Private Equity steht unter Druck. Wegen der höheren Zinsen und dem nach wie vor trägen IPO-Markt ist es schwerer, Beteiligungen an Unternehmen zu verkaufen und Investoren ihr Geld zurückzugeben. Dadurch wiederum ist es nicht so einfach, frisches Geld aufzutreiben. Denn zum einen stehen Pensionsfonds, Stiftungen und Family Offices weniger Finanzmittel zur Verfügung, zum anderen wächst die Zahl der Alternativen.
Ein Zeichen dafür, dass der Druck Wirkung zeigt, ist die jüngste Ankündigung von Blackstone: Die größte und bekannteste PE-Firma hat eine „Shared-Ownership-Initiative“ („Initiative für gemeinsames Eigentum“) ins Leben gerufen, um die Mitarbeitenden an ihren Portfoliounternehmen zu beteiligen. Das Programm startet mit dem Kältetechnikkonzern Copeland, den Blackstone im vergangenen Jahr für 14 Mrd. Dollar erworben hat. Bei einem Verkauf des Unternehmens erhalten die 18.000 Mitarbeitenden Ausschüttungen, die an die Gewinne der PE-Firma aus diesem Deal geknüpft sind.
Mit diesem Vorhaben befindet sich Blackstone in guter Gesellschaft: Konkurrent KKR hat 2012 damit begonnen, Beteiligungen anzubieten. Außerdem hat Firmenchef Pete Stavros die Organisation Ownership Works gegründet, mit der er fast 30 PE-Firmen von diesem Modell überzeugt hat – Blackstone zählt allerdings nicht dazu. Ownership Works unterstützte die Einrichtung von Beteiligungsprogrammen für Mitarbeitende im Umfang von fast 400 Mio. US-Dollar bei 88 Unternehmen. Innerhalb eines Jahrzehnts soll das Volumen auf 20 Mrd. Dollar steigen.
Das spricht für die Mitarbeiterbeteiligung
Für Private-Equity-Firmen, die um neue Investoren werben, haben diese Pläne mehrere Vorteile. Erstens können PE-Sponsoren argumentieren, dass sie einen Beitrag zur Beseitigung sozialer Ungleichheit leisten – anders als etwa Hedgefonds, mit denen PE um die Zuteilungen für „alternative Investitionen“ konkurriert. Diese Art der Argumentation dürfte bei solchen Anlegern auf offene Ohren stoßen, die sich daran stoßen, dass in den letzten Jahrzehnten der größte Teil der Gewinne aus Produktivitätssteigerungen an Investoren und nicht an Arbeitnehmer geflossen ist.
Der scheidende Investmentchef von des zweitgrößten US-Pensionsfonds Calstrs sprach sich ausdrücklich für eine stärkere Gewinnbeteiligung von PE-Firmen aus. Und der Leiter des Pensionsfonds des Staates New York äußerte sich ebenfalls positiv über eine umfassendere Mitarbeiterbeteiligung.
Der wachsende Zuspruch für Mitarbeiterbeteiligungspläne sollte jedoch mehr als nur eine Frage des Marketings sein. Höhere Zinssätze verändern die Spielregeln für Private-Equity-Firmen grundlegend und zwingen sie zu einem Umdenken bei ihren Geschäften. Laut dem Beratungsunternehmen Stepstone machte die Kreditaufnahme zwischen 2010 und 2021 die Hälfte der gesamten PE-Performance aus.
Doch diese Strategie gerät bei höheren Zinsen ins Wanken. Die Verschuldung eines Portfoliounternehmens wirkt sich sofort auf das Ergebnis aus und beeinträchtigt die Möglichkeiten des PE-Finanziers, ein Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Daten von McKinsey zeigen, dass 2023 Übernahmen mit deutlich weniger Schulden im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen erfolgten als in den Vorjahren.
PE auf der Suche nach neuen Wegen
Mit weniger Fremdkapital müssen Private-Equity-Firmen andere Wege finden, um hohe Renditen zu erzielen, zumal die Investoren bessere Erträge verlangen, weil der vergleichbare risikofreie Zinssatz so viel höher liegt. „In Zukunft müssen wir die Dinge anders angehen“, sagt Amit Garg, Senior Partner bei McKinsey. „Die Frage ist nur, wie.“
Der offensichtliche Weg zu dauerhaften Gewinnen führt über operative Veränderungen, um den Umsatz zu steigern, die Kosten zu senken oder beides. PE-Firmen haben zwar immer behauptet, genau das zu tun, aber der finanzielle Druck hat einige von ihnen weniger sorgfältig werden lassen, als sie könnten.
Zu den bewährten Methoden gehört ein besseres Management. Einige PE-Unternehmen konzentrieren sich auf die Neubesetzung des Vorstands und des Managementteams eines neu erworbenen Portfoliounternehmens. Andere unterhalten einen internen Stab von Vollzeit-Beratern, die Dienstleistungen für mehrere Unternehmen erbringen. Ein dritter Weg ist, eine Reihe erfahrener Führungskräfte zu rekrutieren, die die Unternehmensleitung beraten.
Bei der Private-Equity-Abteilung von Goldman Sachs bieten die Experten des „Value Accelerators“ Beratung zu allen Themen an, von der Auswahl der richtigen Headhunter und Berater bis hin zur Modernisierung von IT-Plattformen und der Neugestaltung von Managementprozessen.
Mitarbeitende beteiligen statt rauswerfen
In der Vergangenheit interessierten PE-Eigentümern sich hauptsächlich dafür, die Belegschaft rauszuwerfen, um Kosten zu sparen. Der neue Fokus auf die Gewinnbeteiligung der Mitarbeitenden deutet darauf hin, dass sich das bald ändern wird.
Umfragen zeigen, dass das Engagement der Arbeitnehmer in den USA stagniert, nachdem es Anfang der 2020er-Jahre einen Höchststand erreicht hatte. Gleichzeitig sind die Gewerkschaften auf dem Vormarsch. Die Gewinnbeteiligung könnte dazu beitragen, die positive Energie zu nutzen. Wer wüsste besser als die derzeitigen Arbeitnehmer, wo Geld verschwendet wird, Umsatzchancen vertan werden oder Prozesse verbessert werden müssen.
Eine Erfolgsgarantie ist die Mitarbeiterbeteiligung nicht, wie die jüngste Misere der britischen Einzelhandelskette John Lewis zeigt. Aber wenn die Investoren wirklich glauben, dass Spitzenmanager durch Aktienzuteilungen und -optionen motiviert werden, sollten sie PE-Firmen belohnen, die dieses Prinzip über die wenigen Eliten hinaus ausweiten.
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