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Börsenstart Robinhood geht an die Börse: 5 Fragen und Antworten zum IPO

Am 29. Juli startet die Robinhood-Aktie an der Nasdaq in New York
Am 29. Juli startet die Robinhood-Aktie an der Nasdaq in New York
© IMAGO / AFLO
Unter dem Kürzel „Hood“ geht Robinhood am Donnerstag an die Börse. Der Neobroker könnte einen der fünf größten IPOs des Jahres hinlegen. Capital beantwortet die wichtigsten Fragen zum Börsendebüt des Brokers

Eigentlich wollte Robinhood schon am 4. Juni sein Debüt an der New Yorker Techbörse Nasdaq feiern. Eine Untersuchung seines Kryptogeschäfts durch die US-Börsenaufsicht SEC verzögerte den IPO allerdings. Jetzt steht der Neobroker erneut in den Startlöchern: Am 29. Juli sollen Anleger die Aktie unter dem Kürzel „Hood“ handeln können. Die wichtigsten Fragen rund um den Börsenstart des Neobrokers:

Wie hat sich Robinhood wirtschaftlich entwickelt?

Seit seinen Anfängen in 2014 ist der Neobroker rasant gewachsen – von 40.000 auf mittlerweile 18 Millionen Nutzer. Zwischen 2016 und 2021 war die Plattform laut eigenen Angaben für die Hälfte aller eröffneten Trading-Konten in den USA verantwortlich. Mittlerweile verwaltet das Fintech ein Vermögen von 81 Mrd. Dollar. Für das Geschäftsjahr 2020 verzeichnete Robinhood einen Gewinn von 7 Mio. US-Dollar. Seit Jahresanfang ist der Neobroker weiter auf Wachstumskurs: Im ersten Quartal 2021 seien 12,5 Millionen Kunden dazugekommen. Grund für das Wachstum ist unter anderem die Aktien-Rally unter Kleinanlegern um Gamestop und AMC am Jahresanfang. Der Umsatz habe sich im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreswert verdreifacht und lag bei 522 Mio. US-Dollar. Allerdings verbuchte Robinhood in dieser Zeit auch einen Verlust von 1,4 Mrd. US-Dollar. Dem Fintech zufolge gehe die Summe aber auf eine Wertberichtigung zurück.

Was erwarten Beobachter vom Börsengang?

Beobachter rechnen schon jetzt mit einem volatilen Börsenstart der Aktie. Grund ist die Entscheidung des Neobrokers rund 35 Prozent der 55 Millionen Wertpapiere für Privatanleger zurückzulegen – die Norm sind zehn bis zwanzig Prozent der Anteile. Der Neobroker bleibt damit seinem Selbstverständnis treu, die Finanzwelt „zu demokratisieren“ und Privatanlegern den gleichen Zugang zum Finanzmarkt zu gewähren wie Profi-Investoren. Für Trader und Portfoliomanager berge das aber eine gewisse Unsicherheit, da unklar sei, wie Privatanleger mit ihren Firmen-Aktien umgehen. Sie rechnen deshalb mit größeren Preisschwankungen, berichtet die „Financial Times“. Einige Beobachter fürchten unter anderem, dass Anleger die Aktien bei Kursanstiegen sofort verkaufen könnten. Robinhood hat aber bereits angekündigt, dass Anleger, die ihre Aktien binnen der ersten 30 Tage verkauften, von künftigen Börsengängen ausgeschlossen werden könnten. Nach aktuellem Stand soll der Preis für die Aktie zwischen 38 und 42 US-Dollar liegen.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Robinhood?

Nutzer können in der Trading-App Order für Aktienkäufe und Verkäufe gebührenfrei abgeben. Die Aufträge leitet der Neobroker dann an sogenannte Marktmacher – zum Beispiel Hedgefonds – weiter, die Robinhood dafür bezahlen, die Order abzuwickeln. Die Marktmacher verdienen wiederum an der Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis. Dieses „Payment for Order Flow“ machte im ersten Quartal rund 81 Prozent der Einnahmen aus.

Warum gilt der Neobroker als umstritten?

Kritiker werfen Robinhood vor, seine Nutzer zum Zocken zu verleiten. Einige der Funktionen, darunter ein Konfetti-Regen bei getätigten Ordern, würden eher an ein Spiel erinnern. Seit Monaten sorgt das Unternehmen außerdem immer wieder mit Negativschlagzeilen für Aufmerksamkeit. Im Dezember 2020 hatte die US-Börsenaufsicht SEC kritisiert, dass das Geschäftsmodell nicht transparent sei. Kunden seien dadurch trotz eingesparter Gebühren etwa 34 Mio. US-Dollar entgangen. In einem Vergleich zahlte der Neobroker 65 Mio. US-Dollar. Bei der Gamestop-Rally am Jahresanfang verhängte er vorübergehend einen Handelsstopp. Das brachte ihm Kritik sowie 50 Klagen von Usern ein. Wegen angeblicher Irreführung von Kunden, zu lascher Kontrollen bei riskantem Optionshandel und technischer Pannen hatte das Unternehmen im Juni Ärger mit der US-Aufsichtsbehörde Finra und zahlte bei dem Vergleich fast 70 Mio. Dollar Strafe. Auch in seinem IPO-Prospekt weist Robinhood darauf hin, dass man wegen der starken Regulierungen im Finanzsektor auch künftig mit Kontrollen und Rechtsstreitigkeiten rechne.

Welche Pläne hat Robinhood nach dem IPO?

Bis zu 2,3 Mrd. US-Dollar will Robinhood durch den Börsengang einnehmen – und würde damit unter den fünf größten IPOs in diesem Jahr landen. Auch die Bewertung des Fintechs könnte auf einen Rekordwert ansteigen. Mit Hilfe der Großbanken JP Morgan und Goldman Sachs peilt es eine Bewertung von 35 Mrd. US-Dollar an. Bei der jüngsten Finanzierungrunde im Februar erzielte Robinhood eine Bewertung von 30 Mrd. US-Dollar. In 2021 stehen die Zeichen für den Neobroker auf Expansion. Bis zum Ende des Geschäftsjahres will er die Anzahl seiner Programmierer verdoppeln. In seinem IPO-Prospekt kündigte Robinhood außerdem an, eine Expansion nach Europa und Asien ins Auge zu fassen. Dort sieht das Unternehmen ein signifikantes Potential, um international zu wachsen. Gründer Vlad Tenev kündigte außerdem an, Robinhood wolle künftig zu einer „Single Money App“ mit Bezahldienstleistungen, einer Geldbörse für digitale Währungen und Rentensparplänen werden.

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