersten Halbjahr 9,5 Mrd. Euro in Aktienfonds. Hier geben offenbar immer mehr Anleger passiven Produkten (ETFs) den Vorzug. Der BVI-Statistik zufolge flossen aus aktiv verwalteten Aktienfonds von Januar bis Juni 2,7 Mrd. Euro ab.

Abfluss aus offenen Immobilienfonds 

Zu den Verlierern zählten neben den Mischfonds die offenen Immobilienfonds. Hier flossen seit Jahresbeginn 2,1 Mrd. Euro ab. Über die elf zurückliegenden Monate waren es insgesamt 3,1 Mrd. Euro. Viele der Fonds haben inzwischen Renditen unterhalb dessen, was an Tages- und Festgeld oder mit Rentenfonds zu verdienen ist. 

Hinzu kamen bei einigen Produkten Abwertungen wegen fallender Immobilienpreise. In der Summe aus Abflüssen und Abwertungen sank der Bestand der offenen Immobilienfonds um 4 Mrd. Euro auf 127 Mrd. Euro.

Insgesamt verwalteten die Branche laut der BVI-Statistik zum 30. Juni in offenen Publikumsfonds 1,49 Billionen Euro. Insgesamt verwalteten die Fondsgesellschaften inklusive institutioneller Anlagen 4,3 Billionen Euro. 

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